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Erhöhte UV-Strahlung: Folgen und Maßnahmen
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15. Juni 2004
Die Folgen von starker Sonneneinstrahlung für Mensch und Welt werden in der neuen Publikation der Kommission für Ökologie allgemeinverständlich dargestellt. Die neuen Ergebnisse stammen aus in den Jahren 1999-2004 bayernweit durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen.
Licht ist Leben – doch Veränderungen in der Zusammensetzung des auf die Erde treffenden Sonnenlichts gaben in den letzten Jahren Anlass zur Besorgnis. So nahm die Intensität der ultravioletten (UV) Strahlung auf der Erdoberfläche kontinuierlich zu, mit vielfältigen Auswirkungen auf den Menschen und seine Umwelt. Von 1999 bis 2004 wurden diese Auswirkungen vom Bayerischen Forschungsverbund „Erhöhte UV-Strahlung in Bayern – Folgen und Maßnahmen“ intensiv erforscht. BayFORUV vernetzte dabei bayernweit 13 Arbeitsgruppen an Universitätsinstituten und an freien Forschungseinrichtungen.
Als Grundlage für die Wirkungsforschung erfassten Meteorologen und Atmosphärenforscher die derzeitige UV-Strahlungsintensität in Bayern und prognostizierten ihre künftige Entwicklung. Es wurden beispielsweise Messsysteme entwickelt, mit denen die Strahlung in einem Gerstenbestand erfasst und modelliert werden kann. Mithilfe aufwändiger Klimamodelle wurden die Auswirkungen einer sich künftig erholenden Ozonschicht bzw. einer künftig geringeren Bewölkungssituation auf die (auf die Erde auftreffende) UV-Strahlung modelliert; nach diesen Berechnungen wird sich z.B. die UV-Strahlung zwar generell verringern, jedoch am geringsten im Spätwinter und im Frühjahr, also gerade zu Zeiten, in denen die menschliche Haut noch nicht an Strahlung gewöhnt ist und daher besonders empfindlich reagiert. Einer anderen Arbeitsgruppe gelang die Umrechnung von der Sonnenbrand auslösenden UV-Strahlungsdosis von geraden, horizontalen (wie UV-Strahlung normalerweise gemessen wird) auf geneigte Flächen (wie sie in Form der Oberfläche des aufrechten, sitzenden oder liegenden menschlichen Körpers tatsächlich vorliegen); dieser sog. (auf den Menschen bezogene) UV-Index kann durch dreidimensionale Körpermodelle sehr anschaulich dargestellt werden.
In Fachgruppen von Medizinern, Biologen und Chemikern wurden die möglichen Folgen von erhöhter UV-Strahlung untersucht, wie beispielsweise
* Sonnenbrand, Hautkrebs, phototoxische oder photoallergische Reaktionen beim Menschen
* Schäden an Weintrauben (verbräunte und eingetrocknete Beeren) und an Gerste (sog. „nichtparasitäre Blattverbräunung“)
* Schäden an nahe der Oberfläche lebenden Fischen in bayerischen Gewässern, wie z.B. Forellen und Äschen
* Entstehung und Abbau bodennaher Luftschadstoffe; so wurde z.B. die Modifizierung von Zement mit bestimmten Partikeln, die im Licht den Schadstoffabbau (z.B. Atrazin) beschleunigen, untersucht.
Dass UV-Strahlung nicht nur negative Auswirkungen hat, sondern dass Tiere und Pflanzen als Antwort auf die natürliche UV-Strahlung in ihrer Evolution natürliche Abwehrmechanismen (wie DNA-Reparaturmechanismen oder die Produktion von Schutzstoffen und -pigmenten) entwickelt haben bzw. sich die UV-Strahlung sogar zunutze machen wie z.B. beim UV-Sehen von Insekten, wird vor allem im Einführungskapitel ausführlich dargestellt. Die Frage ist daher, ob und inwieweit diese natürlichen Schutzmechanismen auch bei erhöhter UV-Strahlung ausreichen.
Alle Ergebnisse des Forschungsverbundes wurden in einer Fachtagung der Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Februar 2004 vorgestellt, unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Markus Riederer, Universität Würzburg, dem Sprecher von BayFORUV. Der nun vorliegende Berichtband enthält die überarbeiteten Vorträge und Diskussionen dieser Tagung; eine Zusammenfassung sowie ein Schlusswort von Seiten eines Vertreters des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst runden das Buch ab.
Erhöhte UV-Strahlung: Folgen und Maßnahmen. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 27 (2004), 182 S., 72 Farb- und 20 s/w-Abb., 11 Tab.; Hrsg.: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München, 25,00 €; ISBN 3-89937-048-1