Chronik der Akademie
18. Jahrhundert
1720
Seit Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in Bayern Bemühungen, Anschluss an die europäische Akademiebewegung zu erlangen. Die 1720 gegründete „Academia Carola Albertina“, eine frühe Vorläuferin der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, existierte allerdings nicht lange.
1722
Ein weiterer Vorläufer der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war die 1722 gegründete Gesellschaft „Parnassus Boicus oder neu-eröffneter Musenberg“. In ihr waren gelehrte Laien und Geistliche, in erster Linie Ordensleute der Augustiner-Chorherren und Augustiner-Eremiten, versammelt. Ihr aufgeklärter Katholizismus weltlicher Prägung gab der bayerischen Akademiebewegung ihre speziellen Wurzeln. Das Organ der Gesellschaft war die gleichnamige Zeitschrift, von der bis 1740 fünf Bände erschienen. Ihr Zweck war die Erforschung der Natur und die Förderung der bayerischen Geschichtskunde.
Der „Parnassus Boicus“ erschien kriegsbedingt 1740 zum letzten Mal. Eine Institution, die den Gedanken kritischer Natur- und Geschichtsforschung hätte weitertragen können, existierte danach zunächst nicht mehr.
Auf den "Parnassus Boicus" nahm auch die Gründungsurkunde der Akademie von 1759 ausdrücklich Bezug.
1758
Um die Kontinuität des neuen Wissenschaftsverständnisses in Bayern zu sichern, gründete der Hofrat am Münz- und Bergkollegium in München, Johann Georg von Lori (1723–1787), am 12.10.1758 die „Bayerische Gelehrte Gesellschaft“ in der Nachfolge des Parnassus Boicus.
Ziel war von Anfang an die Erhebung der Gesellschaft in den Rang einer kurfürstlichen Akademie, die der Forschung und dem wissenschaftlichen Fortschritt dienen sollte.
1758
Neben Johann Georg von Lori waren der kurfürstliche Münz- und Bergrat Dominicus von Linprun und der Kommerzienrat Franz Xaver Stubenrauch unter den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft. Lori entwarf „Gesetze“, die bereits deutlich die Struktur einer Akademie erkennen lassen.
Erster Präsident der Gesellschaft wurde der Vorsitzende des Münz- und Bergwerkskollegiums (und damit Vorgesetzte Loris), Sigmund Graf von und zu Haimhausen, der Dank seiner guten Verbindungen zum Hof den Weg zum Kurfürsten ebnete.
1759
Der von Kurfürst Max III. Joseph unterzeichnete Stiftungsbrief der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ist auf den 28. März 1759 datiert, seinen Geburtstag. Die Statuten der Akademie bestätigte er am 25. Juni 1759. Finanziert wurde die Akademie vorerst aus den Steuereinnahmen des Kalenderwesens.
Mit der Gründung erhielt die Residenzstadt München erstmals eine vom Landesherrn finanzierte große staatliche Wissenschaftseinrichtung. Die Universität befand sich zu dieser Zeit noch in Ingolstadt.
1759
Von Anfang an wählte die Akademie ihre Mitglieder ohne Ansehen von Religion oder Nationalität. Die Aufnahme erfolgte damals durch Einreichung und Annahme einer Abhandlung. Unter den 88 Mitgliedern des Gründungsjahres waren 19 Protestanten – zu einer Zeit, als in München kein Protestant das Bürgerrecht erhalten konnte.
Die Mitglieder teilten sich in zwei Klassen, eine historische und eine philosophische Klasse (heute sind es vier Sektionen). Erstere hatte die Aufgabe, Urkunden, Briefe, Aufschriften und Altertümer zu erheben, zu sammeln und kritisch zu bearbeiten. Darüber hinaus sollte sie sich der Geschichte Bayerns widmen und Wörterbücher erstellen.
Aufgabe der zweiten Klasse sollte es sein, die Natur zu erforschen, im In- und Ausland Naturalien zu sammeln und chemisch zu untersuchen sowie wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfindungen zum Nutzen von Landwirtschaft, Handwerk, Berg- und Hüttenwesen zu verbreiten. Weitere Aufgaben waren die Unterbreitung von Vorschlägen zur Landesvermessung, astronomische Beobachtungen, die Anwendung meteorologischer Methoden zur Erforschung der Natur, der Wasserwirtschaft und des Kalenderwesen sowie statistische Aufgaben.
1760
In den Anfangsjahren verfügte die Akademie nicht über eigenen Räumlichkeiten und tagte zunächst in der Burggasse 5, dann in der Wohnung des Präsidenten Haimhausen, später in einigen Zimmern neben der Hofbibliothek.
Der erste feste Sitz der Akademie befand sich ab 1760 in der Nähe des Schwabinger Stadttores, in einem Fuggerschen Besitz zwischen Theatiner- und Faulhaberstraße (heutige „Fünf Höfe“).
1761
Am 6. Juni luden die Mitglieder in die akademieeigene Sternwarte am sogenannten Rockerl im Bereich des heutigen Geländes der Obersten Baubehörde ein: Sie beobachteten den Durchgang der Venus durch die Sonne - ein äußerst seltenes Ereignis. Die vielbeachtete, öffentliche Vorführung rückte die Forschungsaktivitäten der Akademie erstmals sichtbar ins Bewusstsein der Münchner Bevölkerung.
1763
Die Sammlung und Edition altbayerischer Urkunden unter dem Titel „Monumenta Boica“ begründete den besonderen historischen Schwerpunkt der Akademie und Münchens als Zentrum historischer Forschung in Deutschland. Der erste Band erschient 1763, insgesamt umfasste die Sammlung heute rund 100 umfangreiche Bände.
1779
Neben der historischen und der philosophischen Klasse richtete die Akademie 1779 eine belletristische Klasse ein, die sich mit Literatur, Theater, Sprache und den schönen Künsten befasste. 1785 wird sie unter Kurfürst Karl Theodor bereits wieder geschlossen: Einige ihrer Mitglieder standen im Verdacht, dem 1785 verbotenen Illuminatenorden anzugehören.
1781
Bereits 1759 begonnen an der Akademie systematische Wetterbeobachtungen. Sie wurden ab 1781 auf dem Hohenpeißenberg südwestlich von München fortgesetzt und auch publiziert. Erst 1934 wurde die Landeswetterwarte in den neu gegründeten Reichswetterdienst integriert, heute wird sie vom Deutschen Wetterdienst betrieben.
