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09/06

Neue Mitglieder in die Bayerische Akademie der Wissenschaften gewählt

Am 17. Februar 2006 wählte das Plenum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zwölf neue Mitglieder (6 ordentliche und 6 korrespondierende). Die Wahl zum Akademiemitglied gilt als eine der hohen Auszeichnungen in der wissenschaftlichen Welt, da satzungsgemäß nur Persönlichkeiten aufgenommen werden können, deren wissenschaftliche Leistungen „sich nicht in der Übermittlung oder Anwendung bereits vorhandener Erkenntnisse erschöpft, sondern eine wesentliche Erweiterung des Wissensbestandes darstellt“. Der Akademie gehören derzeit 154 ordentliche, d.h. in Bayern wohnende, und 158 korrespondierende Mitglieder an.

 

 

09/06
20. Februar 2006

Am 17. Februar 2006 wählte das Plenum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zwölf neue Mitglieder (6 ordentliche und 6 korrespondierende). Die Wahl zum Akademiemitglied gilt als eine der hohen Auszeichnungen in der wissenschaftlichen Welt, da satzungsgemäß nur Persönlichkeiten aufgenommen werden können, deren wissenschaftliche Leistungen „sich nicht in der Übermittlung oder Anwendung bereits vorhandener Erkenntnisse erschöpft, sondern eine wesentliche Erweiterung des Wissensbestandes darstellt“. Der Akademie gehören derzeit 154 ordentliche, d.h. in Bayern wohnende, und 158 korrespondierende Mitglieder an.

In die Philosophisch-historische Klasse wurden gewählt:

Ordentliche Mitglieder

  •   Frank Büttner, o. Professor für Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München
  •   Claudia Märtl, o. Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München
  •   Norbert Oettinger, o. Professor für Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  •   Helmuth Pfotenhauer, o. Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Korrespondierende Mitglieder

  •   Ovidio Capitani, em. o. Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Bologna, Italien
  •   Andreas Kablitz, o. Professor für Romanische Philologie an der Albertus-Magnus-Universität zu Köln
  •   Detlef Liebs, em. o. Professor für Römisches Recht, Bürgerliches Recht und Neuere Privatrechtsgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  •   Rudolf Smend, em. o. Professor für Altes Testament an der Georg-August-Universität Göttingen

In die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse wurden gewählt:

Ordentliche Mitglieder

  •   Jörg Hacker, o. Professor für Molekulare Infektionsbiologie an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg
  •   Wolfgang Schnick, o. Professor für Anorganische Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Korrespondierende Mitglieder

  •   Peter Berthold, o. Professor für Zoologie, Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie, Radolfzell
  •   Elmar Weiler, o. Professor für Pflanzenphysiologie an der Ruhr-Universität Bochum

Kurze Würdigung der neuen ordentlichen Mitglieder

Frank Büttner (geb. 1944) lehrt seit 1994 an der Ludwig-Maximilians-Universität München Kunstgeschichte Bayerns. Mit seiner Habilitationsschrift über Peter Cornelius hat er sich international einen Namen als Experte für die Malerei der Nazarener erworben. Bekannt ist er außerdem für seine Forschungen über den Barock, wie seine Arbeiten über das Deckengemälde Tiepolos in der Würzburger Residenz belegen. Auf sehr positive Resonanz stieß außerdem der von ihm gemeinsam mit der Bayerischen Staatsgemäldesammlung eingerichtete Promotionsstudiengang „Museums- und Ausstellungswesen“, in dem graduierten Kunsthistorikern zusätzlich zur Doktorarbeit auch Praxiserfahrungen vermittelt werden.

Der Würzburger Infektionsbiologe Jörg Hacker (geb. 1952) hat u.a. die genetischen Ursachen für die Pathogenität bestimmter Mikroorganismen herausgefunden. Er hat die Funktion, Struktur und Wirkungsweise der durch die Gene kodierten Proteine beschrieben und dabei entdeckt, dass diese als Adhärenzfaktoren Interaktionen zwischen Bakterium und Wirtszelle vermitteln. Außerdem hat er in den Erregern der Legionärskrankheit Struktur und Funktion des Mip-Protein beschrieben, das die Infektivität gegenüber Makrophagen potenziert und einen wesentlichen Virulenzfaktor der Legionellen darstellt. Das von ihm entwickelte Konzept des horizontalen Gentransfers ist inzwischen in die Lehrbücher als Prinzip des Austausches von Pathogenität in Bakterien eingegangen. Hacker ist seit 2002 Sprecher des Forschungsverbundes FORIMMUN und seit 2003 Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Die Münchener Mediävistin Claudia Märtl (geb. 1954) hat sich vielfältig mit dem Früh- und Hochmittelalterlichen, speziell dem monastischen Geistesleben Regensburgs sowie Fragen des Investiturstreits befasst, in letzter Zeit aber auch mit biographischen Arbeiten dem Spätmittelalter zugewandt. Neben den großen Themen der Forschung, wie politisches Handeln, Rechtsansprüche etc., interessiert sie sich auch für die Lebensumstände im Mittelalter und für Spezialthemen, wie z.B. die Frauen im Umkreis der Päpste, oder die humanistische Kochkunst und Ernährungsgewohnheiten am Papsthof im 15. Jahrhundert. Das Ordinariat an der LMU hat sie seit 2001 inne.

