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21/05

Zur Erinnerung an den 'Bienen-Frisch'

Multimedia-Vortrag von Karl Daumer über den Bienenforscher und Nobelpreisträger Karl Ritter von Frisch (1886–1982) in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 6. Juni 2005.

 

 

21/05
12. Mai 2005

Multimedia-Vortrag von Karl Daumer über den Bienenforscher und Nobelpreisträger Karl Ritter von Frisch (1886–1982) in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 6. Juni 2005.

Im Rahmen der Reihe „München leuchtet für die Wissenschaft – Berühmte Forscher und Gelehrte“, die gemeinsam von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Bayerischen Fernsehen BR-alpha gestaltet wird, folgt nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung über Romano Guardini (Referent: Hans Maier) nun ein Vortrag über den Zoologen und Verhaltensforscher Karl Ritter von Frisch. Typisch für die engagierte Vortragsreihe ist, dass nach Möglichkeit Zeitzeugen oder Nachfahren zu Wort kommen und historisches Film- oder Tonmaterial einbezogen wird. So werden auch in diesem Vortrag nicht nur die wissenschaftlichen Verdienste des aus Österreich stammenden Nobelpreisträgers gewürdigt, sondern auch seine Persönlichkeit lebendig nachgezeichnet.

Karl Ritter von Frisch (1886–1982) wuchs in Wien unter gelehrten Verwandten auf. Mit klaren Fragestellungen, genial einfachen Methoden und scharfsinnigen Auswertungen gelangen ihm in sechs Jahrzehnten faszinierende Entdeckungen über Sinnesleistungen und Verhaltensweisen von Tieren. Am bekanntesten sind die Entdeckungen zur Tanzsprache und Himmelsorientierung der Bienen. Seine Leistungen als Pionier der Verhaltensforschung wurden nach vielen Ehrungen 1973 mit dem Nobelpreis gewürdigt (zusammen mit K. Lorenz und N. Tinbergen).

Nach einem Medizinstudium in Wien wechselte Karl von Frisch zur Zoologie bei Richard Hertwig in München (1908). Der Habilitation (1912) und dem Kriegsdienst folgten Berufungen nach Rostock (1921), Breslau (1923) und München (1925). 1931/32 baute er mit Rockefeller-Geldern das Zoologische Institut in der Luisenstraße, das zum Mekka für Biologen aus aller Welt wurde. Als „Mischling 2. Grades“ wurde er 1941 zwangspensioniert, durfte aber über eine Bienenseuche weiterforschen. Vom zerbombten Institut (1944) nach Österreich ausgewichen, kehrt er 1950 nach München zurück, wo er die Zoologie zu neuer Blüte brachte. Über die Emeritierung (1958) hinaus umfasst sein Lebenswerk 160 wissenschaftliche Publikationen, die Betreuung von 103 Doktorarbeiten, die Herausgabe der Zeitschrift für vergleichende Physiologie, zahlreiche populäre Bücher, Schulbücher sowie Gedichte für Familie und Freunde.

Den multimedialen Vortrag über Leben und Werk wird sein Schüler Karl Daumer halten, der ihn im Familienkreis bis zu seinem Tod begleitet hat. Zum Abschluss des Vortrags wird der Referent ein Gespräch mit Prof. Jürgen Tautz über den Fortgang der Bienenforschung an der Universität Würzburg führen, wo Martin Lindauer die Tradition der v.-Frisch-Schule fortführte. Karl Daumer hatte in den 50er Jahren die Blumenfarben und das Farbensehen der Bienen analysiert und dabei im ultravioletten Bereich verborgene Muster auf Blumen entdeckt, die als Wegweiser für die Bienen zu Nektar und Pollen dienen. Als Mittler zwischen Hochschule und Schule setzte er in Fortbildungen und Schulbüchern neue Standards für den Biologieunterricht. Sinnesphysiologische Forschungen in Zürich, Yale, Hawaii und Malaysia führten alte Fragestellungen von Karl von Frisch fort. Nach seiner Zeit als Präsident des Verbandes Deutscher Biologen organisiert er seit 2001 die Münchner Wissenschaftstage, die heuer im September auf der Bundesgartenschau mit dem Thema „Licht und Leben“ stattfinden.

Am Freitag, dem 10. Juni, lädt Karl Daumer im Nachgang zu seinem Vortrag in seinem Garten zu ei-nem Tag der Offenen Tür mit Bienen ein (Waldstraße 17, U2 Kreillerstraße). Dort führte er unter den kritischen Augen Karl von Frischs seine Bienenversuche durch. Auch weitere ehemalige Doktoranden werden anwesend sein und Erinnerungen an den verehrten Lehrer austauschen.


München leuchtet für die Wissenschaft – Berühmte Forscher und Gelehrte
Eine Vortrags- und Sendereihe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, des Kulturreferats der Landeshauptstadt München und des Bayerischen Rundfunks

Karl Ritter von Frisch (1886–1982)

Termine:
Montag, 6. Juni 2005, 18.00 Uhr
Multimedia-Vortrag von Prof. Dr. Karl Daumer, Honorarprofessor für Zoologie an der Universität München, Leiter der Münchner Wissenschaftstage
Ort: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Marstallplatz 8, 80539 München

Freitag, 10. Juni 2005, 14.00 bis 18.00 Uhr
Tag der Offenen Tür bei Prof. Karl Daumer
Treffpunkt: 14.00 Uhr vor der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Marstallplatz 8
oder direkt bei Prof. Daumer, Waldstraße 17, 81825 München (Trudering),
U-Bahn Linie 2, Haltestelle Kreillerstraße

Mittwoch, 13. und Donnerstag, 14. Juli 2005, jeweils 18.00 Uhr bis 18.30 Uhr
Ausstrahlung des zweiteiligen Vortrags in BR-alpha

Freitag, 15. Juli, 18.00 Uhr bis 18.30 Uhr
Ausstrahlung der Dokumentation „Der Bienen-Frisch – Porträt eines Naturforschers“