Big Data for Better Healthcare
Die Zukunft der Gesundheitsversorgung entsteht dort, wo medizinische Innovation, digitale Infrastruktur und regulatorische Umsetzung zusammengedacht werden. Neue Technologien wie KI-gestützte Diagnostik, personalisierte Therapien oder föderierte Gesundheitsdatenräume eröffnen enorme Chancen – für Prävention, Therapie und Systemeffizienz. Doch ihr Potenzial bleibt bislang zu oft hinter Fragmentierung, Datenschutzunsicherheit und fehlender Interoperabilität zurück.
Am 15. Dezember 2025 organisierte die Bayerische Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit Dierks+Company und dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention eine internationale Fachtagung, die sich dieser Herausforderung widmete. Unter dem Titel „Big Data for Better Healthcare – European Perspectives“ diskutierten rund 200 Expertinnen und Experten aus Politik, Gesundheitswesen, Industrie, Forschung und Patientenverbänden, wie datengetriebene Innovationen in Deutschland strukturell verankert, regulatorisch begleitet und praktisch implementiert werden können.
Mit Keynote-Vorträgen von Fachleuten aus Finnland, Italien und Dänemark sowie drei vertiefenden Panels zu Diagnostikinfrastruktur, individualisierter Medizin und Datenqualität wurde die Tagung zum Forum für einen zukunftsorientierten und lösungsorientierten Dialog zwischen Forschung, Praxis und Politik.
Systemische Voraussetzungen für die Medizin der Zukunft – Ergebnisse der Veranstaltung
1. Was fehlt Deutschland für datengetriebene Diagnostik?
Infrastruktur: Deutschland sollte eine föderal orchestrierte, interoperable Diagnostikdaten-Infrastruktur aufbauen, die Bild-, Labor- und molekulare Daten einheitlich strukturiert und EHDS-kompatibel verfügbar macht.
Interoperabilität: Ein verbindlicher nationaler Qualitäts- und Interoperabilitätsrahmen muss eingeführt werden, der klare Strukturvorgaben, standardisierte Terminologien und validierte Datenmodelle für diagnostische Daten vorschreibt.
Translation: Um die translationale Lücke zu schließen, braucht es klare Bewertungs- und Zulassungspfade, verlässliche Governance sowie gezielte Anreize und Kooperationsmodelle, die den Transfer datengetriebener Diagnostiklösungen aus der Forschung in die Versorgung ermöglichen.
2. System ready? Was Deutschland braucht, um individualisierte Medizin zu ermöglichen
Evidenz: Deutschland sollte flexible, datenbasierte Bewertungsmodelle wie adaptive Studien, prospektive Register und Real-World-Evidence etablieren, um den Nutzen individualisierter Therapien belastbar und innovationsfreundlich zu beurteilen. Bewertungsinstitutionen müssen evidenzbasierte Entscheidungsprozesse für personalisierte Medizin neu ausrichten, sodass dynamische, KI-gestützte und patientenspezifische Therapien transparent und verlässlich bewertet werden können.
Erstattung: Für eine regelhafte Erstattung individualisierter Therapien braucht Deutschland einen definierten Versorgungs- und Finanzierungsweg, der regulatorische Sicherheit schafft und Innovation, Zulassung, Bewertung und GKV-Finanzierung systematisch verzahnt.
3. Datenqualität ist kein Zufall: Wie sichern wir Verlässlichkeit von Gesundheitsdaten in Echtzeit?
Datenqualität: Deutschland sollte einen integrierten, systemweiten Qualitätsrahmen etablieren, der vollständige und strukturierte Datenerhebung, technische Validierungsmechanismen sowie Verantwortung und Haftung in einer gemeinsamen Governance verankert.
Politische Rahmenverantwortung: Für einen föderalen, interoperablen Gesundheitsdatenraum braucht es eine politisch getragene Governance-Struktur mit klaren Zuständigkeiten, verlässlicher Finanzierung und unabhängiger Aufsicht, die technische Standards und Rechtssicherheit dauerhaft koordiniert.
