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Datschi, Bussi, Diridari: Band 3 des Bayerischen Wörterbuchs ist erschienen

Der dritte Band des Bayerischen Wörterbuchs ist erschienen. Er behandelt über 10.000 Stichwörter auf 1.884 Spalten mit 15 Abbildungen und zwei Karten. Das Buch wird am 7. November in Salzburg vorgestellt.

Bis heute ist Johann Andreas Schmellers Bayerisches Wörterbuch die maßgebliche Quelle für Leben und Sprache des Bayernvolkes im frühen 19. Jahrhundert. Das neue Bayerische Wörterbuch ergänzt dieses historische Material und entspricht dem heutigen Stand der Forschung. Auf der 14. Bayerisch-Österreichischen Dialektologentagung wird die Neuerscheinung am 7. November in Salzburg der Öffentlichkeit präsentiert.

Alltagsleben und Volkskultur von der Wiege bis zur Bahre
Die Stichwörter dokumentieren Alltagsleben und Volkskultur im Altbayern des 20. Jahrhunderts, angefangen von der Geburt und Taufe mit dem anschließenden Kindl- oder Strohkirchtag über die Hochzeit (dazu Braut, Bräutigam, Dank, Prokurator und Tanz) bis hin zum Tod. Dazwischen wird gespielt (anprellen, bräckeln, brändeln, Hütlein brummen, burgeln, prätzeln, täpperln und tatzeln), gegessen (Braten, Breze, Brösel, Brot, Brühe, Datschi und Topfen) und getrunken, wovon die vielfältigen Ausdrücke für den Rausch zeugen: Brand, Brummer, Bummel, Dampf, Dampus, Diridari, Pranasterer, Pranobis, Preller, Teufel und Torkler. Eine große Rolle spielte für die Bevölkerungsmehrheit früher die Landwirtschaft, veranschaulicht durch Wörter wie Brache, Brechel, Breite bzw. Broatn (Acker), brotten (eggen), Deichsel und Tenne.

Sowohl dialekttypische Worte als auch ursprüngliche Fremdwörter kommen vor: Dialekttypische Ausdrücke sind zum Beispiel Brächse (Messer), Brein (Hirse), Bub, Bummel (Stier), bussen (küssen) und Busserl, Bussi, Buschen, Dächse (Nadelbaumzweig), damisch, dant (ohne Trumpf, direkt). Auch volkstümlich gewordene Fremdwörter aus dem Französischen wie Chaise (Kutsche, Kinderwagen, abwertend Frau), Charivari (Schmuckgehänge) und Chemise (Krawatte, Kragen, Miedereinsatz) behandelt der neue Band.

Dialekte Altbayerns vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart
Das Bayerische Wörterbuch erforscht den gesamten Wortschatz der Dialekte Altbayerns vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Es erarbeitet die genauen Wortbedeutungen in ihrer historischen Entwicklung und heutigen geographischen Verteilung. Mithilfe von Fragebögen werden Dialektbelege gesammelt und unter dem jeweiligen Stichwort zitiert. Auch Redensarten, Sprichwörter, Rätsel und vieles mehr werden dokumentiert. Wenn nötig, werden volks- und sachkundliche Informationen sowie Angaben zur Aussprache und zur Wortherkunft gegeben. Ein Großteil der gesammelten Mundartbelege ist über lexhelfer.bwb.badw.de zugänglich, dort kann man nach Stichwort, Fragestellung, Ort und Region suchen.

Pressebilder:Pressebild 1: Cover des dritten Bandes des Bayerischen WörterbuchesPressebild 2: Karte „Fronleichnam“ aus Bayerisches Wörterbuch, Band III, Spalte 1045f.Pressebild 3: Karte „Gründonnerstag“ aus Bayerisches Wörterbuch, Band III, Spalte 1001f.

Ansprechpartnerin:
Dr. Andrea Schamberger-Hirt
E-Mail: andrea.schamberger-hirt@kmf.badw.de
Tel. 089 23031-1179

Zur Projekt-Homepage: www.bwb.badw.de

Publikation: Josef Denz, Edith Funk, Anthony R. Rowley, Andrea Schamberger-Hirt, Michael Schnabel: Bayerisches Wörterbuch (BWB). Band III. Prä-törmisch ISBN: 978-3-486-74711-9

Weitere Informationen zum Bayerischen Wörterbuch: „Vom Papierfragebogen zur Online-Datenbank Das Bayerische Wörterbuch auf dem Weg ins digitale Zeitalter“ (Edith Burkhart-Funk und Ursula Welsch im Magazin „Akademie Aktuell“ 1/16)

„Des Bouch mou e nu duachackan!“ (Anthony Rowley im Magazin „Akademie Aktuell“ 1/12)

„Von A bis Bazi“ (Zum ersten Band des Bayerischen Wörterbuchs, Stephanie Geiger im Magazin „Akademie Aktuell“ 2/02)

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist die größte und eine der ältesten Akademien in Deutschland. Ihren Aufgaben als Gelehrtengesellschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Ort des lebendigen wissenschaftlichen Dialogs mit Gesellschaft und Politik ist sie seit mehr als 250 Jahren verpflichtet. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und das kulturelle Erbe sichern. Die Akademie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Europas, des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation und des Walther-Meißner-Instituts für Tieftemperaturforschung. Den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern fördert sie in ihrem Jungen Kolleg. Die Akademie ist Mitglied in der Akademienunion.