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Neuerscheinung: Ein exkommunizierter Kreuzfahrer – Die Urkunden der Kreuzzugsjahre Kaiser Friedrichs II.

Wegen einer Seuche muss eine angekündigte Reise verschoben werden – das kommt uns im Jahr 2021 nur zu bekannt vor. Vor einem ähnlichen Problem stand vor rund 800 Jahren Kaiser Friedrich II.: Er hatte 1225 mit dem Papst den Kreuzzug ins Heilige Land vereinbart, musste das Vorhaben wegen einer schweren Seuche aber zunächst abbrechen und wurde deshalb, wie vertraglich vereinbart, von Gregor IX. exkommuniziert. Dies ist nur eine der Geschichten, die ein neuer Urkundenband erzählt.

Das Akademie-Projekt „Herausgabe der Urkunden Kaiser Friedrichs II.“ präsentiert den sechsten Band der Urkunden des Stauferkaisers. Er umfasst die Zeitspanne von Juli 1226 bis Ende 1231 und steht im Zeichen des Kreuzzugs des gebannten Kaisers ins Heilige Land.

Bereits 1215 hatte Friedrich versprochen, ins Heilige Land zu ziehen, den Kreuzzug aber seitdem mehrfach verschoben. Im Vertrag von San Germano zwischen dem Kaiser und dem Papst verpflichtete sich Kaiser Friedrich II. schließlich 1225, spätestens 1227 zum Kreuzzug aufzubrechen und diesen selbst zu finanzieren. Ein Vertragsbruch sollte zur Exkommunikation führen. Auf Grund einer schweren Seuche musste Friedrich die begonnene Reise jedoch bereits nach zwei Tagen in Otranto unterbrechen. Papst Gregor IX. erkannte die Rechtfertigung nicht an und exkommunizierte den Kaiser. 1228 setzte Friedrich die Reise fort, ohne sich aus der Exkommunikation gelöst zu haben. Sein Gefolge bestand aus rund 1.000 Rittern und 10.000 Streitern zu Fuß, doch der Bann hatte das Heer gespalten: Templer und Johanniter verweigerten dem exkommunizierten Herrscher die Gefolgschaft. Mit dem Vertrag von Jaffa am 11. Februar 1229 gelang Friedrich ohne Blutvergießen eine Einigung mit dem Sultan al-Kamil. Ein zehnjähriger Waffenstillstand wurde geschlossen, Jerusalem, Bethlehem und Nazareth sowie einige kleinere Orte wurden Friedrich zugesprochen, die Al-Aqsa-Moschee, Gründungsstätte des Templerordens, der Tempelplatz mit dem Felsendom und die Dörfer in der Umgebung Jerusalems blieben bei den Sarazenen. Trotz dieses Erfolgs hob Gregor IX. den Kirchenbann zunächst nicht auf.

Der neue Band der Urkunden Kaiser Friedrichs II. enthält 264 Urkunden sowie drei Nachtragsurkunden für den dritten bzw. fünften Band. Aus dem Heiligen Land sind, teils im Original, 16 Urkunden überliefert. Hinzu kommen Diplome von den Friedensverhandlungen und schließlich der Vertrag von San Germano, der im Sommer 1230 zur Aussöhnung mit Gregor IX. und zur Lösung vom Bann führte. Auch die Weigerung der oberitalienischen Städte, die kaiserlichen Herrschaftsansprüche anzuerkennen, sind in den Urkunden ablesbar. Die zunehmende Effizienz der Verwaltung des Königreichs Sizilien wird in den Excerpta Massiliensia, einer Abschrift aus den kaiserlichen Registern, geschildert. Die detaillierten Verwaltungsmaßnahmen im Regnum Siciliae spiegeln sich in über 40 (teils nur gekürzt überlieferten) Urkunden wider.

Publikation:
Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser 14,6 (Diplomata regum et imperatorum Germaniae) Die Urkunden Friedrichs II. Teil 6: 1226-1231. Bearbeitet von Walter Koch (†) unter Mitwirkung von Klaus Höflinger, Joachim Spiegel, Christian Friedl, Katharina Gutermuth und Maximilian Lang. XIV, VI und 1016 S. in zwei Teilen. 4°. 2021, ISBN 978-3-447-11375-5Ln. EUR 230,-

Das BAdW-Projekt „Herausgabe der Urkunden Kaiser Friedrichs II.“
Aufgabe des Projekts "Herausgabe der Urkunden Kaiser Friedrichs II." ist die Sammlung, Bearbeitung und Edition von mehr als 2.600 Urkunden (Diplome und Mandate) Kaiser Friedrichs II., die im Original oder nur mehr als Abschrift überliefert sind. Es ist ein Vorhaben der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, das seit 1990 im Rahmen des Akademienprogramms vom Bund und vom Freistaat Bayern finanziert wird.

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