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30/08

Jahressitzung 2008 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Rechenschaftsbericht des Präsidenten – Verleihung hochdotierter Wissenschaftspreise im Gesamtwert von 24.000 Euro – Festvortrag von Roland Z. Bulirsch (München) über die Bedeutung der Mathematik in den schönen Künsten

 

 

30/08
06. Dezember 2008

Rechenschaftsbericht des Präsidenten – Verleihung hochdotierter Wissenschaftspreise im Gesamtwert von 24.000 Euro – Festvortrag von Roland Z. Bulirsch (München) über die Bedeutung der Mathematik in den schönen Künsten

Rund 1.000 Ehrengäste aus Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft kamen zur Feierlichen Jahressitzung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am Samstag, 6. Dezember 2008. Im Münchner Herkulessaal verlieh Präsident Dietmar Willoweit die Akademiemedaillen und -preise – insbesondere an den wissenschaftlichen Nachwuchs Bayerns –, und informierte über die Fortschritte der Forschungsvorhaben im vergangenen Jahr. Den Festvortrag mit dem Titel "Triumph der geistigen Organisation". Raum, Zahl und Maß in Kunst und Literatur hielt Roland Z. Bulirsch (TU München).

Rechenschaftsbericht des Präsidenten

"Das vor uns liegende Jubiläumsjahr wirft ein helles Licht auf die wissenschaftlichen Arbeiten der Akademie", so Akademiepräsident Dietmar Willoweit in seinem Jahresbericht. Ausgehend von der Gründungsgeschichte der Akademie in der Aufklärung sei die Einrichtung bis heute dem "Anspruch der Wissenschaftlichkeit, der die Grenzen der Vernunft auslotet", verpflichtet. Allerdings spanne sich der Bogen der heutigen Forschungsprojekte unter dem Dach der Akademie in der Grundlagenforschung von den Geisteswissenschaften bis hin zur Nanotechnologie und zur äußerst dynamischen Entwicklung des Leibniz-Rechenzentrums. Hier seien die Planungen für einen Erweiterungsbau in Garching bereits in vollem Gange. Willoweit berichtete ferner über die zahlreichen Neuerscheinungen und Forschungsergebnisse und stellte die im Oktober 2008 ins Leben gerufene Kommission für Wissenschaftsgeschichte unter dem Vorsitz von Menso Folkerts (LMU München) vor. Vor dem Hintergrund von Lehrstuhlstreichungen in dieser Disziplin sei die Gründung "ein Zeichen gegen die Übermacht der Massenfächer", so Willoweit. Das erste Vorhaben ist die Edition frühneuzeitlicher Ärztebriefe unter der Leitung des Medizinhistorikers Michael Stolberg (Universität Würzburg), die Anfang 2009 beginnen wird. (Bericht zum Download)

Preisverleihungen

Mit der Verleihung ihrer wissenschaftlichen Preise würdigte die Akademie bei der Jahresfeier herausragende Leistungen v.a. junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Geistes- und Naturwissenschaften.

MAX WEBER-PREIS 2008

PD Dr. Alf Christophersen, geb. 1968, Wissenschaftlicher Oberassistent am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik an der LMU München, für seine Habilitationsschrift "Kairos. Protestantische Zeitdeutungskämpfe in der Weimarer Republik". Der Preis ist mit 4.000 € dotiert. (Laudatio)

ARNOLD SOMMERFELD-PREIS 2008

Dr. Sebastian T.B. Gönnenwein, geb. 1973, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Walther-Meißner-Institut für Tieftemperaturforschung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften für seine zukunftsweisenden Arbeiten zum physikalischen Verständnis von Schichtsystemen und Nanostrukturen aus supraleitenden, magnetischen und halbleitenden Materialien und ihrer Anwendung in modernen Bauelementen der Spinelektronik. Der Preis ist mit 4.000 € dotiert. (Laudatio)

