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07/03

Vom Alten Reich zur Bundesrepublik Deutschland

Buchpräsentation der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 24. Februar 2003 um 19.30 Uhr im Historischen Kolleg, Kaulbachstr. 15, München in Anwesenheit des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair

 

 

07/03
18. Februar 2003

Buchpräsentation der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 24. Februar 2003 um 19.30 Uhr im Historischen Kolleg, Kaulbachstr. 15, München in Anwesenheit des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair

Rosemarie Aulinger eröffnet den Reigen der Neuerscheinungen mit ihrer neuesten, im Rahmen des Editionsprojektes „Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe“, erschienenen Quellenedition
"Der Reichstag zu Worms 1545". Im Mittelpunkt der Verhandlungen des Reichstages im Jahre 1545 standen die Reichsmatrikel (d.h. das Verzeichnis der Reichsstände und ihrer Beiträge zu den Reichsbedürfnissen), die Reichsmünz- und die Reichspolizeiordnung. Der Reichstag hat also eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Reichsverfassung und des Reichsrechtes gespielt. Durch die Erschließung dieser Quelle widerlegt die Autorin schließlich die gängige Meinung, dass Religionsangelegenheiten zu dieser Zeit das alles beherrschende Thema im Reichstag gewesen seien.

 Mit "Der Reichstag zu Augsburg 1566" haben Maximilian Lanzinner und Dietmar Heil ein imposantes Quellenwerk vorgelegt. Die Edition belegt die Konsolidierung des Reiches schon ein Jahrzehnt nach dem Augsburger Religionsfrieden, der den weltlichen Ständen Religionsfreiheit gestattet hatte. Die konfessionellen Gruppen fanden zur Koexistenz, mitunter zur Kooperation zusammen. Keineswegs religionspolitische Fragen, sondern die Abwehr der Türken und die Sicherheit im Innern waren die eigentlichen Themen des Reichstags in dieser Zeit. Überhaupt müssen die Ergebnisse der bisherigen, konfessionsorientierten Geschichtsschreibung korrigiert werden: Die Quellen zum Reichstag von 1566 widerlegen das immer noch geläufige Bild, die deutsche Geschichte sei nach 1555 unaufhaltsam auf den Religionskrieg zugelaufen.

1988 beschloss die Historische Kommission, die Forschungsmöglichkeiten zum 19. Jahrhundert durch neue Editionsprojekte auf eine breitere Grundlage zu stellen: Dies war unter anderem die Geburtsstunde der "Quellen zur Geschichte des Deutschen Bundes (1815-1866)". Der von Ralf Zerback vorgelegte neueste Band "Reformpläne und Repressionspolitik 1830-1834" konzentriert sich auf eine Schlüsselphase für die Entwicklung des Bundes. Hintergrund ist dabei der wieder aufgefrischte Konflikt zwischen liberal beziehungsweise national orientierten gesellschaftlichen Kräften und den Regierungen im Deutschen Bund.

Der Band zeigt, wie sich eine Art konfrontativer Dialog zwischen den Machteliten des Bundes und der oppositionellen Nationalbewegung konstituierte. Er liefert damit Stichworte für den in der Epoche dominierenden Prozess der Nationsbildung.

Eine der bedeutendsten Quellenpublikationen zur deutschen Zeitgeschichte ist die von Friedrich Hartmannsgruber im Koblenzer Bundesarchiv seit 1989 besorgte Arbeit an den „Akten der Reichskanzlei. Regierung Hitler 1933-1945.“ Der nun vorgelegte Band "Die Regierung Hitler Band III: 1936", beschäftigt sich mit dem Olympiajahr, das landläufig noch als relativ ruhig und friedfertig gilt. Der Band zeigt jedoch, dass es sich um ein Schwellenjahr handelt: Der Vierjahresplan führt zu einem Zustand permanenter Mobilmachung, deren erklärtes Ziel die kriegerische Ausweitung des deutschen "Lebensraums" war. Andererseits wurde die angekündigte nationalsozialistische Reichs- und Verwaltungsreform von Hitler eingestellt. Die Rassenpolitik gegenüber den Juden und die Abdrängung der Kirchen radikalisierten sich. Einen wichtigen Platz in den Bänden nehmen die "Führervorträge" des Chefs der Reichskanzlei, Hans-Heinrich Lammers, ein, die in einzigartiger Weise Aufschluss über Herrschaftsstruktur und Regierungsstil im „Führerstaat“ Hitlers geben und seinen Anteil am tagespolitischen Geschäft erkennen lassen.

