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36/06

Repertorium Academicum Germanicum ab 1.1.2007 im Akademienprogramm

Unter dem Dach der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wird an den Universitäten Bern und Gießen das Repertorium Academicum Germanicum (RAG) – das Who's Who der graduierten Gelehrten des Alten Reiches (1250 bis 1550) – bis 2018 fertiggestellt.

 

36/06
21. November 2006

Unter dem Dach der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wird an den Universitäten Bern und Gießen das Repertorium Academicum Germanicum (RAG) – das Who's Who der graduierten Gelehrten des Alten Reiches (1250 bis 1550) – bis 2018 fertiggestellt.

In dem Projekt werden biographische Daten zu ca. 40.000 Gelehrten erschlossen, die an einer Universität des Alten Reichs oder des Auslands einen akademischen Grad erlangt haben. Im März 2006 ging das erste Segment des Repertorium Academicum Germanicum (RAG) online. In einem ersten Schritt können die Immatrikulationen und Promotionen von 4.635 Gelehrten von den sieben Universitäten Basel, Erfurt, Frankfurt/O., Krakau, Leipzig, Prag und Rostock in vier, miteinander frei kombinierbaren Kategorien recherchiert werden. Ihnen sind rund 17.900 Karriereschritte zugeordnet, darunter aus der Zeit bis 1450 auch die Rektorate und Dekanate der jeweiligen Universitäten bzw. Fakultäten.

Gegen Ende dieses Jahres wird sich der recherchierbare Datenbestand mehr als verdoppeln. Es sollen dann Daten zu 10.000 Personen recherchierbar sein. Hinzukommen wird die Universität Heidelberg mindestens mit dem Zeitraum 1386 bis 1450; Ergänzungen wird es für Erfurt für die Jahre 1450 bis 1550 (bisher nur 1392 bis 1450) und die Prager Juristenuniversität (bisher nur Artisten, Theologen und Mediziner) für 1372 bis 1409 geben. Anfang 2007 sollen dann die Einträge für die Universitäten Ingolstadt (1472 bis 1550) und Köln (mindestens für das Jahrhundert von 1450 bis 1550) freigeschaltet werden.

"Akademisierung" und "Professionalisierung" gelehrter Tätigkeit an den Höfen, in Räten, Gerichten und Kanzleien der Könige und Kaiser, geistlichen und weltlichen Territorien sowie Städten sind eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung moderner "Staatlichkeit". Das RAG bildet die Basis, die mittelalterlichen Ursprünge dieser neuzeitlichen Wissensgesellschaft von europäischer Dimension detailliert zu erforschen: Wer trägt gelehrtes Wissen wohin, und wie wirken sich Personen, akademische Karrieren und Wissen gesellschafts- und kulturbestimmend am jeweiligen Ort im Vergleich mit dem ganzen Reich aus? Dazu werden Ausbildungs- und Lebensdaten sowie Informationen zu personellen Vernetzungen von Theologen, Juristen, Medizinern und Artistenmagistern zusammengetragen.

Seit 1998 ist das RAG eine Forschungsabteilung der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit zwei Arbeitsstellen:
– in Gießen (D) unter Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Moraw und
– in Bern (CH), unter Leitung von Prof. Dr. Rainer C. Schwinges.

Mit Ablauf des Jahres 2006 endet die Förderung durch die Fritz Thyssen-Stiftung und den Schweizerischen Nationalfonds. Zum 1. Januar 2007 ist das Unternehmen in das Akademienprogramm der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften aufgenommen worden, einem Programm, das zur Hälfte von der Bundesrepublik Deutschland, zur anderen Hälfte von dem betreuenden Bundesland finanziert wird. Dabei wurde die Gießener Arbeitsstelle des RAG dem Land Hessen, die Berner Arbeitsstelle der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zugeordnet. In jeder Arbeitsstelle werden in den kommenden zwölf Jahren je zwei Wissenschaftler (derzeit in Bern PD. Dr. Christian Hesse und Suse Baeriswyl M.A., in Gießen Frank Wagner M.A. und Wolfram C. Kändler M.A.). und voraussichtlich je zwei wissenschaftliche Hilfskräfte tätig sein.

Mit der Präsentation der Daten im Internet liegt ein Hilfsmittel für alle vor, die an der Funktion der Gelehrten und an der Verbreitung von Wissen ganz allgemein interessiert sind. Anregungen, Erweiterungen und gegebenenfalls Korrekturen der Daten sind sehr willkommen.