Die Messreihe vom Hohenpeißenberg zählt zu den längsten und homogensten Reihen in Europa. Sie hat weltweilt für die Wetter- und Klimaforschung einen besonderen Stellenwert.
1783
Die Akademie zog in das so genannte „Wilhelminum” um, das weitläufige Kollegiengebäude des aufgelösten Jesuitenordens an der Neuhauser Straße. Hier war sie bis zum Zweiten Weltkrieg beheimatet.
1786
Am 21. März wandten die Mitglieder der Akademie als Verfahren zur jährlichen Zuwahl erstmals die Kugelung, auch Ballotage genannt, an.
Die Kugelung ist eine effektive, geheime Abstimmung mit weißen und schwarzen Holzkugeln. Die anwesenden Stimmberechtigten geben mit einer weißen Kugel eine Ja- und mit der schwarzen Kugel eine Neinstimme ab. Mit diesem Verfahren wählt die Akademie bis heute ihre Mitglieder.
19. Jahrhundert
1800
Gründung des „Topographischen Bureaus“ zur Vermessung des Landes. Die Akademie besaß keine institutionell verankerten Befugnisse, war aber durch mehrere Akademiemitglieder (Brander, Riedl, Schiegg und andere) maßgeblich beteiligt.
1802
Die Philosophische Klasse benannte sich um in „Physikalische“ Klasse.
1807
Unter der Regentschaft von Maximilian I. Joseph (1806-1825) wurde die Akademie von einer freien Gelehrteneinrichtung zu einer staatlichen Zentralanstalt mit neuer Verfassung und hauptberuflich tätigen, fest besoldeten Staatsbeamten. Sie wurde dem Innenministerium direkt unterstellt.
1807
Die wissenschaftlichen Sammlungen und Anstalten des Staates Bayern wurden als so genannte Attribute an die Akademie angegliedert. Dies betraf unter anderem die Zentralbibliothek, das Naturalienkabinett, das chemische Laboratorium, Münzkabinett und Antiquarium, die Sternwarte in Bogenhausen, den Botanischen Garten und das Anatomische Theater. Ebenso fiel der Akademie das Vermögen der aufgelösten Mannheimer Akademie zu.
1807
Joseph von Baader wurde der erste Konservator des Polytechnischen Kabinetts der Akademie und übte sein Amt bis 1817 aus.
1807
Gründung der Kommission zur Untersuchung vaterländischer Altertümer, die bis 1827 bestand.
1812
Präsident Friedrich Heinrich Jacobi trat nach Streitigkeiten mit Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775-1854) vom Amt zurück, die Leitung der Akademie lag bis 1822 in den Händen des Generalsekretärs Friedrich von Schlichtegroll (1765-1822).
1816
Bau der Sternwarte Bogenhausen, die am 4. Januar 1818 ihren Betrieb aufnahm. Erster Direktor war Johann Georg von Soldner.
1816
Mit der Begründung des Bayerischen Wörterbuchs durch Andreas Schmeller begann ein bis heute andauerndes Forschungsprojekt, aus dem das erste philologisch fundierte deutschsprachige Wörterbuch hervorging.
1817
Dieses Jahrzehnt stellte einen Höhepunkt wissenschaftlicher Forschungsleistungen dar. Zu nennen sind die Entwicklung der optischen Präzisionsinstrumente durch Joseph von Fraunhofer, der Wassersäulenmaschine durch Georg von Reichenbach oder des galvanischen Telegraphen durch Samuel Thomas von Sömmering.
1817
Die beiden Akademiemitglieder Johann Baptist Spix und Karl Friedrich von Martius brachen zu einer Forschungsexpedition nach Brasilien auf, von der sie 1820 eine Vielzahl an Pflanzen für den Botanischen Garten in München mitbrachten.
1819
Die große Quellensammlung zum deutschen Mittelalter, die Monumenta Germaniae Historica (MGH), wurde unter der Leitung des Historikers Georg Heinrich Pertz (1795-1876) von der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde begonnen. Ihre Editionen waren ausschlaggebend für die Weltgeltung der deutschen Mediävistik.
1826
1826 zieht die bayerische Landesuniversität von Landshut nach München um. Damit steht der Akademie an ihrem Sitz ein viel stärkeres Gelehrtenpotential zur Verfügung als jemals in der Epoche ihrer Gründung. Die Wissenschaft professionalisiert sich dadurch zunehmend.
1827
Unter König Ludwig I. (1786-1868) kehrte die Akademie zu ihrer ursprünglichen Bestimmung als freie Gelehrtengemeinschaft und Forschungsreinrichtung zurück. Ihre Mitglieder wurden vom Staatsdienst entbunden. Die Attribute wurden wieder ausgegliedert und teils einem neu geschaffenen Generalkonservatorium unterstellt, dessen Vorsitz der Akademiepräsident bis 1936 in Personalunion innehatte, teils mit den Lehrsammlungen der Universität vereint.
König Ludwig I. ernannte Friedrich Wilhelm Schelling zum Präsidenten der Akademie.
1827
Das polytechnische Kabinett, ein ehemaliges Attribut der Akademie, wurde in ein „Polytechnisches Zentralinstitut“ umgewandelt, aus dem die Technische Hochschule und damit die heutige Technische Universität hervorging.
1841
König Ludwig I. reglementierte die Akademie und behielt sich die Ernennung des Präsidenten und von sechs Mitgliedern in jeder Klasse vor. Dies stellte einen massiven Eingriff in die Selbstverwaltung der Akademie dar.
1843
Die paläontologische Staatssammlung wurde durch die Zusammenlegung der Sammlungen der Akademie und der Universität gegründet.
1848
Maximilian II. bestieg den Thron. Die Akademie und ihr neuer Präsident Friedrich Wilhelm von Thiersch verlangten vom neuen König die Rücknahme der Eingriffsrechte in die Selbstverwaltung der Akademie.
1849
Die Akademie erlangte das freie Wahlrecht ihrer Mitglieder zurück.
1849
Maximilian II. gründete die naturwissenschaftlich-technische Kommission.
1858
Maximilian II. stiftete die bis heute bestehende Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, die auf eine Fülle grundlegender, von ihr betreuter Quelleneditionen zurückblickt.
1859
Der aus Gießen stammende Justus von Liebig wurde Präsident der Akademie und trug durch seine öffentlichen Abendvorlesungen im Liebig’schen Hörsaal zur Popularisierung wissenschaftlicher Forschungsleistungen bei.
1860
Im Jahr 1860 wurden erstmals die „Sitzungsberichte“ veröffentlicht, die bis heute regelmäßig erscheinen.