Seit 1995 wird mit der Edition der Protokolle des Bayerischen Ministerrats eine Schlüsselquelle zur politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Freistaates Bayern in der Nachkriegszeit erschlossen. Der von Karl-Ulrich Gelberg bearbeitete Band "Das Kabinett Ehard II. Band 1 1947/1948" über das zweite Kabinett des bayerischen Ministerpräsidenten Hans Ehard (CSU) bietet vor allem ein Panorama der existenziellen Krise des Jahres 1948. Die prekäre Lage der Lebensmittel- und Energieversorgung und die schwierige Flüchtlingssituation führten zu zahlreichen Streiks. Die Währungsreform, die föderalistische Verfassungsdiskussion und der Beginn der Grundgesetzberatungen im Parlamentarischen Rat in Bonn bilden einen weiteren Schwerpunkt. Die Protokolle lassen ferner erkennen, dass der Einfluss der amerikanischen Militärregierung auf die bayerischen Verhältnisse, insbesondere auf die Gesetzgebung, trotz stufenweiser Reduzierung ihrer Eingriffsrechte wesentlich intensiver war, als von der Forschung bisher angenommen.

Bitte beachten Sie die neue Internetpräsenz:

www.historischekommission-muenchen.de

Die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde 1858 von König Ludwig II. gegründet. Ihre Aufgabe war und ist die Veröffentlichung von Quellen und Darstellungen zur deutschen Geschichte. 38 führende Historiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bilden die Historische Kommission, die 17 Reihen herausgibt, wobei das Programm der Publikationen vom Mittelalter bis zur Zeitgeschichte reicht.

Alle Neuerscheinungen:

Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Deutsche Reichstagsakten Jüngere Reihe, 16. Band
Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V.
Der Reichstag zu Worms 1545
Bearbeitet von Rosemarie Aulinger
München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2003. 1.740 S. in 2 Teilbänden,
ISBN 3-486-56619-9, ca. € 248,- 

Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556-1662
Der Reichstag zu Augsburg 1566

Bearbeitet von Maximilian Lanzinner und Dietmar Heil
München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2002. 1652 S. in zwei Teilbänden
ISBN 3-486-56562-1, € 258,-

Für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben von Lothar Gall
Quellen zur Geschichte des Deutschen Bundes, Abteilung II,1
Abteilung II: Quellen zur Geschichte des Deutschen Bundes 1830-1848
Band 1: Reformpläne und Repressionspolitik 1830-1834

Bearbeitet von Ralf Zerback
München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2003. LXVIII, 805 S., 14 Abb.
ISBN 3-486-56658-X, ca.  € 99,80

Herausgegeben für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Hans Günter Hockerts, für das Bundesarchiv von Hartmut Weber
Akten der Reichskanzlei. Regierung Hitler 1933 - 1945
Die Regierung Hitler Band III: 1936
Bearbeitet von Friedrich Hartmannsgruber
München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2002. LXVIII, 993 S.
ISBN 3-486-56626-1, € 99,80

Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns
Die Protokolle des Bayerischen Ministerrats 1945-1954
Das Kabinett Ehard II. Band 1 1947/1948

Bearbeitet von Karl-Ulrich Gelberg
München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2003. Ca. 1050 S., ca. 4 Abb., (Fortsetzungspreis ermäßigt),
ISBN 3-486-56656-3, ca. € 99,80

Rezenzionsexemplare erhalten Sie über:
Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH
Rosenheimer Straße 145
81671 München

Katrin Schachinger, Pressereferat Geisteswissenschaften
Tel. 089-45051-340
E-Mail: schachinger@verlag.oldenbourg.de