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02/08

Neue Mitglieder in die Bayerische Akademie der Wissenschaften gewählt

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat 15 neue Mitglieder gewählt. Die Zuwahlen in die Akademie erfolgen ausschließlich aufgrund der wissenschaftlichen Verdienste. Satzungsgemäß werden nur Persönlichkeiten aufgenommen, deren wissenschaftliche Leistungen 'eine wesentliche Erweiterung des Wissensbestandes darstellt'. Der Akademie gehören nun 164 ordentliche, d.h. in Bayern ansässige, sowie 160 korrespondierende Mitglieder an.

 

 

02/08
04. März 2008

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat 15 neue Mitglieder gewählt. Die Zuwahlen in die Akademie erfolgen ausschließlich aufgrund der wissenschaftlichen Verdienste. Satzungsgemäß werden nur Persönlichkeiten aufgenommen, deren wissenschaftliche Leistungen 'eine wesentliche Erweiterung des Wissensbestandes darstellt'. Der Akademie gehören nun 164 ordentliche, d.h. in Bayern ansässige, sowie 160 korrespondierende Mitglieder an.

In die Philosophisch-historische Klasse wurden gewählt:

Zu ordentlichen Mitgliedern

Hans-Peter Blossfeld, seit 2002 Lehrstuhlinhaber für Soziologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Er beschäftigt sich insbesondere mit sozialer Ungleichheit, Schichtung und Mobilität, Arbeitsmarktforschung, Jugend- Familien- und Bildungssoziologie sowie Demographie. Gegenwärtig führt er u.a. DFG-Projekte zur innerfamiliären Arbeitsteilung und zum Bildungsweg von Kindern mit Migrationshintergrund durch. Mehr als fünf Jahre leitete er das internationale „Globalife-Projekt“, das die Auswirkungen der zunehmenden Globalisierung auf das Leben des Einzelnen untersuchte.

Monika Schnitzer, seit 1996 o. Professorin für Volkswirtschaftslehre an der LMU München. Ihre Forschungen behandeln vor allem drei Bereiche: Mit dem sog. Countertrade untersuchte sie eine Form des Außenhandels, in der ein Importgeschäft mit einem Exportgeschäft verknüpft wird. Ihr zweites Arbeitsgebiet behandelt multiinternationale Unternehmen, ferner befasst sie sich mit wettbewerbstheoretischen und -politischen Fragen. Sie ist Vorsitzende des Forschungsausschusses der LMU.

Bernd Schünemann, seit 1990 Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtssoziologie an der LMU München. Ein Schwerpunkt seiner Forschungen liegt auf dem Straf- und Strafprozessrecht, wobei er vor allem Themen juristischer und rechtspolitischer Aktualität aufgreift. Daneben hat er eine Reihe von grundsätzlichen Schriften rechtsphilosophischer und wissenschaftstheoretischer Art vorgelegt und ist international gesetzgebungsberatend tätig, zuletzt in der Mongolei.

Martin Schulze Wessel, seit 2003 o. Professor für Osteuropäische Geschichte an der LMU München. Einer seiner Forschungsschwerpunkte liegt in der russischen und sowjetischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhundert. Ein zweites Themenfeld betrat er mit seiner Habilitationsschrift, die sich mit der religiösen Dimension des politischen Umbruchs von 1917/18 in Osteuropa auseinandersetzt. Martin Schulze Wessel ist Sprecher des gemeinsamen Elitestudiengangs für Osteuropa-Studien an der LMU München und der Universität Regensburg.

Michael F. Zimmermann, seit 2004 Lehrstuhlinhaber für Kunstgeschichte an der Universität Eichstätt. Er ist ein international hochangesehener Kunsthistoriker, der wegweisende Arbeiten zum 19. Jahrhundert und zur Frühen Moderne vorgelegt hat, darunter eine Monographie über den Hauptmeister des französischen Pointillismus, Georges Seurat, und eine Untersuchung des Mediensystems der Künste um 1900. Seit 2006 ist er Sprecher des vernetzten Master-Studiengangs „Historische Kunst- und Bilddiskurse“ im Elitenetzwerk Bayern, an dem neben den Universitäten Eichstätt, Augsburg und München auch die Bayerische Akademie der Wissenschaften beteiligt ist.

Zu korrespondierenden Mitgliedern

David E. Wellbery, Professor für Germanistik an der Universität Chicago. Er ist einer der angesehensten Germanisten der USA. Seine Forschungen gelten den Autoren und Werken der Höhenkammliteratur, von der Aufklärung über die deutsche Klassik und Romantik bis zur klassischen Moderne. Mit dem Werk „A New History of German Literature“, das die Geschichte der Literatur am Faden von Haupt- und Meisterwerken in Einzelartikeln vorlegt, hat er als Herausgeber eine Pionierleistung vollbracht, die Literaturgeschichte, Hermeutik und Literaturkritik auf stringente Weise vereinigt und öffentliche Aufmerksamkeit erregte.