Kernbotschaften:
- Wir könnten in Deutschland weiter sein, wenn wir die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten zur Forschung besser nutzen.
- Datenqualität und Datenaktualität müssen verbessert werden, um Versorgung und Forschung effizienter zu verknüpfen.
- Der EU-Gesundheitsdatenraum wird eine neue Qualität der Forschung mit erheblichen Effekten auf die Qualität der Versorgung bewirken können, wenn wir ihn erfolgreich umsetzen.
Zitate aus der Veranstaltung:
„Künstliche Intelligenz wird die Medizin substanziell verändern – von der Diagnostik über die Therapie bis zur Prävention. Für ihren Nutzen ist jedoch nicht allein der Algorithmus entscheidend, sondern vor allem die Qualität der zugrunde liegenden Daten. Nur wenn wir in Deutschland hochqualitative Gesundheitsdaten verantwortungsvoll nutzbar machen, kann KI ihr volles Potenzial für bessere Versorgung und exzellente Forschung entfalten.“, Prof. Dr. Markus Schwaiger, Akademiepräsident und bis 2021 Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.
„In Dänemark hat uns eine regulatorische Reform zum Datenzugang den Durchbruch gebracht, damit sind wir in eine Phase deutlicher Qualitätssteigerung für die Versorgung eingetreten.“ Thomas Fredenslund, CEO Danish Health Authority
„Datennutzung in der Versorgung und Forschung können gleichzeitig realisiert werden – die Rechtslage erlaubt schon heute die Weitergabe und Auswertung pseudonymisierter Daten – wir könnten besser sein, wenn wir das nutzen.“ Prof. Dr. Dr. Christian Dierks, Dierks+Company
„Datenschutz muss auch den Schutz der Forschung und das Streben nach Verbesserung der Versorgung mitdenken, sonst ist es nur ein Instrument der Blockade und schadet den Patienten.“, Prof. Dr. Christof von Kalle, Direktor des Zentrums für translationale Forschung, Luxemburg
Über das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP)
Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) ist durch seine Zuständigkeit für das Gesundheitswesen des Freistaats Bayern bestens geeignet, die Diskussion über die Bedeutung von Datenqualität im Gesundheitswesen zu führen. Seit seiner Gründung im Jahr 2013 widmet sich das Ministerium zentralen Fragen der Gesundheitsversorgung, einschließlich Krankenhäuser, Arzneimittelwesen und Pflege, und ist dabei direkt mit den Herausforderungen der digitalen Transformation konfrontiert. Unter der Leitung von Staatsministerin Judith Gerlach, die seit November 2023 im Amt ist, bringt das StMGP nicht nur regulatorische Expertise, sondern auch eine klare politische Perspektive ein. Das Ministerium verbindet strategische Steuerungskompetenz mit praktischen Erfahrungen aus der Umsetzung von Maßnahmen im Gesundheitswesen und ist dadurch bestens aufgestellt, um innovative Lösungen für eine verbesserte Datenqualität zu fördern – ein zentraler Faktor für Patientensicherheit, Selbstbestimmung und die Zukunftsfähigkeit der Versorgung.
Über Dierks+Company
Dierks+Company bringt als interdisziplinäre Beratungsfirma eine einzigartige Kombination aus juristischer Expertise und strategischer Beratung mit, um die Diskussion über Datenqualität im Gesundheitswesen maßgeblich zu bereichern. Seit ihrer Gründung im Jahr 2018 begleiten Christian Dierks und Juliana Dierks mit ihrem Team die Entwicklung innovativer Lösungen für den Gesundheitssektor. Mit ihrer tiefen Kenntnis regulatorischer Anforderungen und ihrer Erfahrung in der Unterstützung von Pharma-, Diagnostik- und Medizinprodukteherstellern sowie Anbietern digitaler Gesundheitslösungen ist Dierks+Company bestens qualifiziert, praxisnahe Perspektiven auf zentrale Herausforderungen wie Datenqualität, Compliance und digitale Transformation einzubringen.