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33 Götter und der Buddha

Vom 1. Jh.v.C. bis zum 4. Jh.n.C. wurden die ältesten buddhistischen Handschriften geschrieben, verfasst in der Gāndhārī-Sprache und Kharoṣṭhī-Schrift. Die Entdeckung dieser Handschriften hat das Verständnis dieser formativen Phase des Buddhismus auf eine völlig neue Grundlage gestellt.

Im Fokus des BAdW-Vorhabens „Frühbuddhistische Handschriften aus Gandhāra“ steht die Bearbeitung der buddhistischen Handschriftenfunde, die seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem Nordwesten Pakistans und den benachbarten Regionen Afghanistans bekannt geworden sind. Gandhāra ist der alte Name für dieses Gebiet, das seinen einstigen Reichtum dem Fernhandel auf der Seidenstraße verdankt und bei der Verbreitung des indischen Buddhismus nach Zentral- und Ostasien eine Schlüsselrolle gespielt hat. Auf dem Weg von Indien durch Gandhāra nach Zentralasien und China entwickelte sich der Buddhismus zu einer Weltreligion, und Gandhāra spielte dabei eine zentrale Rolle in der Ausformung der buddhistischen Scholastik, des Mahāyāna und der buddhistischen Kunst.

Die einzelnen Handschriften werden sukzessive ediert. Unterstützt werden die Wissenschaftler dabei durch eine eigens entwickelte digitale Forschungsumgebung, mit der die Handschriften auch der Öffentlichkeit in interaktiver Form zugänglick gemacht werden. Bei der Erforschung der Gāndhārī-Schriftrollen der British Library arbeitet das Projekt mit dem „Early Buddhist Manuscripts Project“ (University of Washington) zusammen, und es führt die Arbeit des DFG-Projekts „The Bajaur Collection of Buddhist Kharoṣṭhī Manuscripts“ (Freie Universität Berlin, 2005–2012) fort.

2021 konzentrierte sich die Arbeit des Projektes auf Handschriften mit Texten der buddhistischen Scholastik, des sogenannten Abhidharma. Der Tradition zufolge suchte der Buddha seine verstorbene Mutter Māyā im Trāyastriṃśa-Himmel (dem Himmel der 33 Götter) auf, um ihr dort als erster Zuhörerin die Abhidharma-Lehren zu erklären. Diese bekannte Episode wird in der buddhistischen Kunst Gandhāras dargestellt, so in dem nebenstehenden Relief im Chazen Museum of Art in Madison. Aus wissenschaftlicher Sicht entfalteten sich die regional verschiedenen Scholastik-Traditionen des Buddhismus allerdings erst in den Jahrhunderten nach dem historischen Buddha. Die frühbuddhistischen Handschriften aus Gandhāra gewähren nun ganz neue Einblicke in die nordwestliche Abhidharma-Tradition, die bislang nur indirekt und bruchstückhaft aus chinesischen Übersetzungen und späteren Texten auf Sanskrit bekannt war. Es zeigt sich uns eine für die weitere Tradition in Indien und Ostasien prägende Entwicklungsphase, in der die buddhistische Scholastik nicht zuletzt in Reaktion auf die neuen Erlösungsideale des Mahāyāna-Buddhismus auch selbst neue Wege beschreitet.

Das Projekt wird im Rahmen des Akademienprogrammes von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut und ist an der Ludwig-Maximilians-Universität in München angesiedelt.

Abbildung: Relief im Chazen Museum of Art in Madison, (Bildquelle: Wikimedia Commons)

Weitere Informationen:

Website: https://www.gandhara.indologie.lmu.de

Podcast: Dr. Stefan Baums über die ältesten Handschriften des Buddhismus: https://badw.de/die-akademie/presse/podcast/podcast-details/detail/gandhara-die-aeltesten-handschriften-des-buddhismus.html