1868
Die Bayerische Kommission für Internationale Erdmessung wurde errichtet. Die Initiative dazu stammte von dem preußischen Offizier und Geodäten Johann Jakob Baeyer (1794-1885). Wichtige Vertreter der Geodäten waren: Carl Maximilian von Bauernfeind (seit 1865 Akademie-Mitglied), der Mathematiker Ludwig von Seidel und der Physiker Philipp von Jolly (1809-1884). 1885 wurde sie zum internationalen bis heute bestehenden Erdmessungsprojekt erweitert.
1873
Während der Präsidentschaft des Theologen Ignaz von Döllinger (1873-1890) breitete sich privates Mäzenatentum in der Akademie aus. Den Beginn bildete die Liebig-Stiftung. Bereits 1914 deckten private Stiftungen die Hälfte des jährlichen Finanzbedarfs. Sie ermöglichten die Durchführung großer Projekte, wie die archäologischen Ausgrabungen Adolf Furtwänglers in Ägina oder die Verlegung des Botanischen Gartens nach Nymphenburg im Jahr 1912.
1892
Prinzessin Therese von Bayern wurde während der Präsidentschaft Max von Pettenkofers (1890-1899) zum ersten und bis heute einzigen weiblichen Ehrenmitglied der Akademie ernannt. Nach einigen Kontroversen über die generelle Zulassung weiblicher Mitglieder wurde sie in Anerkennung ihrer Forschungen in Anthropologie, Zoologie und Botanik aufgenommen.
1893
Mit der Kommission für die Herausgabe des Thesaurus linguae Latinae wurde das erste geisteswissenschaftliche Großprojekt der Akademie im internationalen Verbund mit den Akademien in Berlin, Göttingen, Leipzig, München und Wien begründet. Die zentrale Redaktion wurde 1899 bei der BAdW angesiedelt und wird seit 1949 von mehr als 30 in- und ausländischen Akademien und gelehrten Gesellschaften getragen.
1893
Mit der Gründung des so genannten „Cartells“ wurde die bis dahin informelle Zusammenarbeit aller deutschen Akademien (Göttingen, Leipzig, München und Wien) institutionalisiert. Die Akademie in Berlin schloss sich 1906, die Heidelberger Akademie 1909/11 an.
20. Jahrhundert
1900
Die Kommission für die Herausgabe des Corpus der griechischen Urkunden des Mittelalters und der neueren Zeit wurde gegründet.
1901
Wilhelm Conrad Röntgen, der Entdecker der nach ihm benannten Strahlen, erhielt den ersten Nobelpreis für Physik und war damit gleichzeitig auch der erste Nobelpreisträger der Akademie.
1906
Die Kommission für die Herausgabe der Bibliothekskataloge des Mittelalters wurde gegründet und fungierte ab 1932/33 als Kommission für die Herausgabe der mittelalterlichen Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz.
1909
150. Jubiläum der Akademie mit einem Festvortrag des Historikers Karl Theodor von Heigel im Festsaal des Wilhelminums in Anwesenheit des Prinzregenten Luitpold.
1911
Die Kommission zur Schaffung bayerischer Wörterbücher und für die Erforschung der bayerischen Mundarten wurde gegründet. Seit 1942 heißt sie Kommission für Mundartforschung und bearbeitet ein bayerisches, ein ostfränkisches und ein rheinpfälzisches Wörterbuch.
1911
Die Verdienstmedaille der Akademie „Bene Merenti“ wurde von Theodor von Gosen (1873-1943), Professor an der Kunstakademie in Breslau, geschaffen. Sie existiert in zwei Fassungen: eine kleinere in Gold und eine größere in Silber oder Bronze. Am häufigsten wird die silberne Medaille verliehen. Die Auszeichnung in Gold ist fast immer Staatsmännern vorbehalten.
1912
Die erste Ausgabe des Jahrbuchs der BAdW erschien. Anfangs berichteten die Jahrbücher vor allem über breite Sammeltätigkeit und umfassende Vorarbeiten. Inzwischen hat sich der Akzent in Richtung Rechenschaftsbericht verschoben, der die Effizienz des Unternehmens an den erreichten Zielen misst.
1912
Eröffnung des Botanischen Gartens, einer Schöpfung des Geheimrates und Akademiemitglieds Professor Dr. Karl von Goebel.
1912
Unter Präsident Karl Theodor Ritter von Heigel (1904-1915) wurde die Kommission für die Sammlung und Bearbeitung von Soldatenliedern eingerichtet, die ihre Arbeit 1925 beendete. Außerdem nahm die Kommission für die Herausgabe einer Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften, die bis 1949 Bestand hatte, ihre Arbeit auf.
1914
Die Kommission für den geplanten Apparatus criticus zum Koran nahm ihre Tätigkeit auf, die sie bis ins Jahr 1950 weiterführte.
1921
Die bis heute bestehende Kommission für das Corpus Vasorum Antiquorum wurde während der Präsidentschaft von Hugo Ritter von Seeliger (1919-1923) gegründet.
1923
Die Inflation entwertete nahezu alle Stiftungsmittel der Akademie. Durch den Verlust ihres Vermögens kamen auch die Stellung von Preisaufgaben oder die Finanzierung von Forschungsreisen praktisch zum Erliegen.
1923
Präsident Ritter von Seeliger legte die Philosophisch-philologische Klasse und die Historische Klasse zur Philosophisch-historischen Klasse zusammen.
1927
Durch eine Verordnung des bayerischen Gesamtministeriums wurde die Kommission für bayerische Landesgeschichte mit dem Institut für Volkskunde gegründet.
1933
Im April ließ Albert Einstein, durchaus forciert von der Akademie, seine korrespondierende Mitgliedschaft streichen. Das Protokoll der Philosophisch-historischen Abteilung vermerkt dazu nüchtern: „Das korrespondierende Mitglied der II. Abteilung Herr Einstein ist aus der Akademie ausgeschieden.“
1933
Unter Berufung auf das am 7. April erlassene „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurden die jüdischen Mitarbeiter der Akademie beziehungsweise ihrer Kommissionen entlassen.
1935
Unter Präsident Leopold Wenger wurde die Kommission für die Herausgabe der Werke von Johannes Kepler gegründet.
1936
Der Historiker Karl Alexander von Müller wurde am 2. März von Reichskultusminister Bernhard Rust zum Präsidenten ernannt.
