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Stellungnahmen

Die Akademie bringt ihre wisseschaftliche Expertise in die Beratung von Gesellschaft und Politik zu aktuellen Fragestellungen ein. 


Positionspapier: Nutzung von persönlichen Daten in der Krankenversorgung und medizinischen Forschung. Positionspapier April 2022

Medizinische und humanbiologische Daten stellen eine essenzielle Ressource für die Gesundheitsvorsorge und -versorgung, den Gesundheitsschutz sowie die medizinische Forschung und damit auch für den medizinischen
Fortschritt dar. Die technischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass in der Medizin eine Fülle von personenbezogenen Daten unterschiedlicher Herkunft vorliegt. Es ist unverzichtbar, diese Daten für die Förderung des medizinischen Fortschritts sowie für die Medizingeräte-, Biotech- und Pharmaforschung und damit für die Wirtschaftsstandorte Bayern und Deutschland zu nutzen. Dabei gilt es, einen Ausgleich zwischen dem wertvollen Grundrecht auf Schutz sensibler Daten und dem berechtigten gesellschaftlichen Interesse an medizinischem Fortschritt durch wissenschaftliche Nutzung dieser Daten zu finden.

Besonders anschaulich wird die Bedeutung der Datenintegration am Beispiel der Pandemie: Es war und ist hier entscheidend, Gesundheitsdaten schnell zusammenzuführen und zu interpretieren, um Infektionsketten einzudämmen, Entwicklungen vorherzusagen, gesellschaftliche Maßnahmen zu etablieren und Impfstoffe sowie Medikamente zu entwickeln. Deutschland verfügt allerdings nur über unzureichende Strukturen, um solche Daten zeitnah zu erheben, zu integrieren und auszuwerten. Auch die aktuelle Datenschutzgesetzgebung, bei der die Balance zwischen individuellen Rechten und gesellschaftlichem Anspruch problematisch ist, erschwert effektive Maßnahmen zum Pandemiemanagement. Für zahlreiche Fragen zum Pandemiegeschehen war und ist man daher auf Daten aus dem Ausland angewiesen. Abgesehen von der entstehenden politischen Abhängigkeit und der zeitlichen Verzögerung ist es nur bedingt möglich, internationale Datensätze auf Deutschland zu übertragen.

Hinzu kommt, dass es die heterogene Gesetzeslage im Föderalismus erschwert, medizinische Forschung bundesweit zu vernetzen und Synergien zu nutzen. Die notwendige Analyse großer Patientenpopulationen ist so nicht möglich, was die klinische Forschung sowie die Gesundheitsversorgung und -vorsorge schwächt. Das genügt jedoch nicht dem berechtigten Anspruch Bayerns und Deutschlands – denn durch jahrzehntelange Investitionen wurde grundsätzlich eine herausragende medizinische Forschungslandschaft und Gesundheitsversorgung geschaffen, die zu den besten der Welt gehört.

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> "Nutzung von persönlichen Daten in der Krankenversorgung und medizinischen Forschung" (PDF)


Zweiter Bayerischer Gletscherbericht: Klimawandel in den Alpen

Der Klimawandel trifft die bayerischen Gletscher mit voller Härte. Dies zeigt der Zweite Bayerische Gletscherbericht „Klimawandel in den Alpen". Der neue Bayerische Gletscherbericht ist eine Gemeinschaftsarbeit der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) und des Bayerischen Umweltministeriums. 

