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NFDI4Culture startet: BAdW mit zwei Projekten vertreten

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ist mit zwei Forschungsprojekten im neuen Konsortium NFDI4Culture vertreten: Dem Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland und der Kritischen Ausgabe der Werke von Richard Strauss. Federführend in dem Konsortium ist die Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz (ADW Mainz).

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) bewilligte am 26. Juni den Antrag, den ein Verband verschiedener Akademien, Universitäten und Institutionen des Kulturerbes gestellt hatte. Mit NFDI4culture wird die Zusammenarbeit der Akademien auf der operativen Ebene nachhaltig gestärkt.

Materielle und Immaterielle Kulturgüter
Digitale Daten zu materiellen und immateriellen Kulturgütern sind ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens, der Kommunikation und der kulturellen Erfahrung. Sie sind nicht nur für künftige Wissenschaftsgenerationen von großer Bedeutung, sondern bilden die Grundlage von beständigen Transferprozessen zwischen Forschenden, Kunstschaffenden, Kulturwirtschaft und Zivilgesellschaft. NFDI4Culture nimmt die fächerübergreifende Auffindbarkeit und Zugänglichkeit sowie die langfristige Sicherung und kontinuierliche Pflege dieser Daten in den Blick. Dazu gehören 2D-Digitalisate von Gemälden, Photographien und Zeichnungen ebenso wie digitale 3D-Modelle kulturhistorisch bedeutender Gebäude, Denkmäler oder audiovisuelle Daten von Musik-, Film und Bühnenaufführungen.

Akademieprojekte in NFDI4Culture
Mit Hilfe des NFDI4Culture wird die Richard-Strauss-Ausgabe ihre Forschungsdaten noch stärker als bisher vernetzen können. Von der Etablierung allgemeiner und fachspezifischer Metadatenstandards erhoffen sich die Musikwissenschaftler*innen die langfristige, erweiterte Verfügbarkeit, Auffindbarkeit und Nutzbarkeit der Forschungsergebnisse und Dokumentensammlungen, die das Projekt bereits jetzt open access auf seiner Online-Plattform veröffentlicht“, sagt Hartmut Schick, Projektleiter der „Kritischen Ausgabe der Werke von Richard Strauss“ (1864–1949). Das Projekt erarbeitet erstmals eine quellenkritische Edition der wichtigsten Werkgruppen im Schaffen von Richard Strauss: sämtlicher Bühnenwerke, Lieder, Orchester- und Kammermusikwerke, inklusive divergierender Fassungen. Geplant sind 52 (teilweise aus mehreren Teilbänden bestehende) Notenbände mit Kritischen Berichten sowie eine Online-Dokumentenplattform. Ein internationales Verlagskonsortium übernimmt Herstellung und Vertrieb der Partituren und Aufführungsmateriale, so dass die Ergebnisse auch in die weltweite Musikpraxis einfließen werden.

Matteo Burioni koordiniert das BAdW-Projekt „Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland“: „Die nationale Strategie zur Forschungsdateninfrastruktur und insbesondere das NFDI4culture bieten für das Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland große Chancen was die Forschungsdatennachnutzung, die Datenanalyse und die Bereithaltung von 3D-Daten angeht. Das wird gerade auch für die digital gestarteten Akademieprojekte wie das Corpus erhebliche Erleichterungen und Verbesserungen mit sich bringen.“ Das Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland erforscht und publiziert die Decken- und Wandmalerei der Zeit zwischen etwa 1550 und 1800 auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Ein Bestand von über 4000 erhaltenen und rekonstruierbaren Kunstdenkmälern wird hier erstmalig umfassend dokumentiert, analysiert und präsentiert: in Texten und neu angefertigtem sowie historischem Bild- und Planmaterial, im kunsthistorischen, architektonischen und historischen Kontext, mit innovativen digitalen Techniken in einer online-basierten Datenbank.

Links:
https://deckenmalerei.badw.de/das-projekt.html
http://www.richard-strauss-ausgabe.de/
https://nfdi4culture.de/
https://www.dfg.de/foerderung/programme/nfdi/ 

NFDI4Culture wurde über zwei Jahre in enger Zusammenarbeit zwischen elf Fachgesellschaften, neun Trägerinstitutionen und 52 Partnern entwickelt. Zu den Trägerinstitutionen gehören vier Universitäten (Heidelberg, Köln, Marburg, Paderborn), drei Infrastruktureinrichtungen (FIZ Karlsruhe, TIB Hannover, SLUB Dresden), die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz. Sprecher des Konsortiums ist Torsten Schrade. Im Rahmen des Konsortiums werden nicht nur europäische Entwicklungen berücksichtigt, sondern auch die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wie der UNESCO, dem Internationalen Museumsrat, der Open Knowledge Foundation, Wikimedia oder dem Getty Research Institute realisiert.

NFDI – Nationale Forschungsdateninfrastruktur
Die nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) soll die Datenbestände von Wissenschaft und Forschung systematisch erschließen, nachhaltig sichern und zugänglich machen sowie (inter-)national vernetzen. Sie wird in einem aus der Wissenschaft getriebenen Prozess als vernetzte Struktur eigeninitiativ agierender Konsortien aufgebaut werden.

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist die größte und eine der ältesten Landes-Akademien in Deutschland. Ihren Aufgaben als Gelehrtengesellschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Ort des lebendigen wissenschaftlichen Dialogs mit Gesellschaft und Politik ist sie seit mehr als 250 Jahren verpflichtet. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und das kulturelle Erbe sichern. Die Akademie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Europas, des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation und des Walther-Meißner-Instituts für Tieftemperaturforschung. Den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern fördert sie in ihrem Jungen Kolleg. Die Akademie ist Mitglied in der Akademienunion.