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Vortrag: „Religion und Recht: Zur (Un-)Möglichkeit religiös-weltanschaulicher Neutralität des Staates“

„Wir brauchen neue Formate des Sprechens über Religion“ – so fasste Bundesbildungsministerin Johanna Wanka ein gesellschaftliches Be-dürfnis und politisches Desiderat unserer Zeit zusammen. Ein neues Format etablierte die Bayerische Akademie der Wissenschaften 2015 mit der Reihe „Religion und Gesellschaft. Sinnstiftungssysteme im Konflikt“, die am 19. Januar mit einem Vortrag von Horst Dreier zum Thema „Reli-gion und Recht“ fortgesetzt wird.

 

 

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13. Januar 2016

„Wir brauchen neue Formate des Sprechens über Religion“ – so fasste Bundesbildungsministerin Johanna Wanka ein gesellschaftliches Be-dürfnis und politisches Desiderat unserer Zeit zusammen. Ein neues Format etablierte die Bayerische Akademie der Wissenschaften 2015 mit der Reihe „Religion und Gesellschaft. Sinnstiftungssysteme im Konflikt“, die am 19. Januar mit einem Vortrag von Horst Dreier zum Thema „Reli-gion und Recht“ fortgesetzt wird.

Der freiheitliche säkulare Staat verzichtet auf die Identifikation mit einer bestimmten Religion, klammert die Wahrheitsfrage aus und entkoppelt die Autorität des Rechts von der Autorität des Glaubens. Für die Individuen ist die umfassende Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses gewährleistet. Für den Staat resultiert daraus die Pflicht zu religiös-weltanschaulicher Neutrali-tät. Doch lässt sich diese überhaupt realisieren? Kann und darf der Staat seine christlichen Wurzeln ignorieren, müssen seine Vertreter ihre religiösen Prägungen verleugnen? Und liegt nicht schon in jeder Entscheidung über religiöse Fragen eine wertende Stellungnahme? Diesen Fragen wird Prof. Dr. Horst Dreier in sei-nem Vortrag am 19. Januar nachgehen.

In Reaktion auf die Anschläge vom Januar 2015 in Paris beschäftigt sich eine von Friedrich Wilhelm Graf und Jens-Uwe Hartmann (beide LMU/BAdW) konzipierte Vortragsreihe mit Religion und Gesellschaft als „Sinnstiftungssysteme im Konflikt“. Die Ereignisse und Entwicklungen des Jahres 2015 zeigten, dass das Thema „Religion und Gesellschaft“ 2016 brisanter ist denn je.

Prof. Dr. Horst Dreier ist Inhaber des Lehrstuhls für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Von 2001 bis 2007 war er Mitglied des Nationalen Ethikrates. Er ist Herausge-ber eines dreibändigen, neu konzipierten Grundgesetzkommentars. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den „Preis für gute Lehre“.

Medienvertreter sind herzlich zur Berichterstattung eingeladen. Auf Anfrage besteht die Möglichkeit zu kurzen Pressegesprächen.

Weitere Termine der Reihe 2016:

Mittwoch, 13. April 2016, 19.00 Uhr: Islam in den säkularen Rechtsstaaten Europas (Prof. Dr. Mathias Rohe)
Dienstag, 10. Mai 2016, 19.00 Uhr: Immanente Religion – transzen-dente Technologie? Das Beispiel Digitalisierung (Prof. Dr. Sabine Maasen)
Dienstag, 14. Juni 2016, 19.00 Uhr: Im langen Schatten von Byzanz? Staat, Kirche und Gesellschaft in Diskursen des östlich-orthodoxen Christentums (Prof. Dr. Karl Pinggéra)
Dienstag, 25. Oktober 2016, 19.00 Uhr: Umkämpfte Säkularität — Kampf um die Grenzen der Religion (Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr)
Mittwoch, 2. November 2016, 19.00 Uhr: Geschlecht, Geschlecht-lichkeit, Religion. Woran liegt die Sexbesessenheit des Religiösen? (Prof. Dr. Armin Nassehi)


Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist die größte und eine der ältesten Akade-mien in Deutschland. Ihren Aufgaben als Gelehrtengesellschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Ort des lebendigen wissenschaftlichen Dialogs mit Gesellschaft und Politik ist sie seit mehr als 250 Jahren verpflichtet. Der Schwerpunkt ihrer Forschung liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und das kulturelle Erbe sichern. Die Akademie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Deutschlands, und des Walther-Meißner-Instituts für Tieftemperaturforschung. Den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern fördert sie in ihrem Jungen Kolleg.