Ergebnisse des Bayerischen Gletscherbericht:

  • Aktuell gibt es in den bayerischen Alpen noch fünf Gletscher: neben dem südlichen noch den nördlichen Schneeferner und den Höllentalferner südlich von Garmisch-Partenkirchen sowie den Blaueis und den Watzmanngletscher im Berchtesgadener Land.
  • Die Gletscher verlieren seit Jahren kontinuierlich große Wassermengen. Allein der nördliche Schneeferner auf der Zugspitze schmilzt alle 30 Sekunden um fast 250 Liter Wasser ab.
  • Die aktuellen Erkenntnisse gehen dahin, dass der letzte bayerische Gletscher bereits Anfang der 2030er verschwunden sein könnte. Bisher ging die Wissenschaft davon aus, dass dies erst gegen Mitte des Jahrhunderts der Fall sein wird. Die Eisreste des südlichen Schneeferner werden bereits in wenigen Jahren abgeschmolzen sein.
  • Gletscher übernehmen wichtige Aufgaben im Wasserhaushalt, indem sie Gebirgsbäche und Flüsse auch während längerer Trockenperioden im Sommer mit Schmelzwasser versorgen. Dadurch bleiben Ökosysteme erhalten. Außerdem schützen die Eispanzer labile Bergflanken und verhindern so ein Abrutschen.
  • Ursache für das Gletschersterben ist in erster Linie die weltweite Klimaveränderung, welche mit einem deutlichen Temperaturanstieg einhergeht. In den Alpen ist der Anstieg mit rund 2 Grad Celsius dabei nahezu doppelt so hoch wie der globale Durchschnittswert. Das Klima auf 3.500 Metern Höhe hat sich an die zuvor 500 Meter tiefer vorherrschenden Verhältnisse angenähert.
  • Auch im Inneren der Berge gibt es Veränderungen: der Permafrost taut. Geht er verloren, verlieren die Berge zusätzlich an Stabilität

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> Zukunft ohne Eis. Zweiter Bayerischer Gletscherbericht: Klimawandel in den Alpen (PDF)


Policy Paper: Islam in Bayern

Die Ad hoc Arbeitsgruppe „Islam in Bayern“ erarbeitete konkrete Empfehlungen für die bayerische Staatsregierung auf Grundlage breiter empirischer Forschung. Hauptfokus der Untersuchung war die Frage, wie es um die Chancen von Musliminnen und Muslimen auf eine gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft steht. Das Team des EZIRE sprach dazu unter anderem mit Imamen, Lehrkräften, Gerichtsvollziehern, Polizeipräsidenten, Flüchtlingen, Salafisten und Islamhassern.  Als erste derartige Studie in einem deutschen Flächenland gewinnt sie erhebliche wissenschaftliche wie politische Bedeutung. 

Ergebnisse der Studie:

  • Der islamische Religionsunterricht ist ein zentraler Baustein für eine „Kultur der Anerkennung“ und gleichzeitig ein wichtiges Instrument gegen Radikalisierung.
  • Flüchtlinge haben weit weniger enge Beziehungen zu Moscheegemeinden als angenommen: In erster Linie sind sie mit der Bewältigung von Alltagsproblemen beschäftigt.
  • Die Erfahrung neuer Rollenbilder verändert vor allem die Frauen.
  • In Bayern gibt es keine „Paralleljustiz“ mit „Scharia-Gerichten“ – wohl aber Fälle, in denen traditionelle Formen der Streitschlichtung praktiziert werden. Um solche Konflikte besser aufzufangen, werden dringend mehr Sozialarbeiter mit muslimischem Hintergrund benötigt.
  • Salafisten und Islamfeinde polarisieren mit einer aggressiven Rhetorik, sie schaukeln sich mit Hassparolen gegenseitig hoch und bedrohen den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Freistaat. Hierzu sagt Projektleiter Mathias Rohe: „Es darf kein Othering geben, das die Gesellschaft in ein Wir und die Muslime einteilt. Es muss faire Zugangschancen für jeden geben.“ Nur eine „Kultur der Anerkennung“ von Musliminnen und Muslimen könne gesellschaftlicher Spaltung entgegenwirken.

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> Mathias Rohe, Mahmoud Jaraba et al.: Islam in Bayern. Policy Paper für die Bayerische Staatsregierung im Auftrag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (PDF)