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12/01

Die frühe Naturphilosophie Schellings

Buchpräsentation und Übergabe an Bibliothek des Deutschen Museums

 

 

12/01
25. Juni 2001

Buchpräsentation und Übergabe an Bibliothek des Deutschen Museums

In der Bayerischen Akademie der Wissenschaften entsteht eine komplette historisch-kritische Ausgabe der Werke, Briefe, Vorlesungsnachschriften und des Nachlasses von Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775-1854). Sie erscheint im Verlag frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt. Innerhalb dieser Edition konnten nun die Bände zur Naturphilosophie Schellings fertig gestellt werden. Sie wurde am 5. Juli 2001 im Rahmen einer Feierstunde an die Bibliothek des Deutschen Museums in München übergeben.

Neben Fichte und Hegel ist Schelling einer der bedeutendsten Philosophen des Deutschen Idealismus; eine seiner ganz besonderen Leistungen stellt die Formulierung einer eigenständigen Naturphilosophie dar. Diese Naturphilosophie sollte eine auf das erkennende Subjekt zentrierte Philosophie, wie sie Fichte im Anschluss an Kant vorgelegt hatte, ergänzen. Das war nur möglich, indem Schelling die konkreten Resultate der Naturforschung aufnahm und eine allgemeine philosophische Theorie formulierte, durch die die einzelnen Naturphänomene und ihre Gesetzlichkeiten verständlich werden sollten. Er bezog sich dabei vor allem auf zu seiner Zeit innovative Gebiete wie die Chemie, auf Bereiche der Physik (Elektrizität und Magnetismus, Wärmelehre, Lichttheorie, Gravitationstheorie) und die Physiologie.

Seine Naturphilosophie integrierte jedoch nicht nur das naturwissenschaftliche Wissen seiner Zeit; sie übernahm auch eine wesentliche Funktion für die Herausbildung der modernen Naturwissenschaften, indem sie das Verhältnis zwischen Philosophie und den einzelnen Wissenschaften neu bestimmte.

Die Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hat nun die historisch-kritisch bearbeiteten Texte vorgelegt, in denen Schelling diese Naturphilosophie erstmals ausführlich und systematisch darstellte: die Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797), Von der Weltseele, eine Hypothese der höheren Physik (1798) und den Ersten Entwurf eines Systems der Naturphilosophie (1799). Um Schellings Bezugnahme auf die Wissenschaften seiner Zeit zu dokumentieren, werden die Texte jeweils durch umfangreiche erklärende Anmerkungen erschlossen; der wissenschaftshistorische Hintergrund ist in Form eines Wissenschaftshistorischen Berichts in einem eigenen Ergänzungsband dargestellt – können doch ohne den fachübergreifenden Austausch von Philosophen und Wissenschaftshistorikern weder die Philosophie noch die Wissenschaften der Zeit um 1800 adäquat verstanden werden.

Am 5. Juli 2001 nun sollen die neuen Bände der Schelling-Edition an die Bibliothek des Deutschen Museums als einer für die wissenschaftsgeschichtliche Forschung in Deutschland zentralen Einrichtung übergeben werden. Die Übergabe der Bände findet in feierlichem Rahmen statt und wird u.a. begleitet werden vom Generaldirektor des Deutschen Museums, Prof. Dr. Wolf Peter Fehlhammer, und vom Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Heinrich Nöth. Danach sind die Bände innerhalb der Präsenzbibliothek des Deutschen Museums für jedermann öffentlich zugänglich.