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Biblisches Geschehen und byzantinische Kunst

Der Josua-Rotulus der Bibliotheca Apostolica Vaticana und die illuminierten byzantinischen Oktateuche

 

 

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31. Januar 2002

Der Josua-Rotulus der Bibliotheca Apostolica Vaticana und die illuminierten byzantinischen Oktateuche

Öffentlicher Vortrag am Montag, 4. Februar 2002, 19 Uhr
im Vortragssaal der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Dr. phil. Otto Kresten
Universitätsprofessor der Byzantinistik, Wien
Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Ein freilich nur fragmentarisch erhaltener Schatz aus der Bibliothek des Vatikans ist der sogenannte "Josua-Rotulus". Er entstand zwischen 955 und 975 in Konstantinopel und ist ein Spitzenprodukt der byzantinischen Buchkunst: Die Illustrationen aus dem biblischen Buch Josua sind in feinster Grisaille-Technik ausgeführt und bebildern in 27 Szenen die Geschichte der Landnahme der Israeliten in Kanaan. Auch äußerlich ist dieses "Buch" außergewöhnlich: Es hat die "klassische" antike Form einer Buchrolle (lat. rotulus) im Querformat. Prof. Dr. Otto Kresten geht auf die Entstehungsgeschichte dieser Buchrolle und auf ihre spätantike Vorlage ein. Er weist nach, dass die in fünf byzantinischen Handschriften überlieferte bebilderte Fassung der ersten acht Bücher des Alten Testaments (gr. Oktateuch) nicht auf einer einzigen geschlossenen spätantiken Codex-Vorlage beruht, wie dies die bisherige Forschung angenommen hat. Nach dem Vortrag liegt ein Faksimile des Josua-Rotulus zur Ansicht auf.