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Die deutschen Klimabeobachtungssysteme

Der neue Inventarbericht zum Global Climate Observing System (GCOS) des Deutschen Wetterdienstes ist online. Mit dabei: die Erdmessung und Glaziologie der BAdW.

Umfassende Informationen sind die Grundlage jeder Entscheidung in Politik und Wirtschaft. Kenntnisse über den Zustand des Klimasystems in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielen hierbei eine wichtige Rolle. 

Der vorliegende Bericht basiert auf dem erstmals 2013 veröffentlichten und 2017 redaktionell überarbeiteten Inventarbericht. Die vorliegende, nahezu komplett überarbeitete und aktualisierte Ausgabe bietet einen umfassenden Überblick über die in Deutschland laufenden Aktivitäten und Programme zur Erhebung der für unser Land wesentlichen Klimavariablen. Die BAdW ist durch die Erdmessung und Glaziologie mit der Beobachtung der Kryosphaere (S. 126-128) vertreten.

Die 1780 in Mannheim gegründete Societas Meteorologica Palatina legte den Grundstein zur globalen Wetter- und Klimaüberwachung. Dies führte dazu, dass Deutschland auf dem Hohen Peißenberg über eine seit 1781 durchgehende Zeitreihe der bodennahen Lufttemperatur und des Luftdrucks verfügt und die älteste Bergstation der Welt betreibt. Mit Beginn der deutschlandweit systematischen Messungen wurden im Jahr 1881 an 144 Stationen Wetterdaten registriert. Im Jahr 2022 betreibt der Deutsche Wetterdienst ein Messnetz mit 1946 Niederschlagsstationen und 472 Klimastationen. Deutschland kann damit im Bereich der atmosphärischen und hydrologischen Klimadaten auf lange und weitestgehend auch für die Zukunft gesicherte Beobachtungsreihen zurückgreifen.

Der vorliegende Inventarbericht der nationalen Klimabeobachtungssysteme ist eine Überarbeitung und an einigen Stellen Erweiterung des 2013 veröffentlichten Berichts. Er gibt einen detaillierten Überblick über die hierzulande gemessenen klimarelevanten Größen in Atmosphäre, Ozean und im Bereich der Landoberflächennutzung und stellt somit ein aktuelles, breitgefächertes Kompendium über Klimabeobachtungen in Deutschland für Klimaforschung und Entscheidungsträger bereit. Die Einschätzungen zur Nachhaltigkeit der Beobachtungsprogramme sollen Entscheidungsträger auf potenzielle Risiken hinsichtlich der Fähigkeit zur langfristigen Überwachung des Klimasystems aufmerksam machen. 

Gletscher und Permafrost 

Die Ergebnisse der alpinen Gletscherforschung liefern klare Belege für die Änderung des Klimas. Während der Gletscherrückgang in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts noch auf nicht-anthropogene Einflüsse zurückgeführt werden kann, belegt der rapide Schwund der letzten 40 Jahren den Einfluss des Menschen auf Gletscher und Klima. Dies hat auch Auswirkungen auf den Permafrost im Gebirge. Alle Gletscher in Bayern zeigen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts einen extremen Massenverlust. Die vergletscherte Fläche reduzierte sich seitdem von 2,5 Mio m² auf weniger als 0,45 Mio m², eine Abnahme von etwa 82 %. In der Beobachtungsperiode 2009 bis 2018 nahm die mittlere Eisdicke um etwa 7,6 m ab (−46 %), was einem Massenverlust von fast 66 % entspricht (Mayer et al. 2021). Die Veränderungen korrelieren gut mit Beobachtungen an anderen Gletschern der Ostalpen (siehe Beitrag 6.2) und auch mit dem beobachteten Anstieg der mittleren Sommertemperatur (JJA) am Zugspitzgipfel von etwa 2 ℃ während der letzten 40 Jahre. (Auszug aus dem Inventarbericht, S. 126 f. https://gcos.dwd.de/DWD-GCOS/DE/publikationen/inventarbericht/gcos-deutschland_inventarbericht_2023_lowres.pdf?__blob=publicationFile&v=5

Publikation: 
Deutscher Wetterdienst, 2023: Die deutschen Klimabeobachtungssysteme. Inventarbericht zum Global Climate Observing System (GCOS). 189 Seiten.

Download: 
https://gcos.dwd.de/DWD-GCOS/DE/publikationen/inventarbericht/gcos-deutschland_inventarbericht_2023_lowres.pdf?__blob=publicationFile&v=5