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Christopher Clark erhält den Preis des Historischen Kollegs 2010
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16. Juli 2010
Mit dem 'Preis des Historischen Kollegs', der mit 30.000 Euro dotiert ist, wird in diesem Jahr Christopher Clark ausgezeichnet. Er erhält den zum 10. Mal verliehenen Preis vornehmlich für sein Buch
Im 60. Jahr nach der Auflösung des Staates Preußen legte der in Sydney 1960 geborene und im britischen Cambridge lehrende Historiker mit "Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947" sein bisheriges Meisterwerk in deutscher Sprache vor. Sein Buch markiert eine Zäsur in der historiographischen Beschäftigung mit jenem Gegenstand, der in der deutschen Geschichtsschreibung ganz gegensätzliche Darstellungen hervorgebracht hat. Clark verdammt Preußen nicht in Grund und Boden, aber er lobt es auch nicht über den grünen Klee, wenngleich in seinem Schlusssatz "Am Ende war nur noch Brandenburg" wohl auch ein gewisses Bedauern mitschwingt. Auf fast 900 Seiten erzählt er in sprachlich herausragender Weise – wofür auch den Übersetzern ein großes Lob gebührt – die Geschichte des Kurfürstentums Brandenburg und des Herzogtums, dann die des Königreichs Preußen über dreieinhalb Jahrhunderte hinweg. Clark ist bewundernswert vertraut mit den großen Linien und unendlich vielen Details dieser Geschichte und setzt dies auch im Wechsel von zusammenfassender, vorantreibender Darstellung und anschaulicher, nuancierender Beschreibung um. Auch wo er aus seiner immensen Quellen- und Literaturkenntnis heraus überkommene Sichtweisen in Frage stellt und Mythen entzaubert, bleibt er stets auf sachbezogener Distanz. Seine Grundeinsicht, dass das Deutsche Reich weniger die Erfüllung Preußens als vielmehr sein Verderben gewesen sei, macht "Preußen" zu einem längst noch nicht erledigten Thema.
Die Dotierung des Preises, der alle drei Jahre als "deutscher Historikerpreis" vergeben wird, stellt 2010 über den Freundeskreis des Historischen Kollegs die "Alfred und Cläre Pott-Stiftung" (www.pott-stiftung.de) zur Verfügung. Ursprünglich wurde der Preis vom Stiftungsfonds Deutsche Bank ausgesetzt. Mit dem Preis wurden seit 1983 der Althistoriker Alfred Heuß, die Mediävisten Arno Borst und Johannes Fried, die Neuzeithistoriker Reinhart Koselleck, Thomas Nipperdey und Wolfgang Reinhard, der Ägyptologe und Kulturhistoriker Jan Assmann, 2004 der Wiener Wirtschafts- und Sozialhistoriker Michael Mitterauer und zuletzt 2007 Gerhard A. Ritter ausgezeichnet.
Die Verleihung des Preises findet am Freitag, den 5. November 2010, im Rahmen einer öffentlichen Festveranstaltung im Vortragssaal der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München statt.