ROBERT SAUER-PREIS 2008

Dr. Martin Kleinsteuber, geb. 1973, Akademischer Rat an der Fakultät für Mathematik und Informatik an der Universität Würzburg, für seine Dissertation "Jacobi-Type Methods on Semisimple Lie Algebras" und weitere Arbeiten, in denen er neue Methoden zur Berechnung von Eigenwerten spezieller Klassen von Matrizen entwickelte. Der alle zwei Jahre für besondere Leistungen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich vergebene Preis ist mit 5.000 € dotiert.(Laudatio)

AKADEMIEPREIS 2008

Dr. h.c. Hermann Süß, geb. 1932, ehemaliger Eisenbahner, für seine Verdienste um die bibliographische Erschließung hebräischer, jiddischer und judaistischer Literatur in deutschen, insbesondere bayerischen Bibliotheken, darunter die lange als verschollen geltende "Rabbinica" des Altdorfer Gelehrten Johann Christoph Wagenseil. Der Preis wird jährlich an eine Persönlichkeit vergeben, die nicht hauptberuflich wissenschaftlich tätig ist. Der Preis ist mit 5.000 € dotiert. (Laudatio)

PREIS DES ROTARY-CLUBS MÜNCHEN-FRIEDENSENGEL 2008

Anna-Lena Müller-Bergen, geb. 1976, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kommission zur Herausgabe der Schriften von Schelling in Anerkennung besonderer wissenschaftlicher Leistungen bei der Arbeit an der Herausgabe der Schriften Schellings. Der Preis ist mit 3.000 € dotiert. (Laudatio)

PREIS DES ROTARY-CLUBS MÜNCHEN-HOFGARTEN 2008

Dr. Stefan Pautler, geb. 1963, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kommission für Theologiegeschichtsforschung in Anerkennung besonderer wissenschaftlicher Leistungen, insbesondere bei der Schlussredaktion der umfangreichen und vielbeachteten vier letzten Bände der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Ernst Troeltschs. Der Preis ist mit 3.000 € dotiert. (Laudatio)

Außerdem zeichnete die Akademie 2008 zwei Persönlichkeiten, die den Anliegen des Hauses in besonderer Weise verbunden sind, mit der Medaille BENE MERENTI in Silber aus:

Prof. Dr. Hermann Rumschöttel, (Laudatio) ehemaliger Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, für seine Verdienste um die Pflege des Archivs der Akademie und als 2. Vorsitzender der Kommission für bayerische Landesgeschichte, und Dr. Dietmar Täube, (Laudatio) ehemaliger stellvertretender Leiter des Leibniz-Rechenzentrums (LRZ), für seine besonderen Verdienste um das LRZ.

Festvortrag von Roland Z. Bulirsch

Den diesjährigen Festvortrag hielt Roland Z. Bulirsch, em. Ordinarius für Höhere und Numerische Mathematik an der TU München. Er ist u.a. Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst, seit 1991 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und seit 1998 Sekretar ihrer Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse. Sein Thema:

"Triumph der geistigen Organisation"
Raum, Zahl und Maß in Kunst und Literatur

Mathematik und die schönen Künste – eine auf den ersten Blick ungewohnte Verbindung. Roland Bulirsch schlug bei der Jahrfeier 2008 eine Brücke zwischen den Disziplinen. In seinem Festvortrag spannte er den Bogen von den Künstlern der Renaissance und ihren ausgezeichneten geometrischen Kenntnissen bis zu den Künstlern der Neuzeit. Auch Musiker und Schriftsteller zieht die Mathematik seit Jahrhunderten in ihren Bann: Robert Musil würdigte sie als "Triumph der geistigen Organisation". Der Festvortrag zeigte, wie sich diese Disziplin in den Werken der Dichter und Schriftsteller spiegelt und welche Bedeutung sie für die Musik hat.

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist eine der größten und ältesten Akademien in Deutschland. Sie ist zugleich Gelehrtengesellschaft und Forschungseinrichtung von internationalem Rang. In 40 Kommissionen und zwei Arbeitsgruppen mit rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt sie Grundlagenforschung in den Geistes- und Naturwissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und die kulturelle Überlieferung sichern, darunter kritische Editionen, wissenschaftliche Wörterbücher sowie exakt erhobene Messreihen. Sie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Deutschlands, und des Walther-Meißner-Instituts für Tieftemperaturforschung.