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Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland – ein neues Akademieprojekt

Zwischen 1550 und 1800 entstanden auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland tausende Wand- und Deckenmalereien, die großartige kulturelle und historische Zeugnisse darstellen. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) hat heute beschlossen, die Dokumentation und kunsthistorische Analyse der Malereien ab 2015 mit rund 16 Mio. Euro im Akademienprogramm zu fördern. Das Projekt wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut und unter der Leitung von Stephan Hoppe (LMU München) durchgeführt.

 

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30. Oktober 2014

Zwischen 1550 und 1800 entstanden auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland tausende Wand- und Deckenmalereien, die großartige kulturelle und historische Zeugnisse darstellen. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) hat heute beschlossen, die Dokumentation und kunsthistorische Analyse der Malereien ab 2015 mit rund 16 Mio. Euro im Akademienprogramm zu fördern. Das Projekt wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut und unter der Leitung von Stephan Hoppe (LMU München) durchgeführt.

Die Deckenmalerei ist ein entscheidendes Element der frühneuzeitlichen Kunst in Europa, besonders bekannt sind die Leistungen der Maler des Barock. Dazu gehören weltbekannte Raumschöpfungen wie die Treppenhäuser der Würzburger Residenz und des Schlosses Pommersfelden, die Kuppeln der Wieskirche und Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, aber auch barocke Bibliotheksdekoration oder Deckengestaltungen in zahlreichen Rathäusern und Adelspalais. Erstmals wird mit dem Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland dieser Bestand flächendeckend in Deutschland digital dokumentiert, erforscht und über das Internet allgemein zugänglich gemacht. Das Vorhaben knüpft inhaltlich an ein früheres Corpuswerk an, das von den Münchener Kunsthistorikern Hermann Bauer, Bernhard Rupprecht und Frank Büttner herausgegeben wurde und in 15 Druckbänden von 1976 bis 2010 die Deckenmalerei der Region Oberbayern dokumentiert. Die digitale Komponente spielt nun eine entscheidende Rolle für die Aktualität und Sichtbarkeit der Ergebnisse. In dem Projekt werden sowohl erhaltene als auch zerstörte, durch historisches Quellenmaterial rekonstruierbare Werkkomplexe wie z.B. im ehemaligen Berliner Stadtschloss, dem Schloss Herrenhausen oder der Dresdner Frauenkirche behandelt. „Mit dem neuen Forschungsvorhaben baut die Akademie ihre kunsthistorische Kompetenz weiter aus. Ich freue mich, dass damit ein weiteres Mal ein innovatives Forschungsprojekt an der Akademie angesiedelt wurde, das sich mit modernsten Forschung- und Publikationsmethoden der Sicherung des kulturellen Erbes widmet“, so Akademiepräsident Karl-Heinz Hoffmann.

Das von Stephan Hoppe und Frank Büttner (LMU München) zusammen mit Hubert Locher und Christian Bracht (Philipps-Universität Marburg) beantragte Projekt hat eine Laufzeit von 25 Jahren und ein Gesamtbudget von rund 16 Millionen Euro.
Das Projekt wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut und ist am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München und am Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte der Philipps-Universität Marburg angesiedelt. Projektleiter ist Stephan Hoppe, Professor für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Bayerische Kunstgeschichte (LMU München). An beiden Institutionen wird als integraler Bestandteil des Projektkonzeptes wissenschaftlicher Nachwuchs an das Forschungsgebiet herangeführt und bei eigenen Arbeiten gefördert.
Ein besonderes Merkmal des Forschungsprojektes ist seine integrale Zusammenarbeit mit Forschungsvorhaben außerhalb des klassischen geisteswissenschaftlichen Fächerkanons. „Auf diese Weise wird die kunsthistorische Barockforschung, die ja auf der objektbezogenen Arbeit mit Bildern und Bauten, Texten, Plänen oder Archivalien beruht, mit der neuen Methodologie der digitalen Geisteswissenschaften verknüpft“, erläutert Projektleiter Stephan Hoppe. „Beispielsweise spielen im Bereich des Semantic Web für unsere Forschungsdatenbank Konzepte der künstlichen Intelligenz eine grundlegende Rolle. Unsere bildliche Dokumentation wiederum profitiert von Entwicklungen der nichtterrestrischen Fotografie und digitalen Visualisierung von 3D-Phänomenen. Hier werden besonders aktuelle Synergiepotentiale des Wissenschafts- und Technikstandortes München zum Tragen kommen.“


Das Projekt ist heute im Rahmen des von Bund und Ländern finanzierten Akademienprogramms bewilligt worden. Dieses Programm dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung des kulturellen Erbes. Es ist eines der größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland und wird von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert.

Kontakt:
Prof. Dr. Stephan Hoppe
Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München
Zentnerstraße 31, 80798 München
email@stephan-hoppe.de