1936
Die endgültige Trennung der wissenschaftlichen Sammlungen von der Akademie war aus Kosten- und Verwaltungsgründen wiederholt im Gespräch, wurde aber erst 1936 vollzogen. Der Biologe Max Dingler (1883-1961), nichtbeamteter Professor für Biologie in Gießen und Mitglied der NSDAP, wurde kommissarischer Generaldirektor der „Staatlichen Sammlungen für Naturkunde“. 1945 wurde Dingler seines Amtes enthoben. Überlegungen, die Sammlungen wieder an die Akademie anzugliedern, wurden nicht mehr realisiert.
1938
Die jüdischen Mitglieder Lucian Scherman (1864-1946), Alfred Pringsheim (1850-1941), Richard Willstätter (1872-1942) und Heinrich Liebmann (1874-1939) wurden aus der Akademie ausgeschlossen.
„Freiwillig“ traten aus:
Ordentliche Mitglieder: Johannes Sieveking (1869-1942), Karl Walter Brecht (1876-1950)
Korrespondierende Mitglieder: Eduard Norden (1868-1941), Otto Hintze (1861-1941), Ernst Bernheim (1850-1942), Kurt Hensel (1861-1941), Georg Bredig (1868-1944), Medea Norsa (1876-1952).
Die „nichtarischen“ korrespondierenden Mitglieder, die im Ausland lebten, wurden ab 1941 einfach aus den Listen getilgt, ohne darüber informiert zu werden.
In der Akademie verblieben trotz jüdischer Vorfahren: Max Förster, Erich von Drygalski und Rudolf Pfeiffer.
Die nach Kriegsende noch lebenden Mitglieder Walter Brecht, Kazimierz Fajans und Rudolf Pfeiffer wurden 1945 wieder in ihre Rechte eingesetzt.
1939
Gründung der Kommission für das Corpus der vorgeschichtlichen Ringwälle Süddeutschlands, die bis 1952 existiert.
1939
Das Reichswissenschaftsministerium erließ am 12. Juli eine neue Satzung. Dabei wurde vor allem in das Wahlrecht der Akademie eingegriffen: Der Akademiepräsident wurde bereits seit 1936 nicht mehr gewählt, sondern vom Reichsminister ernannt. Mit der neuen Satzung wurde auch die Kugelung als Wahlverfahren abgeschafft, seit 1940 wurde nach einer Liste zugewählt.
1939
Gründung der Kommission für die Herausgabe eines mittellateinischen Wörterbuches.
1940
In der Wahlsitzung der Akademie wurden auf Druck des bayerischen Kultusministeriums sechs nicht von den beiden Klassen vorgeschlagene Kandidaten gewählt: Walther Wüst, der zuvor in der Wahlsitzung der Philosophisch-historischen Abteilung abgelehnt worden war, Lutz Pistor (Rektor der Technischen Hochschule), der Philologe Franz Dirlmeier, die Botaniker Friedrich Boas und Friedrich von Faber sowie der Physiker Rudolf Tomaschek.
Dazu heißt es im Protokoll der Gesamtsitzung vom 1. Juni, die Akademie beschließe „dem Wunsche des Herrn Staatsministers Folge zu leisten“ und die „Wahl über diese Ergänzungsliste ohne besondere wissenschaftliche Prüfung im Einzelnen en bloc in der Gesamtakademie vorzunehmen“.
1940
Gründung der Kommission für das Corpus philosophorum medii aevi, die bis 1954 existiert.
1944
Mariano San Nicoló wurde am 26. November zum Präsidenten gewählt.
1944
Das Akademiegebäude an der Neuhauser Straße in München wurde durch einen Bombenangriff in der Nacht vom 23. auf den 24. April 1944 bis auf die Grundmauern zerstört. Die Arbeit der Akademie kam völlig zum Erliegen.
1945
Nach von der Akademie eingeleiteten internen Untersuchungen kam Karl Alexander von Müller seinem Ausschluss aus der Akademie am 23. September durch seinen „freiwilligen“ Austritt zuvor. Sein Amt als Sekretär der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften legte Müller im Dezember 1945 nieder, ein halbes Jahr darauf verließ er auch die Kommission.
1946
Am 25. Juli genehmigte die Militärregierung die uneingeschränkte Wiederaufnahme der wissenschaftlichen Tätigkeit der Akademie und einer Reihe ihrer Kommissionen.
1946
Nach der Entnazifizierung bezog die Akademie unter Präsident Walther Meißner ihr provisorisches Domizil in der Maria-Josepha-Straße 11 in München. Ein großes Problem stellte die vorherrschende Papierknappheit dar, die die Forschungsarbeiten behinderte.
1946
Der Thesaurus linguae Latinae nahm seine Forschungsarbeit in den Ausweichstellen Kloster Scheyern und Icking wieder auf, da die Räumlichkeiten in München vollständig zerstört waren.
1946
Einrichtung der Kommission für Keilschriftforschung und Vorderasiatische Archäologie, die sich unter anderem um einheitliche sachliche und formelle Gesichtspunkte für die Erschließung von Keilschrifttexten bemüht. Seit dem Jahr 1993 war sie als Kommission für Keilschriftforschung und Vorderasiatische Philologie tätig.
1946
Die Kommission für Tieftemperaturforschung wurde auf Anregung des Akademiemitglieds Klaus Clusius (1903-1963), Professor für Physikalische Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und von Walther Meißner (1882-1974), Professor für Technische Physik an der Technischen Hochschule Münchens und 1946-1950 Präsident der BAdW gegründet.
Sie betreibt das Walther-Meißner Institut für Tieftemperaturforschung, dessen Arbeitsschwerpunkte in den Bereichen der Supraleitung, Isotopentrennung und magnetische Eigenschaften der Materie liegen.
1946
Die erste Jahressitzung nach dem Zweiten Weltkrieg fand im Saal des Theaters am Brunnenhof statt.
1948
Gründung der Kommission für Namenforschung (vor 1962 Kommission für Ortsnamenforschung).
1948
Gründung der Kommission für Sprachpflege, die bis 1971 an der Erneuerung der Rechtschreibung mitarbeitete und den Wortschatz der Gegenwartssprache sammelte. Sie war in Fragen der Gegenwartssprache und Sprachgeschichte beratend für Behörden und Schulen tätig.
1949
Gründung der Musikhistorischen Kommission, die zwei große Projekte betreute. Zum einen erschloss sie die Handschriften und Drucke des Münchner Hofkomponisten Orlando di Lasso in einer vielbändigen Gesamtausgabe einschließlich eines umfassenden Werkverzeichnisses. Des Weiteren erstellte sie das „Lexicon musicum Latinum medii aevi“, das die musikalische Terminologie vom 9. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts behandelt.
