Forschungsvorhaben und Einrichtungen
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Der Österreichische Bibelübersetzer
Die Bibel wurde schon vor Martin Luther ins Deutsche übersetzt. Bereits im 14. Jahrhundert erstellte ein namentlich unbekannter Autor, den man nach dem Fundort der meisten Manuskripte als „Österreichischen Bibelübersetzer“ bezeichnet, eine umfassende und kommentierte Textversion, die als bedeutendste Leistung auf diesem Gebiet gilt. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) hat beschlossen, die Edition und Kommentierung dieser mittelalterlichen Bibelübersetzung ab 2016 zu fördern. Das Projekt wird gemeinsam von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt.
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Deutsche Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Arbeitsstelle München)
Inschriften sind Texte auf vermeintlich dauerhaftem Material wie Stein, Holz, Metall, Textil und Glas. Sie geben Zeugnis von historischen Ereignissen und Personen, die in anderen Schriftquellen kaum greifbar sind. Ihre Edition umfasst Lesung und Transkription der zum Teil schwer zu entziffernden Texte, ggf. eine Übersetzung, die Objektbeschreibung und deren historische Einordnung. Ergänzt um eine ausführliche Kommentierung werden sie so als Zeugen der Vergangenheit für Wissenschaftler und die Allgemeinheit nutzbar. „Die Deutschen Inschriften“ sind ein Gemeinschaftsunternehmen mehrerer deutscher Akademien sowie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Münchner Arbeitsstelle erschließt die nachantiken Inschriften Bayerns bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts.
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Dialektologisches Informationssystem von Bayerisch-Schwaben (DIBS)
Das Wörterbuch erfasst die schwäbischen Dialekte im Regierungsbezirk Bayerisch-Schwaben, so wie sie im 20. Jahrhundert gesprochen wurden. Basis dafür ist die Datenbank, die für das Dialektwörterbuch von Bayerisch-Schwaben von Brigitte Schwarz (Augsburg 2013) erstellt wurde. Dieses enthält nur einen Bruchteil der vorhandenen Stichwörter und des gesammelten Materials, das hier nun bearbeitet und nach und nach im Netz publiziert wird. Für die Zukunft ist geplant, die Artikel mit Bild- und Tondokumenten zu ergänzen.
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Digitale Edition von Walter Burleys zwei frühen Kommentaren zur „Physik“ des Aristoteles
Die drei Kommentare Walter Burleys (ca. 1275–1344) zur aristotelischen „Physik“ waren Teil einer regen naturphilosophischen Debatte an den spätmittelalterlichen Universitäten, die sich insbesondere um den ontologischen Status von Zentralbegriffen der aristotelischen Naturphilosophie, wie etwa Bewegung oder Zeit, drehte. Sie liegen bis heute lediglich als Manuskripte vor, wurden nie gedruckt oder gar kritisch ediert. Ziel des Projekts ist, diese frühen „Physik“-Kommentare („Expositio et quaestiones omnium librorum Physicorum“ und „Quaestiones super libros Physicorum“) erstmals in einer kritischen Edition zugänglich zu machen. Sie wird die einseitige Konzentration der Forschung auf Burleys letzten „Physik“-Kommentar korrigieren und ein genaueres Bild vom Verhältnis zwischen Burley und Ockham ermöglichen.
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Erdmessung und Glaziologie
Im Mittelpunkt des Vorhabens stehen alpine Gletscher und ihre Rolle im kontinentalen Wasserkreislauf, als Klimaindikatoren und ihre Wechselwirkung mit der festen Erde. Neben langjährigen, intensiven Forschungsarbeiten am Vernagtferner, dem "Hausgletscher" in den Ötztaler Alpen, werden Untersuchungen in verschiedenen Gletscherregionen, z. B. in Island, Norwegen, im Pamir und im Karakorum durchgeführt. Auf der Basis der so gewonnenen Daten werden die Interaktionen der Gletscher mit ihrer Umwelt in Abhängigkeit der klimatischen Veränderungen modelliert. Parallel werden geodätische Arbeiten zur Geodynamik und zu Referenzsystemen als Basis für vielfältige weitere Untersuchungen in den Geowissenschaften durchgeführt.
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Forum Ökologie
Im Forum Ökologie werden aktuelle Fragen im Bereich der Ökologie in Fachtagungen aufgegriffen und interdisziplinär diskutiert, soweit möglich werden Lösungsvorschläge für anstehende Probleme aufgezeigt. Die Tagungen und Berichtsbände, die in der Reihe „Rundgespräche Forum Ökologie“ erscheinen, dienen unter anderem der Beratung von Mitgliedern des Bayerischen Landtags und Mitarbeitern in der Staatsregierung, den Staatsministerien und deren nachgeordneten Behörden.
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Forum Technologie
Das Forum Technologie veranstaltet für die interessierte Öffentlichkeit Symposien zu aktuellen, zum Teil kontrovers diskutierten technisch-wissenschaftlichen Fragestellungen und Entwicklungen. Diese Informationsveranstaltungen, zu denen erstrangige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Vortragende eingeladen werden, dienen auch einer Verbesserung von Technikakzeptanz und -wertschätzung in der Gesellschaft. Zur Förderung des Nachwuchses in technisch-wissenschaftlichen Fächern dient ein begleitendes Schülerprogramm, zu dem ca. 100 Oberstufenschüler/-innen bayerischer Gymnasien und Fachoberschulen eingeladen werden.
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Fränkisches Wörterbuch
Ziel des Projekts ist die vollständige Dokumentation des mundartlichen Wortschatzes in Form einer Belegdatenbank, die im Internet veröffentlicht wird. Das hierzu herangezogene Datenmaterial beruht in erster Linie auf schriftlichen Befragungen, die von 1927 bis 2001 stattfanden. In der Redaktion erfolgt die semantische, grammatikalische und etymologische Bestimmung. Das bisher nur im Original vorliegende Fragebogen-Material wird seit 2004 schrittweise lexikographisch erfasst und ist seit 2013 digitalisiert.
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Frühbuddhistische Handschriften aus Gandhara
Im Fokus des Vorhabens steht die Bearbeitung der buddhistischen Handschriftenfunde, die seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem Nordwesten Pakistans und den benachbarten Regionen Afghanistans bekannt geworden sind. Gandhāra ist der alte Name für dieses Gebiet, das seinen einstigen Reichtum dem Fernhandel auf der Seidenstraße verdankt und bei der Verbreitung des indischen Buddhismus nach Zentral- und Ostasien eine Schlüsselrolle gespielt hat. Die einzelnen Handschriften werden sukzessive ediert, technischer Mittelpunkt des Vorhabens ist eine ständig aktualisierte Datenbank, die alle Informationen sammelt und verknüpft.
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Frühneuzeitliche Ärztebriefe
Das Projekt „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“ erschließt die Briefe, die von Ärzten des deutschsprachigen Raums zwischen 1500 und 1700 geschrieben oder an diese gerichtet wurden. Diese Briefe sind zu vielen Tausenden in Bibliotheken und Archiven des In- und Auslands überliefert und von großem wissenschafts-, kultur- und alltagsgeschichtlichem Interesse. Das Projekt erfasst diese Briefe erstmals systematisch und stellt eine ausführliche Inhaltsangabe bereit, die Datenbank ist für ForscherInnen aus der ganzen Welt online frei zugänglich.