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26/23

Lateinwort des Jahres 2023: „Resocio“ symbolisiert erneuerte zwischenmenschliche Beziehungen

Jetzt ist es offiziell: Das Lateinwort des Jahres 2023 lautet resocio „(jemanden oder etwas) als Kameraden zurückgewinnen“.

Das ausschließlich bei Pseudo-Augustin belegte Verb, dessen Beliebtheit der allgemeinen „Resozialisierung“ nach langen Pandemiejahren geschuldet sein mag, ging aus einer vom Thesaurus linguae Latinae organisierten öffentlichen Abstimmung als Sieger hervor. Das Kompositum resocio kommt im gesamten antiken Latein an zwei Stellen vor, beide sind dem Pseudo-Augustin zuzurechnen.

Insgesamt nahmen 1.130 interessierte Personen an der Wahl teil, mehr als doppelt so viel wie noch im Vorjahr, als der Thesaurus erstmals zur Abstimmung über das Lateinwort des Jahres aufrief. Zur Wahl standen auch diesmal fünf gänzlich „neue“ (d. h. vom Thesaurus linguae Latinae 2023 erstmals publizierte) Wörter des antiken Lateins, darunter neben resocio auch andere lexikographische Neulinge wie resplendor („Widerschein“) und restinctor („Auslöscher“). Das Lateinwort des Jahres findet sich im jetzt neu erschienenen 10. Faszikel des R-Bandes des Thesaurus linguae Latinae (Bd. XI 2, Fasz.  X).

Um in den Finalistenkreis zur Wahl des Lateinworts des Jahres aufgenommen zu werden, musste jedes Wort drei Bedingungen erfüllen: Erstens konnten nur Lemmata berücksichtigt werden, deren Thesaurus-Einträge im Wahljahr veröffentlicht wurden. Zweitens musste es sich um ein gänzlich „neues“ Wort handeln in dem Sinne, dass man es bisher in keinem gängigen Lexikon des antiken Lateins findet, wie etwa dem Oxford Latin Dictionary, Georges oder Gaffiot. Drittens wurde bei der internen Vorauswahl darauf geachtet, welche Wörter aus formaler oder inhaltlicher Sicht besonders interessant sind und sich eignen, eine Verbindung zwischen Antike und Gegenwart herzustellen.

„Schatzhaus des antiken Lateins“: Der Thesaurus linguae Latinae
Der Thesaurus linguae Latinae ist das maßgebliche Wörterbuch des antiken Lateins: Als einziges Lexikon bezieht der Thesaurus alle überlieferten lateinischen Texte von den Anfängen bis 600 n. Chr. ein, berücksichtigt also neben der klassischen Latinität auch ausführlich die Besonderheiten der spätantiken und christlichen Texte. Untersucht werden nicht nur literarische Werke, sondern auch juristische und medizinische Gebrauchstexte, Inschriften, Graffiti und vieles mehr.