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Globales kulturelles Erbe durch Grundlagenforschung sichern: Drei neue Projekte der BAdW im Akademienprogramm

Drei neue Vorhaben der BAdW werden im Januar 2023 starten – das hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern beschlossen. Im Mittelpunkt stehen Robert Schumanns Poetische Welt, deutsch-jüdische Sepulkralkultur sowie Verläufe und Mechanismen des Alexandrinischen Schismas im 12. Jahrhundert. Die Projekte haben eine Laufzeit von bis zu 25 Jahren und werden im Akademienprogramm von Bund und Ländern finanziert.

Die Projekte im Überblick:

„Robert Schumanns Poetische Welt. Drama – Oratorium – Vokalsymphonik – Literarisches Werk. Historisch-kritische Hybridausgabe“

Robert Schumanns dichterisches und schriftstellerisches Schaffen sowie sein substantiell damit verbundenes musikalisches Oeuvre stehen im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts in unvergleichbarer Eigenart für den musikästhetischen Diskurs. Ziel des Projekts ist die erstmalige vollständige Rekonstruktion dieser „Poetischen Welt“ Schumanns über den Weg einer historisch-kritischen Edition des zentralen Bestands an Schriften, Dichtungen und Vokalkompositionen. Das Projekt verbindet damit die editorisch-philologische Grundlagenerschließung und die rezeptionshistorisch lange überfällige Neubewertung mit einem interdisziplinären Ansatz zwischen Musik- und Literaturwissenschaft sowie den Digital Humanities.

Projektleitung: Prof. Dr. Ulrich Konrad (Würzburg); Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Frankfurt/Main); Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt (Heidelberg)
Kontakt: ulrich.konrad@uni-wuerzburg.de  
Kooperationspartner: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig

„Steinerne Zeugen digital. Deutsch-jüdische Sepulkralkultur zwischen Mittelalter und Moderne – Raum, Form, Inschrift“

In Deutschland haben sich etwa 2.400 jüdische Friedhöfe vom 11. Jahrhundert an erhalten. Kein anderes europäisches Land besitzt – trotz großer Verluste – eine vergleichbar alte, reiche und vielschichtige Überlieferung. Ihre Erhaltung, Dokumentation, Erschließung und Vermittlung ist eine Aufgabe von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Durch Auswahl, Sammlung und Edition hebräischer und hebräisch-deutscher Grabinschriften aus dem deutschsprachigen Raum seit dem 16. Jahrhundert sowie durch die Analyse der Formensprache der Grabmale und ihrer topographischen Anordnung wird das Projekt ein repräsentatives Text- und Bildkorpus erstellen, dauerhaft sichern und wissenschaftlich erschließen.

Projektleitung: Prof. Dr. Lucia Raspe (Duisburg-Essen); Prof. Dr. Susanne Talabardon (Bamberg); Prof. Dr. Mona Hess (Bamberg)
Kontakt: raspe@steinheim-institut.org ; susanne.talabardon@uni-bamberg.de ; mona.hess@uni-bamberg.de
Kooperationspartner: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste

„Die Formierung Europas durch Überwindung der Spaltung im 12. Jahrhundert“

In der Formierungsphase des hochmittelalterlichen Europas war das Alexandrinische Schisma (1159–1177) unbestritten die gravierendste Zerreißprobe. Ziel des Projekts ist eine systematische Analyse der Verläufe und Mechanismen dieses quer durch Europa verlaufenden Zerwürfnisses, das als Modell- und Vergleichsfall für übergeordnete Fragen nach Spaltungs- und Eskalationsszenarien ausgewertet werden soll. Durch seine räumlich große Erstreckung, seinen multikausalen Hintergrund und seine konfrontativen Lagerbildungen auf verschiedensten Ebenen sowie deren Überwindung eignet sich das Schisma dar-über hinaus als Beispielfall für die Bewältigung von Krisenphänomenen – auch bezüglich unserer Gegenwart.

Projektleitung: Prof. Dr. Martina Giese (Würzburg); Prof. Dr. Harald Müller (Aachen)
Kontakt: martina.giese@uni-wuerzburg.de 
Kooperationspartner: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste

Das Akademienprogramm – Exzellenz in Geisteswissenschaften

Das gemeinsame Forschungsprogramm der deutschen Wissenschaftsakademien dient der Erschließung, Sicherung und Erforschung des globalen kulturellen Erbes. Es ist das größte geisteswissenschaftliche Langzeitforschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland und wird von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert. Derzeit werden im Akademienprogramm 128 Vorhaben an 188 Arbeitsstellen bearbeitet. Das Programm fördert innovative Forschungsprojekte von überregionaler und gesamtstaatlicher Bedeutung und hoher (inter-)disziplinärer Relevanz. Die modular aufgebauten Projektvorhaben müssen auf eine Laufzeit von 12 bis 25 Jahren angelegt sein, ein Mindestvolumen von jährlich 120.000 Euro umfassen und sich in einem mehrstufigen Wettbewerbsverfahren mit ihrer exzellenten wissenschaftlichen Qualität durchsetzen. Antragsberechtigt für die Ausschreibung sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit abgeschlossener Promotion und institutioneller Anbindung in Deutschland.

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist die größte und eine der forschungsstärksten Landesakademien in Deutschland. Ihren Aufgaben als Gelehrtengemeinschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Ort des lebendigen wissenschaftlichen Dialogs mit Gesellschaft und Politik ist sie seit mehr als 250 Jahren verpflichtet. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und das kulturelle Erbe sichern. Aktuellen Fragen von hoher gesellschaftlicher Relevanz widmen sich ihre Ad hoc-Arbeitsgruppen. Die Akademie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Europas, des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation und des Walther-Meißner-Instituts für Tieftemperaturforschung. Den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern fördert sie im Jungen Kolleg. Die Akademie ist Mitglied der Akademienunion.