1949
Bis 1955 schieden die Prähistorische, die Ägyptische und die Münzsammlung sowie die Museen für Völkerkunde und für Abgüsse klassischer Bildwerke aus der Akademie aus, die naturwissenschaftlichen Sammlungen wurden der Generaldirektion der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns unterstellt.
1950
Gründung der Deutschen Geodätischen Kommission. Sie betreibt das Deutsche Geodätische Forschungsinstitut, das bei internationalen Erdmessungsarbeiten mitwirkt und die deutsche Geodäsie bei internationalen Tagungen vertritt.
1950
Gründung der Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Münchener Abteilung.
1950
Die neue „Gesellschaft der Freunde der Bayerischen Akademie der Wissenschaften“ sollte die angespannte finanzielle Lage der Akademie entspannen und helfen, ihr die zur Durchführung ihrer vielseitigen Aufgaben fehlenden Mittel wenigstens teilweise zu verschaffen.
1950
Gründung der Kommission zur Herausgabe der Gesammelten mathematischen Schriften von C. Caratheodory, die bis 1957 besteht.
1950
Die Kommission Observatorium Wendelstein wurde gegründet und erhob bis 1974 Wetter- und andere Messdaten vom Wendelstein.
1957
Gründung der Kommission für die Herausgabe des Fichte-Nachlasses.
1957
Einrichtung der Kommission zur vergleichenden Archäologie römischer Alpen- und Donauländer (vor 1998: Kommission zur archäologischen Erforschung des spätrömischen Raetien).
1957
Gründung der Kommission für die Herausgabe eines Index zu den Novellen Justinians, die bis 1992 Bestand hatte.
1959
Der Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus Prof. Dr. Theodor Maunz verlieh der Akademie an ihrem 200. Geburtstag den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.
1959
Zum 200. Geburtstag bezog die Akademie im von Leo von Klenze erbauten Nordostflügel der Münchner Residenz ein neues Domizil. Sie verfügt hier über 135 Büro- und Arbeitsräume, eine Bibliothek, zwei Klassensitzungssäle sowie einen repräsentativen Vortragssaal für 420 Personen.
1959
Die Mitglieder der Akademie trugen erstmals die heute noch im Gebrauch stehenden Talare.
1960
Gründung der Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters zur überlieferungsgeschichtlichen Erschließung mittelalterlicher Literatur.
1960
Gründung der Kommission für Transuranforschung, die bis 1975 Atome wie Plutonium und Uran erforscht.
1961
Gründung der Kommission für Semitische Philologie, die an dem von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft herausgegebenen Wörterbuchs des Klassischen Arabisch mitarbeitete.
1961
Gründung der Kommission für Patristik, die bis 1972 an der Akademie forschte.
1962
Gründung der Kommission für die Herausgabe ungedruckter Texte aus der mittelalterlichen Geisteswelt, die kritische Editionen wichtiger lateinischer theologischer und philosophischer Texte des 12. bis 15. Jahrhunderts erstellte. Der Schwerpunkt im Programm lag in der Erschließung handschriftlicher Quellen auf den Gebieten der mittelalterlichen Philosophie und Theologie.
1962
Die Kommission für Glaziologie wurde gebildet. Sie wirkt bei glaziologischen Forschungsarbeiten in den Alpen mit und beteiligt sich an Expeditionen. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf dem Vernagtferner in den Ötztaler Alpen. Dort betreibt die Kommission die Pegelstation Vernagtbach in 2.640 m Höhe als höchstgelegene Abflussstation der Ostalpen.
1962
Gründung der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, die die Edition der Max-Weber-Gesamtausgabe betreibt.
1962
Gründung der Kommission für elektronisches Rechnen (heute Kommission für Informatik) durch die Akademiemitglieder Hans Piloty und Robert Sauer. Sie errichteten mit Unterstützung des Freistaats Bayern ein gemeinsames Rechenzentrum für Forschung und Lehre für alle Münchner Hochschulen, das heutige Leibniz-Rechenzentrum, mit Sitz in der Richard-Wagner Straße 18.
1963
Gründung der Kommission für spätantike Geistesgeschichte.
1965
Die Kommission zur Herausgabe der Schriften von Arnold Sommerfeld edierte bis 1968 dessen Schriften.
1967
Das WMI zog in den Neubau nach Garching.
1968
Einrichtung der Kommission für die Herausgabe einer zweiten Serie der Acta conciliorum oecumenicorum. Sie führte die von dem Philologen Eduard Schwartz (1858-1940) begonnene Edition der Akten der Ökumenischen Konzilien fort.
1970
Das LRZ zog in den Neubau in der Barer Straße 21 und übernahm die Ausbildungsaufgaben für die Informatik der TU München.
1974
Der Dalai Lama war zu Gast in der Akademie. Sein Besuch galt vor allem der Kommission für zentralasiatische Studien, die sich mit der Erstellung eines Wörterbuches der tibetischen Schriftsprache befasste.
1975
Die Kommission für Geomorphologie wurde gegründet. Forschungsschwerpunkte waren: die Mechanismen bei der aktiven Rumpfflächenbildung in den feuchten Tropen, Bildung von Gebirgs-Fußflächen und Breitterrassen sowie geomorphologische Eiszeitforschung.
1975
Die erste Nachkriegstagung der „Union Académique Internationale“ in Deutschland fand in der Akademie statt.
1976
Einrichtung der Kommission zur Herausgabe der Schriften von Schelling, welche die Edition des ehemaligen Akademiepräsidenten (1827-1842) Friedrich Wilhelm von Schelling betrieb.
1976
Erste „Werner-Heisenberg-Vorlesung", eine Vortragsreihe, die bis heute sehr erfolgreich in Kooperation mit der Carl Friedrich von Siemens Stiftung durchgeführt wird.
1979
Mit dem von Bund und Ländern finanzierten Akademienprogramm wurde die Finanzierung der Langzeitprojekte der Akademie auf eine neue Grundlage gestellt.
1979
Einrichtung der Kommission für Geowissenschaftliche Hochdruckforschung, die die wissenschaftliche Begleitung des „Bayerischen Forschungsinstituts für Experimentelle Geophysik und Geochemie“ der Universität Bayreuth übernahm. Im Mittelpunkt der Forschungen stand die Frage nach den Beziehungen zwischen der Stabilität, dem Chemismus, der Struktur und den physikalischen Eigenschaften von Mineralen mit dem Ziel, ein besseres Verständnis gesteinsbildender Vorgänge zu erreichen.