Heinrich August Winkler, em. o. Professor für Neuere Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sein wissenschaftliches Werk umfasst zahlreiche Monographien und mehr als 200 Aufsätze zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Im Zentrum seiner Arbeiten steht v.a. die Weimarer Republik. Die Frage, ob Weimar scheitern musste, hat ihn immer wieder beschäftigt. Seine Antwort darauf gab er mit dem im Jahr 2000 erschienenen Opus Magnum „Der lange Weg nach Westen“, einer zweibändigen deutschen Geschichte von 1806 bis zur Wiedervereinigung.

In die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse wurden gewählt:

Zu ordentlichen Mitgliedern

Jürgen Heinze, seit 2000 o. Professor für Biologie an der Universität Regensburg. Er zählt zu den führenden Vertretern weltweit der evolutionären Verhaltensbiologie und experimentellen Soziobiologie. Er arbeitet primär mit Ameisen, deren Sozietäten ideale Modellsysteme für die empirische soziobiologische Forschung darstellen, und konnte u.a. zeigen, dass der „Superorganismus“ Insektenstaat, der auf den ersten Blick harmonisch und wohl organisiert wirkt, tatsächlich nur durch eine fein abgestimmte Balance zwischen den Interessen einzelner Individuen und dem Gruppeninteresse des gesamten Staates aufrechterhalten wird.

Hans Keppler, seit 2004 am Lehrstuhl für experimentelle Geophysik der Universität Bayreuth. Seit 2006 ist er zudem Direktor des Bayerischen Geoinstituts. Er untersucht die Eigenschaften der Fluide und deren Wechselwirkungen mit Feststoffen und Schmelzen in einem prozessorientierten globalen Kontext. Bei einem weiteren Forschungsschwerpunkt, der Löslichkeit von Wasser bzw. OH-Gruppen in nominell wasserfreien Mineralen des Erdmantels, konnte er 2007 nachweisen, dass in der Asthenosphäre (der Schwächezone der Erde in ca. 100 m Tiefe) Wasser verfügbar ist, um Teilschmelzen bzw. ein freies Fluid zu bilden. Damit hat er einen wesentlichen Mechanismus der Plattentektonik ermittelt.

Paul Knochel, seit 1999 Professor für metallorganische Chemie an der LMU München. Er erforscht vor allem Organomagnesium-Verbindungen mit funktionellen Gruppen. Es gelang ihm, derartige Verbindungen, die vor kurzem noch als nicht herstellbar galten, mit eigens entwickelten Synthesemethoden zu Reagenzien zu machen, die auch im industriellen Maßstab eingesetzt werden. Knochel-Metallierungen und „Turbo-Grignard“ sind so zu stehenden Begriffen geworden.

Zu korrespondierenden Mitgliedern

Sierd A. P. L. Cloetingh, seit 1988 Professor für Geophysik an der Vrije Universiteit Amsterdam. Er ist einer der angesehensten Geophysiker Europas und gilt weltweit als einer der führenden Köpfe der dynamischen Modellierung geodynamischer Prozesse der Lithosphäre, insbesondere von Sedimentbecken.

Joachim Klein, seit 1995 bis zu seiner Ruhestandversetzung im Jahr 2000 Lehrstuhlinhaber für Makromolekulare Chemie an der TU Braunschweig. Er arbeitete auf verschiedensten Gebieten der Chemie und wurde vor allem mit seinen Studien zur Entwicklung wasserlöslicher Polymere auf Grundlage von Polyvinylsacchariden bekannt. Intensiv befasste er sich auch mit der Anwendung von Polymeren zur Tertiärförderung von Erdöl aus Lagerstätten hoher Salinität sowie mit biotechnologischen Fragen.

Reinhold Leinfelder, seit 2006 Generaldirektor des Museums für Naturkunde und Professor für Paläontologie an der Humboldt-Universität Berlin. Er ist einer der bedeutendsten Vertreter der modernen Paläontologie, die versucht, unter Einbeziehung paläobiologischer Zusammenhänge in den Paläobiotopen und durch Aufzeigen der global gesteuerten Beeinflussungen in den Geotopen Aussagen über das Evolutionsgeschehen und auf Trends und Rhythmen der Erdgeschichte zu machen.

Heiner Römer, seit 1992 Leiter des Instituts für Zoologie der Karl-Franzens-Universität Graz. Seine Forschungen befassen sich mit der Analyse des Gehörs und des Nervensystems bei der Schallkommunikation von Laubheuschrecken in deren natürlichen Biotopen und er wurde damit zum international anerkannten Pionier einer neuen Forschungsrichtung, der sensory ecology.

William T. Wickner seit 1993 Lehrstuhlinhaber für Biochemie am Dartmouth Medical College, Hanover, USA. Er hat Pionierarbeit zu zwei großen Themenkomplexen der Biochemie und molekularen Mikrobiologie geleistet. Bei der Frage, wie Bakterien neusynthetisierte Proteine in ihre Zellmembranen einführen und wie sie Proteine sekretieren, hat er wesentlich dazu beigetragen, die involvierten Proteinkomponenten zu identifizieren. Ferner gelang es ihm, zur Aufklärung von Komponenten und Mechanismen beizutragen, die für die Fusion von Membranen und Organellen in der Zelle verantwortlich sind.

Eine ausführliche Würdigung der neu gewählten Mitglieder erscheint Ende März 2008 in Heft 1/2008 der Zeitschrift "Akademie Aktuell"http://www.badw.de/aktuell/akademie_aktuell/index.html.