18/07
Das Historische Kolleg informiert: Preis des Historischen Kollegs an Professor Dr. Dr. h.c. Gerhard A. Ritter
18/07
12. Juli 2007
Mit dem 'Preis des Historischen Kollegs', der mit 30.000 Euro dotiert ist, wird in diesem Jahr Gerhard A. Ritter (* 1929), emeritierter Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, ausgezeichnet. Hervorgetreten ist er zuletzt vornehmlich mit seinem Buch Der Preis der deutschen Einheit. Die Wiedervereinigung und die Krise des Sozialstaates (C.H. Beck: München 2006, 541 S.).
Ein „Meisterwerk“ über die Folgen des 9. November 1989 ist Gerhard A. Ritters neuestes Werk in der Presse genannt worden. Im Mittelpunkt steht die Wirtschafts- und Sozialpolitik zwischen dem Fall der Mauer und der Bundestagswahl vom Oktober 1994. Die deutsche Wiedervereinigung 1989/90 bildete eine tiefe Zäsur: Nicht nur in der politischen Geschichte Deutschlands, sondern auch in der Veränderung der ökonomischen Verhältnisse und bei der Übertragung der sozialen Sicherungssysteme der Bundesrepublik auf das Gebiet der ehemaligen DDR, von Ritter als „Entstehung der Sozialunion“ beschrieben. Ritter analysiert diesen Prozeß auf der politischen und der ministeriellen Ebene. Dazu stützt er sich auf bisher unveröffentlichte Quellen, aber auch Interviews mit politischen Akteuren. Der Preisträger, der sich seit langem mit dem Thema „Sozialstaat“ von dessen Anfängen in der Ära Bismarck an beschäftigt, kommt in seinem „Opus Magnum“, das auch sprachlich überzeugt, zu dem Fazit, der deutsche Sozialstaat weise im internationalen Vergleich trotz aller politischer Umbrüche eine erstaunliche Kontinuität auf. Ausgehend von Forschungen zur Arbeiterbewegung im Wilhelminischen Reich hat sich Gerhard A. Ritter sodann bevorzugt der deutschen Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert zugewandt. Daneben bilden die englische Geschichte, auch in vergleichender Perspektive, sowie das Partei- und Regierungssystem in England und Deutschland Schwerpunkte seines wissenschaftlichen Interesses.
Die Dotierung des Preises, der alle drei Jahre als „deutscher Historikerpreis“ vergeben wird, hat sich der „Freundeskreis des Historischen Kollegs“ zu seiner vornehmsten Aufgabe gemacht. Ursprünglich ist der Preis vom Stiftungsfonds Deutsche Bank ausgesetzt worden. Mit dem Preis wurden seit 1983 ausgezeichnet der Althistoriker Alfred Heuß, die Mediävisten Arno Borst und Johannes Fried, die Neuzeithistoriker Reinhart Koselleck, Thomas Nipperdey und Wolfgang Reinhard, der Ägyptologe und Kulturhistoriker Jan Assmann und zuletzt 2004 der Wiener Wirtschafts- und Sozialhistoriker Michael Mitterauer.
Der „Preis des Historischen Kollegs“ wird durch den Bundespräsidenten am Freitag, dem 9. November 2007, im Rahmen einer öffentlichen Festveranstaltung in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München verliehen, deren korrespondierendes Mitglied der diesjährige Preisträger ist.