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Geodätische Messdaten in Concepción ergeben massive Erdverschiebungen

München. Aktuelle Messungen des Deutschen Geodätischen Forschungsinstituts bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nach dem schweren Erdbeben ergeben eine Verschiebung der Messstation im chilenischen Concepción um rund drei Meter – die größte Punktverschiebung seit Beginn des Forschungsprojekts vor 14 Jahren.

 

 

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03. März 2010

München. Aktuelle Messungen des Deutschen Geodätischen Forschungsinstituts bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nach dem schweren Erdbeben ergeben eine Verschiebung der Messstation im chilenischen Concepción um rund drei Meter – die größte Punktverschiebung seit Beginn des Forschungsprojekts vor 14 Jahren.

Das Deutsche Geodätische Forschungsinstitut (DGFI) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften führt Forschungsarbeiten zur Beobachtung und Analyse globaler Veränderungen der Erde aus. Ein Schwerpunkt seines Programms ist die kontinuierliche Berechnung der Positionen eines Netzes von GPS-Stationen in Lateinamerika im Rahmen einer internationalen Kooperation. Wöchentlich werden die Koordinaten von etwa 200 Messpunkten berechnet, die als Grundlage für verschiedene Anwendungen (z. B. Landesvermessung, Kataster, Navigation, Geoinformation) und Forschungsprojekte (z. B. globaler Klimawandel, Geodynamik, Erdkrustendeformationen) dienen.

Eine der Stationen, die das DGFI für das lateinamerikanische Netz auswertet, steht in Concepción, Chile. Sie wird vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie in Frankfurt/Main betrieben. Nach dem schweren Erdbeben vom 27. Februar 2010 liegen noch Messdaten für mehr als zwölf Stunden vor, bevor die Messungen unterbrochen wurden. Aus diesen Daten hat das DGFI nun eine Verschiebung der Station um ungefähr drei Meter berechnet. Dies ist die größte Punktverschiebung, die während der gesamten Laufzeit des Projekts seit 14 Jahren gemessen wurde. Bei einem großen Erdbeben in Arequipa, Peru, im Jahre 2001 betrug die Verschiebung nur etwa 50 Zentimeter.

Im Salzbergwerk Berchtesgaden betreibt das DGFI ein 30 Meter langes, in einem Schacht hängendes Pendel, mit dem die Eigenschwingungen der Erde untersucht werden sollen. Das Pendel wird wegen der Deformation der Erde durch die Anziehungskraft von Mond und Sonne (Erdgezeiten) mit halbtägiger Periode um etwa ein Mikrometer, das ist ein tausendstel Millimeter, ausgelenkt. Nach schweren Erdbeben (Magnitude größer als 7) wird der gesamte Erdkörper in Schwingungen versetzt, die Perioden von bis zu einer Stunde haben und über Tage anhalten. Die Auslenkung des Pendels beträgt dadurch nur ein hunderttausendstel Millimeter und kann nur mit hochpräzisen elektronischen Geräten von der Gezeitenwirkung getrennt werden. Nach dem Erdbeben von Chile zeichnete das Pendel diese kleinen Eigenschwingungen deutlich auf.

Das DGFI setzt die Auswertung und Analyse der Daten intensiv fort und wird weiterhin wesentliche Beiträge zur Erforschung des Deformationsverhaltens der Erde und zur Erdbebenforschung liefern.

Kontakt:

Hon.-Prof. Dr.-Ing. Hermann Drewes
Direktor des Deutschen Geodätischen Forschungsinstituts (DGFI) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Alfons-Goppel-Straße 11, 80539 München
Tel. 089 23031 1106, E-Mail: drewes@dgfi.badw.de
www.dgfi.badw.de