1979
Im Oktober besuchte der Dalai Lama zum zweiten Mal die Akademie.
1984
Einrichtung der Kommission zur Erforschung des antiken Städtewesens, die ihren Forschungsschwerpunkt auf der Archäologie der Stadtkultur im griechisch-römischen Altertum hatte.
1984
8. Dezember: Festakt mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Ministerpräsident Franz Josef Strauß zum 225-jährigen Jubiläum der BAdW.
1986
Gründung der Kommission für Neuere deutsche Literatur.
1986
Auf Wunsch des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen wurde die Kommission für Ökologie gegründet. Sie hat das Ziel, aktuelle oder voraussichtlich künftig aktuell werdende Fragen ökologischer Art aufzugreifen und im Fachkreis zu diskutieren.
1987
Gründung der Kommission für die Herausgabe des Briefwechsels von F.H. Jacobi.
1990
Einrichtung der Kommission für die Herausgabe der Urkunden Kaiser Friedrichs II.
1990
Der japanische Kaiser Akihito besuchte anlässlich der Erinnerung an das Akademiemitglied Philipp Franz von Siebold (1796-1866) die Akademie. Siebold war als Arzt in holländischen Diensten nach Ostasien gereist und hatte in einem Brief Japan als Wunderland gepriesen.
1995
Erstmals in der Geschichte der Akademie wurden mit der Professorin für Indogermanistik und Indoiranistik Johanna Narten und der Professorin für Genetik, Regine Kahmann, zwei Frauen als ordentliche Mitglieder aufgenommen.
1996
Gründung der Kommission für die Herausgabe eines alt-okzitanischen Wörterbuches.
1996
Einrichtung der Kommission für kultur-anthropologische Studien.
1999
Erster Tag der offenen Tür in der Akademie.
21. Jahrhundert
2001
Gründung der Kommission für „Neurowissenschaften: Sensomotorik bei Mensch und Maschine“, die die sensomotorische Steuerung biologischer und technischer Systeme erforscht.
2001
Gründung der Kommission für Gebirgsforschung, die den Zweck hatte, die alpenweite und fachübergreifende Zusammenarbeit im Bereich der Alpenforschung und den Transfer von Forschungsergebnissen in Praxis und Öffentlichkeit zu fördern.
2002
50-jähriges Jubiläum der Deutschen Geodätischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
2003
Gründung des BAdW Forums Technologie, einem ständigen Ausschuss für Ingenieur- und Angewandte Naturwissenschaften. Der Ausschuss veranstaltet in der Akademie öffentliche Informations- und Diskussionsforen über Themen von gleichermaßen wissenschaftlichem wie allgemeinem Interesse.
2004
Die Kommission für Theologiegeschichtsforschung wurde gegründet, sie widmete sich vor allem der Kritischen Gesamtausgabe der Werke von Ernst Troeltsch.
2004
Nach einjährigen konservatorischen Maßnahmen kehrte der Herkulesteppich in den Plenarsaal zurück und ist damit der einzige Teppich aus der im 16. Jahrhundert gefertigten, zehn Exemplare umfassenden Herkulesfolge, der noch im Original zu sehen ist. Der Teppich zeigt Herkules und seinen Neffen Jolaus, die mit der vielköpfigen Hydra von Lärna kämpfen. Mit dem Sieg über das Untier bewältigte der antike Held die zweite der ihm gestellten zwölf Aufgaben, die ihm die Unsterblichkeit bringen sollten. Der Teppich stammt aus dem Antwerpener Atelier von Michiel de Bos und wurde vermutlich 1567 fertiggestellt.
2006
Gründung der Kommission für die Herausgabe der Werke des Johannes von Damaskus, die sich der kritischen Edition der griechischen Prosa-Schriften des byzantinischen Theologen Johannes von Damaskus (ca. 700 – ca. 750) widmet. Koordiniert werden die Arbeiten von der Patristischen Kommission der Deutschen Akademien der Wissenschaften, deren Ziel es ist, kritische Editionen von christlichen Schriftstellern aus der Zeit der alten Kirche zu erarbeiten.
2006
Umzug des LRZ in den Neubau nach Garching, da das Gebäude in der Barer Straße zu klein geworden war, mittelfristig keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr bot und außerdem bei Sanierungsarbeiten Asbest festgestellt wurde.
2008
Gründung der Kommission für Wissenschaftsgeschichte, die als erstes Forschungsvorhaben die zahlreichen Briefe frühneuzeitlicher Ärzte aus dem deutschsprachigen Raum erschloss, die in vielen deutschen und ausländischen Bibliotheken und Archiven überliefert sind.
2009
Im Jahr 2009 beging die Akademie feierlich ihr 250-jähriges Bestehen mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungsformaten, Publikationen, Ausstellungen und Festakten.
2010
Errichtung des Jungen Kollegs zur Förderung des hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses in Bayern.
2011
Abschluss des Editionsprojekts „Briefwechsel zwischen König Ludwig I. von Bayern und Leo von Klenze“, an dem seit 1998 gearbeitet wurde.
2012
Start des Langzeitprojekts „Ptolemaeus-Handschriften“, das in seiner 25-jährigen Laufzeit die Hauptwerke des Claudius Ptolemaeus in arabischer und lateinischer Übersetzung ediert.
2012
Am 25. Oktober wurde das „Zentrum für Virtuelle Realität und Visualisierung“ am LRZ eröffnet. Es ermöglicht das Erstellen dreidimensionaler Modelle architektonischer Entwürfe oder das optische Erfassen der Bewegung des Erdinnern, die nur virtuell existieren.
2012
Start des Projekts „Die buddhistischen Handschriften aus Gandhara“, das bis 2032 eine Edition der ältesten Handschriften des indischen Buddhismus erstellen wird.
2013
Vertragsunterzeichnung zur Erweiterung des Höchstleistungsrechners SuperMUC am LRZ.
Zu den vorhandenen 155.656 Prozessorkernen kamen mit der Erweiterung Ende 2014/Anfang 2015 weitere 74.304 Prozessorkerne der dann neuesten verfügbaren Intel Xeon-Technologie hinzu. Der Hauptspeicher wurde von 340 um 198 auf dann 538 Terabyte erweitert und zu den bisherigen 12 Petabyte Hintergrundspeicher kamen weitere 9 Petabyte hinzu. Die Spitzenrechenleistung verdoppelte sich und betrug dann 6,4 Petaflops.
