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Rhonchissator ist das Lateinwort des Jahres 2025

Ein antiker Ausdruck für Schnarcher eröffnet neue Perspektiven auf Sprachgeschichte.

Jetzt ist es offiziell: Das Lateinwort des Jahres 2025 lautet rhonchissator. Das spätantike Substantiv bezeichnet eine „schnarchende Person“. Der Ausdruck kombiniert das griechischstämmige rhonchus („Schnarchen“) mit produktiven lateinischen Suffixen und findet sich in einem Glossar des ausgehenden Altertums. Rhonchissator zeichnet sich durch seine onomatopoetische Qualität und seine Verbindung zum Alltag im antiken Rom aus.

Obwohl rhonchissator ein scheinbar triviales Phänomen beschreibt, zeigt das Wort den Wert antiker Glossare als Quelle für seltene und unterhaltsame lateinische Vokabeln. Da das Wort an keiner anderen antiken Stelle belegt ist, lässt sich nur schwer sagen, ob es aus einer heute verlorenen literarischen Quelle stammt, aus dem umgangssprachlichen Latein übernommen wurde oder einfach vom Glossarverfasser spontan erfunden wurde. In jedem Fall zeigt es die Römer (und römischen Gelehrten) in einem menschlichen Licht mit alltäglichen körperlichen Problemen, wie wir sie auch kennen.

Das Interesse für lateinische Wörter steigt kontinuierlich: Insgesamt nahmen 1.374 Personen an der vierten Wahl zum Lateinwort des Jahres teil. Zur Wahl standen auch diesmal sechs gänzlich „neue“ (d. h. vom Thesaurus linguae Latinae 2025 erstmals publizierte) Wörter des antiken Lateins rhabdomantia („Rutenwahrsagerei“), rhoezos („Lärm, Getöse“), rir (lautmalerische Nachahmung des Knurrens eines Hundes), risum (Akkusativ „Reis“) und roba („Gewand“). Das Lateinwort des Jahres und seine Mitbewerber finden sich im jetzt neu erschienenen 12. Faszikel des R-Bandes des Thesaurus linguae Latinae (Bd. XI 2, Fasz. 12). Um in den Finalistenkreis zur Wahl des Lateinworts des Jahres aufgenommen zu werden, musste jedes Wort drei Bedingungen erfüllen: Erstens konnten nur Lemmata berücksichtigt werden, deren Thesaurus-Einträge im Wahljahr veröffentlicht wurden. Zweitens musste es sich um ein gänzlich „neues“ Wort handeln – neu in dem Sinn, dass man es bisher in keinem gängigen Lexikon des antiken Lateins findet, wie etwa dem Oxford Latin Dictionary, Georges oder Gaffiot. Drittens wurde bei der internen Vorauswahl darauf geachtet, welche Wörter aus formaler oder inhaltlicher Sicht besonders interessant sind und sich eignen, eine Verbindung zwischen Antike und Gegenwart herzustellen.

„Schatzhaus des antiken Lateins“: Der Thesaurus linguae Latinae
Der Thesaurus linguae Latinae ist das maßgebliche Wörterbuch des antiken Lateins. Das Langzeitprojekt der BAdW wird im Akademienprogramm gefördert. In dem internationalen Vorhaben der BAdW forschen Latinistinnen und Latinisten aus derzeit sieben Ländern, in der internationalen Thesauruskommission sind Forschungseinrichtungen aus 30 Ländern vertreten. Als einziges Lexikon bezieht der Thesaurus alle überlieferten lateinischen Texte von den Anfängen bis 600 n. Chr. ein, berücksichtigt also neben der klassischen Latinität auch ausführlich die Besonderheiten der spätantiken und christlichen Texte. Untersucht werden nicht nur literarische Werke, sondern auch juristische und medizinische Gebrauchstexte, Inschriften, Graffiti und vieles mehr.

Weitere Informationen zum Thesaurus linguae Latinae
Seit 2019 steht der Thesaurus online im Open-Access zur Verfügung: https://thesaurus.badw.de/tll-digital/tll-open-access.html 
Zudem gibt es den Thesaurus als durchsuchbare Datenbank bei De Gruyter: https://tll.degruyter.com/ 
Informationen zum Thesaurus finden Sie auf der Projektwebseite: https://thesaurus.badw.de/das-projekt.html 
Mehr Informationen zur lateinischen Lexikographie lesen Sie auf dem TLL-Blog: https://parerga.hypotheses.org/ 
Im Podcast werden einzelne Lemmata vorgestellt: https://tllpod.podbean.com/ 


Pressekontakt
­Dr. Isabel Leicht
Pressereferentin | Bayerische Akademie der Wissenschaften  
Tel: +49 (0)89 23031-1336
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