Was wir von Schelling über die Zukunft lernen können
Zum Inhalt
Kein anderer Philosoph prägte während seines fast 30-jährigen Aufenthalts das intellektuelle Leben Münchens so sehr wie Friedrich Schelling (1775–1854). In seiner dort verfassten Philosophie der Weltalter stellt er sich derjenigen Frage, die bis heute zu den schwierigsten der Philosophie gehört: Was ist Zeit? Anders als sein Vorgänger Immanuel Kant erkennt er in der Zeit keine subjektive Anschauungsform des Menschen, sondern eine objektive Grundstruktur der Wirklichkeit: „Alles ist nur Werk der Zeit und durch die Zeit erhält jedes Ding seine Eigenthümlichkeit und Bedeutung.“ In seinem Vortrag entwickelt Markus Gabriel diesen Grundgedanken sowie Schellings bislang systematisch kaum erschlossene These, dass die Zukunft den eigentlichen Schlüssel zum Verständnis der Zeit bildet. Dabei bezeichnet Zukunft eben nicht den Raum des noch nicht Wirklichen, bloß Möglichen, sondern ist selbst Bestandteil der Wirklichkeit. Das von Schelling vertretene Primat der Zukunft gewinnt gerade für unsere Gegenwart an Bedeutung, da es erlaubt, menschliche Freiheit in die Struktur der Wirklichkeit zu integrieren – und zwar, ohne die Grundlagen der modernen Physik zu verletzen. Schelling erweist sich damit als ein Denker, der seiner Zeit voraus war: als Philosoph einer Zukunft, in der wir uns heute befinden. Schellings Denken zu verstehen, heißt daher auch: uns besser zu verstehen.
Wer spricht
Podcast-Intro: Dr. Laura Räuber, Referentin für Digitale Kommunikation der BAdW
Prof. Dr. Markus Gabriel ist Lehrstuhlinhaber für Erkenntnistheorie, Philosophie der Neuzeit und Gegenwart sowie Leiter des Internationalen Zentrums für Philosophie NRW und des Center for Science and Thought, Universität Bonn.
- 00:00:00Intro
- 00:01:59Vortrag
- 00:01:31Outro