Norbert Oettinger (geb. 1949) ist seit 2000 Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg. Er hat u.a. zahlreiche, auch international weithin beachtete Arbeiten zur historisch-vergleichenden Phonologie, Morphologie und Lexik des Hethitischen und Altiranischen sowie zur Rekonstruktion der indogermanischen Grundsprache vorgelegt. Darüber hinaus hat er Anhaltspunkte für ein durch bestimmte sprachliche Neuerungen gekennzeichnetes eigenes Areal „Nordwestindogermanisch“ innerhalb dieser Grundsprache aufgezeigt.

Helmut Pfotenhauer (geb. 1946), seit 1987 Lehrstuhlinhaber an der Universität Würzburg, ist einer der am breitesten ausgewiesenen Germanisten seiner Generation. Seine Arbeitsschwerpunkte erstrecken sich auf die Ästhetik Walter Benjamins und Friedrich Nietzsches, die literarische Anthropologie, das Verhältnis von Literatur und bildender Kunst sowie das Werk von Jean Paul. Bei all seinen Arbeiten hat er stets komparatistische und transdiziplinäre Fragestellungen einbezogen und sich als ausgezeichneter Interpret klassischer Literatur sowie hervorragender Philologe erwiesen.

Der seit 1998 an der LMU München lehrende Wolfgang Schnick (geb. 1957) ist ein bedeutender Vertreter der anorganischen Chemie. Seine wissenschaftlichen Arbeiten gelten neuartigen anorganischen Materialien, die einerseits vom Standpunkt der Synthese und der Strukturchemie von grundsätzlichem Interesse sind, andererseits aber auch eine unmittelbare Praxisrelevanz im Bereich der Hochleistungswerkstoffe haben. Beispielsweise gelang es seiner Arbeitsgruppe 2005, eine marktfähige warmweiße Leuchtdiode (LED) mit hoher Effizienz, exzellenter Farbbrillanz extrem stabiler Emission zu entwickeln. Bereits 1995 wurde er mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.

Kurze Würdigung der korrespondierenden Mitglieder

Peter Berthold war bis 2005 Direktor der Vogelwarte Radolfzell. Er hat sich als experimenteller Feld- und Labor-Orniothologe internationales Ansehen erworben und ist einer der führenden Forscher auf dem Gebiet des Vogelzugs.

Ovidio Capitani (geb. 1930) ist der führende italienische Mediävist seiner Generation. Ein Schwerpunkt seiner Forschungen ist das europäische Hochmittelalter und hier besonders das kanonische Recht sowie der Wandel des Kirchen- und Weltverständnisses vom 11. bis zum 13. Jahrhundert.

Andreas Kablitz (geb. 1957) wurde 1997 als erster Romanist überhaupt mit dem Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet. Er ist nicht nur einer der bekanntesten Dante-Spezialisten, sondern hat auch mit zahlreichen Arbeiten über die Mediävistik, Renaissance, Klassik und Moderne der Galloromanistik auf sich aufmerksam gemacht.

Detlef Liebs (geb. 1936) ist ein exzellenter Kenner und Interpret des antiken römischen Rechts sowie von dessen Weiterleben in der Spätantike und im frühen Mittelalter. Er hat außerdem eine Vielzahl von prosopographischen Einzelstudien zur Alten Geschichte verfasst. Einem breiteren Publikum ist er wegen seiner in mehreren Auflagen erschienenen Sammlung „Lateinischer Rechtsregeln und Rechtssprichwörter“ bekannt.

Rudolf Smend (geb. 1932) war u.a. Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Präsident der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Als Alttestamentler hat er sich der Geschichte der Bibelwissenschaft vom 18. bis zum 20. Jahrhundert gewidmet und neue Maßstäbe für die biblische Einleitungswissenschaft gesetzt.

Elmar Weiler (geb. 1949) hat entscheidende Beiträge zur Hormonphysiologie sowie zur Signal-Perzeption und -Transduktion bei Pflanzen geliefert.