Physik-Nobelpreis für Reinhard Genzel
Der von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften verliehene Preis geht zur Hälfte an den britischen Mathematiker und Physiker Penrose, der die Existenz Schwarzer Löcher mathematisch bewies. Die Astronomen Genzel und Ghez teilen sich die andere Hälfte der Auszeichnung, mit der sie für den Nachweis eines unsichtbaren und extrem schweren Objekts im Zentrum der Milchstraße – also eines Schwarzen Lochs – geehrt werden.
Die Forscher beobachteten mit hochpräzisen Methoden Helligkeitsausbrüche von Gas aus der unmittelbaren Umgebung des Schwarzen Lochs sowie eine von diesem verursachte Gravitations-Rotverschiebung. Dazu nahmen sie einen Stern mit dem Namen "S2" in den Blick und verfolgten ihn auf seiner Umlaufbahn um das Schwarze Loch, welchem er im Jahr 2018 besonders nahe kam. Die Messungen zeigten einen Effekt, den man Gravitations-Rotverschiebung nennt: Das Licht des Sterns wird durch das starke Gravitationsfeld des Schwarzen Lochs zu längeren Wellenlängen gestreckt und erscheint daher rötlich. Diese Änderung der Wellenlänge stimmte genau mit der Vorhersage von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie überein. Somit hatten die Forscher zum ersten Mal die Abweichung von den Vorhersagen der einfacheren Newton'schen Gravitationstheorie in der Bewegung eines Sterns um ein supermassereiches Schwarzes Loch beobachtet. Ebenfalls im Jahr 2018 veröffentlichte Reinhard Genzel eine Arbeit über die Beobachtung von Helligkeitsausbrüchen in der unmittelbaren Nähe des galaktischen Schwarzen Lochs.
Mit ihren Arbeiten liefern Genzel und seine US-amerikanische Kollegin Andrea Ghez laut der Königlich Schwedischen Akademie die „bislang überzeugendsten Hinweise“ auf die Existenz von Schwarzen Löchern. Reinhard Genzel ist Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching und seit 2003 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Bereits 2017 schilderte Genzel in seinem Vortrag "Auf der Jagd nach dem Schwarzen Loch" in der BAdW, wie die Hypothese der Existenz eines extrem schweren, unsichtbaren Objekts im Zentrum der Milchstraße experimentell bewiesen werden konnte. In unserer Mediathek gibt es die Veranstaltung jetzt zum Nachhören: Zum Podcast