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Drei neue Projekte der BAdW im Akademienprogramm

Forschung zu Bibelübersetzungen, Philosophie und wissenschaftlicher Software

Drei neue Vorhaben der BAdW werden 2026 im Akademienprogramm ihre Arbeit aufnehmen. Im Mittelpunkt stehen die arabische Überlieferung des Alten Testaments, das Werk des Philosophen Rudolf Carnap sowie wissenschaftliche Software.

Mit den drei neuen interdisziplinären und teils interakademischen Vorhaben stärkt die Akademie ihre Forschungsschwerpunkte in Judaistik und Arabistik, Philosophie, Informatik sowie Digital Humanities. Die digitale Edition des Philosophen Rudolf Carnap (1891–1970) erschließt das Denken eines der bedeutendsten Vertreter der analytischen Philosophie; das Vorhaben Biblia Arabica untersucht die arabischen Übersetzungen der Hebräischen Bibel/des Alten Testaments als Zeugnisse religiöser Vielfalt; und die Edition Wissenschaftliche Software entwickelt neue Wege, um die digitale Geschichte der Wissenschaftsdisziplinen Mathematik, Informatik, Physik, Chemie, Lebens- und Geisteswissenschaften zu dokumentieren. „Mit diesen neuen Projekten zeigt die Akademie, wie eng wissenschaftliche Exzellenz und digitale Innovation zusammengehören. Sie verbinden historische Tiefenschärfe mit modernen Methoden und machen unser kulturelles und wissenschaftliches Erbe für kommende Generationen zugänglich“, so Akademiepräsident Markus Schwaiger. 

Die neuen Vorhaben im Überblick:

 

Biblia Arabica: Die arabischen Übersetzungen der Hebräischen Bibel/des Alten Testaments erforschen und bewahren
Das Projekt Biblia Arabica widmet sich erstmals umfassend der Erforschung der arabischen Übersetzungen der Hebräischen Bibel/des Alten Testaments – einem zentralen Zeugnis des geteilten kulturellen Erbes von jüdischen, christlichen und muslimischen Gemeinschaften des Nahen Ostens. Diese Übersetzungen dokumentieren eine jahrhundertelange religiöse und sprachliche Verflechtung, sind jedoch in unserer Zeit vom Vergessen bedroht. Mithilfe modernster digitaler Methoden werden rund 8.200 Handschriften identifiziert, beschrieben und in Auswahl anhand von Editionen und englischen Übersetzungen digital zugänglich gemacht. Dabei werden auch historische Kontexte, Übersetzer und Nutzungstraditionen erforscht. Ziel ist es, dieses einzigartige Erbe zu sichern, sichtbar zu machen und weltweit zugänglich zu halten – als historische Spiegelfläche pluraler Kultur und Beitrag zum interreligiösen Dialog.

­Biblia Arabica: Kritische Edition und digitale Gesamterschließung der arabischen Handschriften des Alten Testaments und ihrer Paratexte
Interakademisches Projekt von: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz 
Projektleitung: Prof. Dr. Ronny Vollandt (LMU München), Prof. Dr. Nathan Gibson (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)
Kooperationspartner: LMU München, Goethe-Universität Frankfurt a. M

­Rudolf Carnap digital: Das Gesamtwerk eines Vordenkers der modernen Philosophie
Mit dem Projekt Rudolf Carnap digital wird erstmals das vollständige Werk des Philosophen Rudolf Carnap (1891–1970) digital erschlossen und ediert. Carnap, eine Schlüsselfigur des Wiener Kreises und Wegbereiter der analytischen Philosophie, prägte das Denken des 20. Jahrhunderts durch seinen „wissenschaftlichen Humanismus“. Das Projekt erfasst und digitalisiert seine Schriften, Tagebücher und rund 10.000 Briefe, um daraus eine kritische Gesamtausgabe und eine intellektuelle Biografie zu erstellen. Neben der Faksimile- und Studienedition entsteht eine Open-Access-Plattform, die auch seine logischen Ableitungen als digitale mathematische Objekte zugänglich macht. So wird Carnaps Werk neu erforschbar – als Fundament rationaler, wissenschaftsbasierter Philosophie.

­Rudolf Carnap Digital. Erarbeitung des Gesamtwerks in den Kontexten der Moderne: Wiener Kreis, Formale Philosophie, Emigration, Kalter Krieg
Projektpartner: Bayerische Akademie der Wissenschaften, LMU München
Projektleitung: Prof. Dr. Hannes Leitgeb (LMU München), Prof. Dr. Stephan Hartmann (LMU München), Dr. Eckhart Arnold (BAdW)

­Edition Wissenschaftliche Software 
Seit Jahrzehnten prägt wissenschaftliche Software die Forschung – von Simulationen bis zur Künstlichen Intelligenz. Dennoch existiert bislang keine Strategie, um diese zentralen Zeugnisse digitaler Wissenschaft zu sammeln und zu erhalten. Das Projekt Edition Wissenschaftliche Software schließt diese Lücke: Es erschließt, dokumentiert und ediert historische Softwareprojekte aus der Mathematik, Informatik, Physik, Chemie sowie den Lebens- und Geisteswissenschaften systematisch und macht sie über eine offene Online-Plattform zugänglich. Mithilfe von Interviews und partizipativer Forschung werden Entstehung, Nutzung und Wirkung dieser Software dokumentiert. Ziel ist es, die Geschichte der digitalen Wissenschaft nachzuvollziehen und langfristig zu bewahren – ein international wegweisendes Vorhaben für die Wissenschaftsgeschichte.

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Edition Wissenschaftliche Software (EWS). Wissenschaftshistorische und wissenschaftsphilosophische Forschung und Edition zur Softwaregeschichte der Digitalen Wissenschaften von 1950 bis 2010

Interakademisches Projekt von: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste, Bayerische Akademie der Wissenschaften und Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Projektleitung: Prof. Dr. Gabriele Gramelsberger (RWTH Aachen), PD Dr. Ulf Hashagen, Prof. Dr. Trischler (beide Deutsches Museum), Prof. Dr. Carsten Reinhardt (Universität Bielefeld)
Kooperationspartner:
Universität Bielefeld, Forschungsinstitut für Technik- und Wissenschaftsgeschichte des Deutsches Museums, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Zentrum für Wissenschaftsforschung der Leopoldina 

­Das Akademienprogramm   
Das gemeinsame Forschungsprogramm der Wissenschaftsakademien – das Akademienprogramm – dient der Erschließung, Sicherung und Erforschung weltweiter kultureller Überlieferungen. Es ist derzeit das größte Langzeit-Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland für geistes- und sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung und wird von der Akademienunion koordiniert. Träger des Programms und zuständig für die Bearbeitung der Vorhaben sind die acht in der Akademienunion zusammengeschlossenen Akademien und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina.