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„Gottes Wort deutsch“ – Ein neues interakademisches Projekt

Die Bibel wurde schon vor Martin Luther ins Deutsche übersetzt. Bereits im 14. Jahrhundert erstellte ein namentlich unbekannter Autor, den man nach dem Fundort der meisten Manuskripte als „Österreichischen Bibelübersetzer“ bezeichnet, eine umfassende und kommentierte Text-version, die als bedeutendste Leistung auf diesem Gebiet gilt. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) hat am Freitag beschlossen, die Edition und Kommentierung dieser mittelalterlichen Bibelübersetzung ab 2016 zu fördern. Das Projekt wird ge-meinsam von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt. 

 

 

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02. November 2015

Die Bibel wurde schon vor Martin Luther ins Deutsche übersetzt. Bereits im 14. Jahrhundert erstellte ein namentlich unbekannter Autor, den man nach dem Fundort der meisten Manuskripte als „Österreichischen Bibelübersetzer“ bezeichnet, eine umfassende und kommentierte Text-version, die als bedeutendste Leistung auf diesem Gebiet gilt. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) hat am Freitag beschlossen, die Edition und Kommentierung dieser mittelalterlichen Bibelübersetzung ab 2016 zu fördern. Das Projekt wird ge-meinsam von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt. 

Besonderheit und Bedeutung der untersuchten Texte liegen in ihrer sprachlichen Brillanz, in der weitgehenden Vollständigkeit, der Begleitung durch Kommentare, die das zeitgenössische Textverständnis repräsentieren, und in der Tatsache, dass als Übersetzter ein Laie tätig war, der das Recht der Laien auf die Bibel in der Volkssprache vehement verteidigte. Die Edition wird sowohl in gedruckter Form erscheinen, die den Referenztext zur weiteren Erforschung anbietet, als auch in einer digitalen Version, die vielfältige Recherchen ermöglicht. Damit wird eine Forschungsgrundlage auch für Theologen, Historiker und Kulturhistoriker sowie für verschiedene Philologien geboten. Die geplante Edition und Kommentierung wird das Verständnis für das Spätmittelalter und seine Deutung maßgeblich beeinflussen.

Das von Jens Haustein (Universität Jena), Freimut Löser (Universität Augsburg) und Martin Schubert (BBAW) beantragte Projekt hat eine Laufzeit von zwölf Jahren und ein Jahresbudget von 370.000 Euro. Es wird von einer interakademischen Kommission begleitet, die beide beteiligten Akademien gemeinsam besetzen.

Das Projekt ist im Rahmen des von Bund und Ländern finanzierten Akademienprogramms bewilligt worden. Das Akademienprogramm wird von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert. Es dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung des kulturellen Erbes und ist eines der größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland. Seine Projekte sind gekennzeichnet von wissenschaftlicher Exzellenz, zeitgemäßen Digitalisierungskonzepten, einer Open Access Strategie, kontinuierlichen Qualitätskontrollen, der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Weiterqualifizierung des Personals.

Projekt: Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch.
Zeitlicher Umfang: 2016-2027
Arbeitsstellen: Augsburg, Berlin
Kontakt: Prof. Dr. Freimut Löser, Universität Augsburg