02/05
Exclusives und Kurioses: Die Münchner Kunstkammer der Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V. von Bayern
02/05
10. Januar 2005
Öffentlicher Vortrag von Dr. Lorenz Seelig (Bayerisches Nationalmuseum) in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 18. Januar 2005, 18.00 Uhr
1598 verfasste der herzogliche Rat Dr. Johann Baptist Fickler ein Inventar der von Herzog Albrecht V. gegründeten und von Herzog Wilhelm V. weiter ausgebauten Kunstkammer. Aus Anlass der Edition der in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrten Handschrift durch die Bayerische Akademie der Wissenschaften stellt Dr. Lorenz Seelig, Landeskonservator am Bayerischen Nationalmuseum München, die Rekonstruktion der Sammlung vor, die enzyklopädischen Anspruch besaß. Der Vortrag erläutert die herausragende Stellung der Münchner Kunstkammer, die im Dienst fürstlicher Repräsentation stand und mit einer Vielzahl verschiedenster Gegenstände aus Natur und Kunst in systematischer Zusammenstellung die damals bekannte Welt anschaulich widerspiegelte.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gründeten die bayerischen Herzöge nahe bei ihrer Residenz eine „Kunstkammer“, sozusagen ein frühes Universalmuseum mit rund 6.000 Objekten. Die Sammlung diente der Freude an exquisiten Kunstgegenständen ebenso wie der Belehrung auf nahezu allen Wissensgebieten. Kostbare Goldschmiedearbeiten waren dort zu sehen, antike Münzen wie Skulpturen des Mittelalters und der Renaissance, wertvolle Bücher und Kupferstiche, Gegenstände aus fremden Ländern und fernen Kontinenten, aus Ostasien und Indien, Afrika und der Neuen Welt, Gemälde von Dürer, Cranach, Altdorfer und Tizian, die sich heute als prominente Kunstwerke in den Münchner Museen befinden. Naturalien der verschiedensten Art stellten geradezu eine wissenschaftliche Lehrsammlung dar, darunter so spektakuläre Objekte wie der präparierte Elefant, den Kaiser Maximilian II. 1572 seinem Schwager Albrecht V. verehrt hatte. Modelle der fünf wichtigsten bayerischen Städte sowie Landkarten mitsamt den zugehörigen Druckstöcken, aber auch Bodenfunde und Mineralien brachten das Interesse der Fürsten am Gebiet ihrer Herrschaft zum Ausdruck. Ergänzend kamen wissenschaftliche und technische Geräte hinzu. Mit ihren zahlreichen Gemälden, den Bergkristallarbeiten und Bronzestatuetten wie auch der reichhaltigen Münzsammlung bildet sie die Keimzelle der Münchner Museen.
Der öffentliche Vortrag mit Lichtbildern findet am 18. Januar 2005 im Plenarsaal der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Marstallplatz 8, 1. Stock, statt. Beginn ist 18.00 Uhr. Freier Eintritt.
Bibliographische Angaben zur Edition: Johann Baptist Fickler, Das Inventar der Münchner herzoglichen Kunstkammer von 1598. Editionsband: Transkription der Inventarhandschrift cgm 2133, herausgegeben von Peter Diemer in Zusammenarbeit mit Elke Bujok und Dorothea Diemer. München, Verlag C.H. Beck, 2004. 319 S., 42 Abb. in s/w, (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Abhandlungen, Neue Folge, Heft 125), ISBN 376960120 3, € 90,-