2014
Gründung des Kompetenzverbundes „Historische Wissenschaften München“. Die in München ansässigen historischen Forschungseinrichtungen vereinbarten eine multilaterale Kooperation und stärkten so die Geschichtswissenschaft in München.
2014
Der Akademientag fand unter dem Titel „Wasser – Lebensgrundlage und Konfliktstoff“ zum ersten Mal in München statt. Mehr als tausend Gäste, darunter rund 350 Schülerinnen und Schüler sowie Gewinner des „Akademiepreises Wasserforschung“ im Rahmen des Bundes- und Landeswettbewerbs von „Jugend forscht“, kamen zum Akademientag in die Münchner Residenz. Bundesministerin Johanna Wanka und Staastminister Ludwig Spaenle besuchten die Bayerische Akademie der Wissenschaften anlässlich des Akademientages.
2014
Das neue Akademieprojekt "Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland" wurde im Rahmen des Akademienprogramms bewilligt. Die Deckenmalerei war ein entscheidendes Element der frühneuzeitlichen Kunst in Europa, besonders bekannt sind die Leistungen der Maler des Barock. Erstmals wird mit dem Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland der Bestand flächendeckend in Deutschland digital dokumentiert, erforscht und über das Internet allgemein zugänglich gemacht. Das Projekt startete am 1. Juli 2015, wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut und ist am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München und am Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte der Philipps-Universität Marburg angesiedelt. Projektleiter ist Stephan Hoppe, Professor für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Bayerische Kunstgeschichte (LMU München).
2015
Inbetriebnahme der Phase 2 des SuperMUC am LRZ. Zu den vorhandenen 155.000 Rechenkernen kamen weitere 86.016 Rechenkerne in 6.144 Prozessoren, basierend auf der neuesten Intel-Technologie mit Intel Xeon E5-2697 v3, hinzu. Die bisherige theoretische maximale Rechenleistung von 3,2 Petaflops wurde dadurch um weitere 3,6 Petaflops erhöht. Das Kommunikationsnetz von Phase 2 basierte auf Mellanox FDR14- und ConnectIB-InfiniBand-Technologie. Der bisherige Hauptspeicher von 288 Terabyte wurde um weitere knapp 200 Terabyte erweitert.
2015
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften führte 2015 eine der nachhaltigsten Neuorganisationen seit ihrer Gründung durch, die Struktur und Arbeitsformen gleichermaßen reformierte. Die neue Satzung stärkte die Bedeutung der Grundlagenforschung und etablierte flexible Arbeits- und Diskussionsformate zu aktuellen Fragen und zur weiteren Nachwuchsförderung.
2015
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften und acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften – schlossen eine Kooperationsvereinbarung ab. „Ziel ist eine lebendige Kooperation, bei der die beiden Einrichtungen auch in der Pflege des wissenschaftlichen Nachwuchses zusammenarbeiten und ihre Aktivitäten noch stärker vernetzen“, so Präsident Karl-Heinz Hoffmann.
2015
Am 1. Dezember 2015 nahm mit dem "Munich Center for Internet Research" (MCIR) ein neues Forschungszentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften seine Arbeit auf, das den mit dem Internet und der Digitalisierung verbundenen gesellschaftlichen Wandel wissenschaftlich untersucht.
2016
Zu Beginn des Jahres 2016 nahm das interakademische Projekt „Der Österreichische Bibelübersetzer“ mit Arbeitsstellen an der Universität Augsburg und an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften seine Arbeit auf. Die Forschungsgruppen edieren und kommentieren die Werke eines österreichischen Anonymus, der bereits im 14. Jahrhundert die Bibel für die Laien in die Volkssprache übersetzt hat.
2016
Durchbruch für personalisierte Medizin dank SuperMUC: Einem europäischen Forscherteam unter Leitung von Professor Peter Coveney gelang 2016 ein großartiger Erfolg auf dem Gebiet der personalisierten Medizin: Die Forschergruppe konnte zeigen, dass es möglich ist, anhand von Genom-Daten von Patientinnen mithilfe des Supercomputers zu erkennen, welche Standardmedikamente gegen Brustkrebs bei diesen Patientinnen nicht helfen können. Dem Team stand der gesamte Höchstleistungsrechner SuperMUC am Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit allen seinen Ressourcen im Rahmen eines „Extreme Scaling Workshops“ zur alleinigen Nutzung zur Verfügung.
2016
30 Jahre KdiH: Der „Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters (KdiH) feierte 2016 Jubiläum: Vor 30 Jahren nahm das Projekt an der Akademie seine interdisziplinäre Forschung auf. Aus diesem Anlass fand vom 7. Bis 9. September ein wissenschaftliches Kolloquium statt. Der KdiH beschreibt, dokumentiert und analysiert die illustrierten Handschriften, er ist ein Arbeitsinstrument für Mediävistinnen und Mediävisten aller Fachrichtungen.
2016
„dhmuc“-Netzwerk stärkt die Digitalen Geisteswissenschaften am Wissenschaftsstandort München: Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, die Bayerische Staatsbibliothek, die Ludwig-Maximilians-Universität München und das Deutsche Museum haben einen Kooperationsvertrag über die Bildung eines Netzwerks für Digitale Geisteswissenschaften in München geschlossen. Unter dem Namen „dhmuc. Digital Humanities München“ institutionalisiert das Netzwerk die erfolgreiche Zusammenarbeit der letzten Jahre im gleichnamigen Arbeitskreis. Ziel des Netzwerkes ist es, die Digitalen Geistes- und Sozialwissenschaften am Standort München zu stärken und weiterzuentwickeln.
2016
Amtsübergabe: Im Oktober 2016 wählte das Plenum der Gelehrtengemeinschaft mit überwältigender Mehrheit Thomas O. Höllmann zum neuen Akademiepräsidenten. Der Sinologe tritt sein Amt am 1. Januar 2017 an. Er folgt auf den Mathematiker Karl-Heinz Hoffmann, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr als Präsident kandidierte.
2016
Mit einem zweitägigen internationalen Symposium beging das Projekt Lexicon musicum Latinum medii aevi (LmL) den erfolgreichen Abschluss seiner Forschungsarbeit. Seit 1960 erarbeiteten Wissenschaftler an der Akademie das Wörterbuch der mittelalterlichen Musikterminologie. Nach 56 Jahren liegt das Werk nun in gedruckter und digitaler Form vor: Insgesamt umfasst es 3.733 Wortartikel, 26 Begleitpublikationen und ein Online-Wörterbuch.
