32/05
Neue Dokumente zu Hitlers Regierungspolitik
32/05
09. August 2005
Einladung zur Buchpräsentation: Akten der Reichskanzlei. Die Regierung Hitler 1993 bis 1945, Band IV: 1937 am 16. August 2005, um 11.00 Uhr, in Berlin
Am 16. August wird im Berliner Kanzleramt der neuerschienene Band 1937 der Edition „Akten der Reichskanzlei. Regierung Hitler 1933–1945“ der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Damit liegt für die Zeit des Nationalsozialismus bereits der vierte Band dieser Reihe vor. Ihr Zweck ist die umfassende Dokumentation des Regierungshandelns, in der Verflechtung aller Sachbereiche. Gemeinsamer Träger sind die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und das Bundesarchiv. Nach Konzeption und bisherigen Resultaten zählt die Edition fraglos zu den renommiertesten zeitgeschichtlichen Vorhaben. Der neue Jahresband, wiederum bearbeitet von Dr. Friedrich Hartmannsgruber (Koblenz), versammelt über 200 aufwändig kommentierte Quellenstücke aus dem letzten wirklichen Friedensjahr des Regimes. Er weist ferner über 550 Einzelentscheidungen Hitlers nach, die der Chef der Reichskanzlei, Staatssekretär Hans-Heinrich Lammers, während dieses Zeitraums erwirkte und weitergab – von der Zwangssterilisation mehrerer hundert farbiger Jugendlicher bis zur Anschaffung einzelner Kunstgemälde.
Auf breiter Quellengrundlage, die neben dem zentralen Fonds der Reichskanzlei-Akten auch die Überlieferung der Reichsministerien heranzieht, entfaltet sich plastisch und doch differenziert das Panorama von Problemen, mit denen die Berliner Ministerien zu tun hatten, staatliche Entscheidungsprozesse werden transparent und nicht zuletzt die eigentlichen Ziele, die das Regime hinter dem dürren Buchstaben seiner Gesetze und Erlasse versteckte. So wird etwa deutlich, auf wie dünnem Eis der Wirtschaftsboom und die rasch erreichte Vollbeschäftigung standen. Die überhitzte Rüstungskonjunktur trieb die Löhne in die Höhe, eine dürftige Versorgung mit Konsumgütern verteuerte gleichzeitig die Lebenshaltung. Im Reichshaushalt klaffte ein Riesendefizit und gierte nach immer neuen Geldquellen. Die hohen Beiträge zur Arbeitslosenversicherung hielt man aufrecht, kassierte ihre Überschüsse direkt für den Reichshaushalt. Die Wirtschaft unterlag zunehmend dem Diktat des Vierjahresplans. Der Rohstoffmangel zwang zur Ausbeutung unrentabler Erzlager und zum Übergang auf teure Ersatzstoffe, dennoch ließ die Devisenknappheit um die Versorgung der Industrie, ja selbst um den notwendigen Vorrat an Grundnahrungsmitteln fürchten – nicht eben zufällig enthüllte Hitler im November 1937 dann seinen Vorsatz, durch einen Raubzug dieser Probleme Herr zu werden. Die Judenverfolgung schien abzuflauen, in den Plänen der Ressorts aber kündigten sich bereits neue Paukenschläge an. Und der Absolutheitsanspruch der NS-„Weltanschauung“ prallte mit dem Selbstbehauptungswillen der christlichen Kirchen in diesem Jahr so heftig aneinander wie noch nie.
AKTEN DER REICHSKANZLEI. DIE REGIERUNG HITLER 1933–1945. Herausgegeben für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Hans Günter Hockerts, für das Bundesarchiv von Hartmut Weber. Bd. IV: 1937, bearb. von Friedrich Hartmannsgruber, München: Oldenbourg 2005, LXXII und 895 Seiten. ISBN 3-486-57667-4; € 94,80.
Abbildungsvorschlag: Staatssekretär Hans-Heinrich Lammers 1937 an seinem Schreibtisch in der Reichskanzlei (download unter: http://www.badw.de/aktuell/PM_2005/Anlagen/Lammers_klein.jpg, Veröffentlichungsrechte bitte anfragen unter koblenz@barch.bund.de)
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