Gefühlte Wahrheit: Wissenschaftskommunikation zwischen Evidenz und Emotion
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Wenn Themen und Debatten emotional werden - etwa wenn es um Corona-Maßnahmen oder Impfungen geht - werden Meinungen schnell zu Tatsachen erklärt. Sobald man im Internet auf Gleichgesinnte trifft, wird die eigene Überzeugung bestätigt - evidenzbasiert ist das allerdings nicht. Selbsterklärte Expert:innen finden sich inzwischen auf verschiedenen Kanälen wie YouTube, Facebook oder dem Messenger Telegram und erreichen damit tausende, manchmal zehntausende Menschen. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können von so einer Reichweite nur träumen, allerdings findet allmählich ein Umdenken statt, was die Wissenschaftskommunikation angeht. Ehemals stiefmütterlich behandelt, wird die Wichtigkeit inzwischen erkannt und Forscher:innen kommunizieren via Twitter, YouTube oder in Podcasts ihre Ergebnisse bzw. bringen sich in aktuelle öffentliche Debatten ein. Das macht sie allerdings auch angreifbar für Hass und Hetze im Netz. Wie erreicht man die Menschen? Wie können Daten und Fakten es mit hitzigen Reden, "Fake News" und Verschwörungserzählungen aufnehmen? Und wie emotional darf die Wissenschaftskommunikation selbst dabei sein?
Wer spricht
Dr. Julia Serong ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationwissenschaft und Medienforschung an der LMU München, hier ist einer ihrer Schwerpunkt die Wissenschaftskommunikation. Von 2017 bis 2020 koordinierte sie an der BAdW die Ad-Hoc-Arbeitsgruppe "Faktizität der Welt".
Podcast-Einführung und -Interview: Dr. Laura Räuber, Referentin für Digitale Kommunikation an der BAdW, Foto: Dr. Julia Serong bei einem Vortrag, © Laura Räuber/BAdW
> Zum Interview in unserer Zeitschrift "Akademie Aktuell"
Zur Reihe "Fakt & Fake"
Die Reihe befasst sich mit der Polarität von wissenschaftlichen Fakten und Verschwörungsglauben und behandelt dabei Schwerpunkte wie psychologische Faktoren oder Antisemitismus und Verschwörungstheorien. Im Zentrum der Reihe steht unsere Online-Veranstaltung "Fakten gegen Mythen - Meinungsbildung in Zeiten der Infodemie", zum Abschluss unserer Ad-Hoc-AG "Faktizität der Welt", die am 24.3. im Livestream auf www.badw.de zu sehen ist und anschließend in der Mediathek abrufbar ist.
Die Ad-Hoc-Arbeitsgruppe "Faktizität der Welt"
Die im Jahre 2017 eingerichtete und 2020 abgeschlossene Ad-Hoc-AG „Faktizität der Welt“ griff die gegenwärtige Diskussion über „post-truth politics“ auf. Das oftmals bewusste Leugnen der Realität im politischen Diskurs fordert die Wissenschaft genauso heraus wie der nur fahrlässige Umgang mit Wahrheiten. Aber wie kommt überhaupt die Wissenschaft zur Feststellung von Fakten? Welche Autoritäten und Prozesse entscheiden darüber? Vor diesem Hintergrund untersuchte die Arbeitsgruppe die Methoden einer kritischen, auf beständige Revision aller Wissensstände bedachten, wahrheitsorientierten Forschung und deren Bedeutung für gesellschaftliche Gestaltungs- und Transformationsprozesse.
> Zur Online-Gesprächsreihe der AG "Fake und Fakt im Bild" über Macht und Ohnmacht der Bilder
- 00:00Teaser
- 00:29Intro und Jingle
- 03:45Das postfaktische Zeitalter oder gefühlte Wahrheit
- 08:02Unhinterfragter Glaube an Pseudowissenschaft
- 12:09Wissenschaftliche Komplexität herunterbrechen
- 14:59Umgang mit Wissenschaftsfeindlichkeit
- 16:42Gründe für Wissenschaftsfeindlichkeit
- 22:12Hartnäckige Existenz von Unwahrheiten
- 25:05Emotionalität der Wissenschaft
- 27:13Pro und Contra emotionaler Wissenschaftskommunikation
- 29:18Verschiedene Stimmen der Wissenschaft und Politikberatung
- 31:55Vertrauensverlust in die Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation
- 35:36Gelungene Wissenschaftskommunikation
- 37:07Schwierige Zielgruppen erreichen
- 38:02Hashtags und Bürgerpartizipation
- 39:35Rückzug der Wissenschaft aus dem Bürgerdialog
- 40:56Populistische Argumente und Verschwörungsmythen durchbrechen
- 43:15Transparente Forschung und Bürgerbeteiligung
- 45:49Wissenschaftskommunikation als Teil des Forschungsprozesses
- 47:47Das Ende des postfaktischen Zeitalters bzw. der gefühlten Wahrheit