2017
Vom Zettelkasten ins world wide web: Das Bayerische Wörterbuch geht online. Dank vieler digitaler Tools auf der neuen Homepage können Interessierte von überall auf der Welt in der umfangreichen Materialsammlung des Bayerischen Wörterbuchs stöbern, recherchieren und forschen.
2017
Wissenschaft erleben! Diesem Ruf der Akademie folgen im Mai rund 3.000 Gäste und besuchen den Tag der offenen Tür der BAdW.
2017
Der Vertrag über die Lieferung des nächsten Höchstleistungsrechners am Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wird unterzeichnet. Fände heute ein Ranking der weltweiten Supercomputer statt, würde die zugesagte Leistung des SuperMUC-NG auf Platz 3 der von chinesischen Supercomputern dominierten Weltrangliste landen.
2018
Am 13. Juli unterzeichneten Wissenschaftsministerin Marion Kiechle und Akademiepräsident Thomas O. Höllmann eine Zielvereinbarung zwischen dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und der BAdW. Die Mittel aus dem Pakt für Forschung und Innovation werden eingesetzt, um Frauen in der Forschung zu fördern, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu stärken, die Gouvernance-Strukturen zu modernisieren und die Akademie weiter für die Gesellschaft und in die Gesellschaft zu öffnen.
2018
Das Bayerische Institut für Digitale Transformation (bidt) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nahm im September 2018 seine Arbeit auf. Das bidt wurde mit dem Ziel gegründet, ein fundiertes Verständnis der digitalen Transformation zu erarbeiten. Seine Aufgabe ist es, Fragestellungen und Diskurse zum Thema über alle Disziplinen hinweg zu sammeln und voranzutreiben.
2018
Vom Gesprächsabend bis zum Vortrag sind ausgewählte Veranstaltungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nun als Podcast online verfügbar. Die Audiomitschnitte im „BAdW-Cast“ gewähren einer breiten Öffentlichkeit Zugang zu bedeutenden Diskussionen in Wissenschaft und Gesellschaft. Über das kostenfreie Abonnement sind regelmäßig neue Folgen abrufbar: https://badw.de/die-akademie/presse/podcast.html
2019
Erstmals liegt die 1905 mit großem Erfolg uraufgeführte Literaturoper "Salome" von Richard Strauss, eines der Hauptwerke der musikalischen Moderne, in einer quellenkritischen Edition vor. Erstellt hat die Ausgabe das Projekt "Kritische Ausgabe der Werke von Richard Strauss" an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW).
2019
Der Thesaurus linguae Latinae ist online: Alle bislang erschienenen Bände sind im Open Access kostenfrei zugänglich. Die Bände A-M und O-P des Thesaurus sind jetzt im Open-Access-Verfahren online und kostenfrei zugänglich – das entspricht rund 80.000 DIN A 4-Seiten. Zudem ist der 228-seitige Index der zitierten Autoren und Werke online. Zeitgleich mit dem online-Gang feierte die Akademie das 125jährige Bestehen des Thesaurus.
2019
Das Quanteninternet kommt in Reichweite: Abhörsichere Kommunikation zwischen Quantencomputern realisiert. Einem internationalen Team, angeführt von Physikern der Technischen Universität München (TUM), ist es erstmals gelungen, eine sichere Quantenkommunikation im Mikrowellenbereich in einem lokalen Quanten-Netzwerk experimentell zu realisieren. Die neue Architektur ist ein entscheidender Schritt hin zu verteiltem Quantenrechnen. Die Versuche fanden am Walther-Meissner-Institut (WMI) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften statt.
2020
Pünktlich zum 100. Todestag Max Webers ist eines der größten deutschen Editionsprojekte nach 1945 erfolgreich abgeschlossen. Am 14. Juni 2020 erschien mit Webers Notizen zu seiner Vorlesung über Praktische Nationalökonomie der 47. und letzte Band der Max Weber-Gesamtausgabe (MWG) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Die Editionsarbeit begann im analogen und endet im digitalen Zeitalter: Der Abschluss der Gesamtausgabe ist deshalb gleichzeitig der Auftakt zur Arbeit an der digitalen MWG. Im Rahmen des Max Weber-Jahrs 2020 zeigte die BAdW u.a. die Ausstellung "Bürgerwelt und Sinnenwelt. Max Webers München" in der Münchner Seidlvilla (Foto).
2020
Bayern wagt den Quantensprung: Die Bayerische Staatsregierung fördert in den nächsten zwei Jahren die Quantenwissenschaften und -technologien (QWT) mit etwa 120 Millionen Euro, dies teilte Ministerpräsident Markus Söder im Herbst 2020 mit. Eine Allianz außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter Beteiligung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften setzt sich für die Gründung eines Münchner Zentrums für QWT ein, um dem Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Bayern neue Chancen in diesem Innovationsfeld zu eröffnen.
2021
Festliche Klänge zum Projektabschluss: Die BAdW feiert den Abschluss der Orlando di Lasso-Gesamtausgabe. Er war einer der bedeutendsten und produktivsten Komponisten des 16. Jahrhunderts und machte München erstmals zum Zentrum der Musik: Orlando di Lasso, dessen rund 1.350 Werke nun komplett ediert in 47 Bänden vorliegen. Auch eine Datenbank mit Lassos Handschriften ging online.
2021
Gletscherbericht mahnt vor schnellerem Gletschersterben. Der Klimawandel trifft die bayerischen Gletscher mit voller Härte. Dies zeigt der Zweite Bayerische Gletscherbericht "Klimawandel in den Alpen".
2021
Ort des lebendigen akademischen Dialogs: BAdW und Universität Würzburg gründen Schelling-Forum. Die BAdW und die Julius-Maximilians-Universität Würzburg gründen das Friedrich-Wilhelm-Joseph-Schelling-Forum. Es soll den bestehenden wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Einrichtungen intensivieren und ein realer sowie ideeller Raum des lebendigen wissenschaftlichen Dialogs werden.
2021
Judentum in Bayern in Geschichte und Gegenwart: Neue Ad hoc-Arbeitsgruppe der BAdW gestartet. 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland stehen im Mittelpunkt des Festjahres 2021. In den letzten drei Jahrzehnten ist in Deutschland und Bayern ein deutlicher Anstieg jüdischen Lebens zu verzeichnen, zugleich nimmt seit einiger Zeit die Zahl antisemitischer Vorfälle zu. All dies verleiht der Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur zusätzliche Aktualität. Vor diesem Hintergrund startet an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften die Ad hoc-Arbeitsgruppe „Judentum in Bayern in Geschichte und Gegenwart“.