Wissenschaftskommunikation
Im November 2019 veröffentlichte das BMBF ein Grundsatzpapier zur Wissenschaftskommunikation. In diesem war zu lesen: "Wissenschaftskommunikation findet in der, aus der und über Wissenschaft statt. Die mit diesem Grundsatzpapier von Seiten des BMBF adressierte Wissenschaftskommunikation meint vor allem die allgemeinverständliche, dialogorientierte Kommunikation und Vermittlung von Forschung und wissenschaftlichen Inhalten an Zielgruppen außerhalb der Wissenschaft. Das BMBF unterstützt und betreibt Wissenschaftskommunikation mit dem Anspruch, die Gesellschaft in ihrer Breite zu erreichen. Der strategische Schwerpunkt des BMBF in der Wissenschaftskommunikation liegt daher auf der direkten Kommunikation über Wissenschaft und Forschung mit der interessierten und allgemeinen Öffentlichkeit über Vermittlungs-, Dialog und Beteiligungsformate."
Das Grundsatzpapier macht deutlich, dass von Wissenschaftler*innen heute verlangt wird, ihre Forschung zu vermitteln sowie auf ihre gesellschaftliche Anschlussfähigkeit, ja Relevanz zu überprüfen. "Einsamkeit und Freiheit", so einst Humboldt, dienen nicht länger als alleinige Losung des Wissenschaftsbetriebs, denn "Wissen verpflichtet auch zu seiner Vermittlung" (so die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek). Schließlich haben sich die Anforderungen an Wissenschaftler*innen verändert. Diese müssen heute fachlich hervorragende sowie gesellschaftlich relevante Erkenntnisse durch ihre Forschung erzielen und zugleich ein Interesse daran zeigen und eine Fähigkeit entwickeln, über die eigene Forschung mit der Öffentlichkeit in einen Dialog zu treten. (...) Währenddessen nimmt die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen zu.
Die Corona-Krise hat verdeutlich, dass wissenschaftliche Problemlösungs- und Kommunikationskompetenz gefragter als jemals zuvor ist. Virologinnen und Virologen stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit, sie beraten politische Akteure und stellen ihre wissenschaftliche Expertise als Orientierungswissen für politische Entscheidungen und deren öffentlichen Diskurs bereit. Doch zugleich wird an der Autorität von Wissenschaftler*innen gezweifelt; wissenschaftliche Erkenntnisse werden als "Meinungen" bezeichnet. Diese begriffliche Unschärfe ebnet den Unterschied zwischen wissenschaftlich erarbeitetem Wissen und Meinen ein.
Gleichwohl zeigt auch die Corona-Krise, dass Expertise von Gegenexpertise herausgefordert wird. Die Arenen und Kanäle für öffentliche Debatten und Verlautbarungen sind vielfältiger geworden - Wissenschaftskommunikation damit diverser und aktueller denn je.
Die AG fragt daher: Wie wichtig ist der Dialog der Wissenschaftler*innen mit der Öffentlichkeit und wie sollen Forschende diesen heute führen? Welche Fallstricke gibt es in der Wissenschaftskommunikation und welche Qualifikationen sind nötig? Welche Bedingungen gelten dabei für den wissenschaftlichen Nachwuchs? Wann gerät mediale Sichtbarkeit zum Nachteil? Welche Rolle sollen und dürfen soziale Medien in der Wissenschaftskommunikation spielen? Welche Verantwortung kommt den Forschenden in der öffentlichen Debatte zu? (Wie) Kann Missbrauch und Meinungsbildung durch gering qualifizierte aber sehr kommunikative Charaktere verhindert werden?