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„Die Faszination für Forschung an die junge Generation weitergeben“
In seiner Rede zur Feierlichen Jahressitzung der BAdW am 2. Dezember verdeutlichte Akademiepräsident Markus Schwaiger Sinn und Verortung der Akademie in der bayerischen Wissenschaftslandschaft: Zu ihren Aufgaben zählten neben der Grundlagenforschung auch die Beratung von Politik und Gesellschaft, vorausschauende Diskussion kommender Herausforderungen und Themen sowie die Organisation von Forschungsinfrastruktur, so Schwaiger. „Über allem steht jedoch unsere Faszination, neues Wissen zu schaffen. Und diese Faszination müssen wir vor allem jungen Menschen weitergeben.“
Wissenschaftsminister Markus Blume betonte anlässlich der Jahressitzung der BAdW:
„Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ist eine Einrichtung von zentraler Bedeutung für das Wissenschaftsland Bayern. Zusammen mit der herausragenden Qualität ihrer Forschung sind Wandel und Anpassung die Exzellenzformel, die die BAdW über mehr als 260 Jahre zu einer einmaligen reputativen Größe im bayerischen Wissenschaftssystem gemacht hat. Als Netzwerkplattform für alle Disziplinen und wissenschaftlichen Einrichtungen und mit den herausragenden Möglichkeiten des Leibniz-Rechenzentrums ist die Akademie für Politik und Gesellschaft eine wichtige Stimme bei der Beantwortung der großen Zukunftsfragen. Angesichts der viel zitierten Zeitenwende, die wir gerade eindrücklich erleben, ist ihre Fähigkeit zu inneren und äußeren Reformen wichtig. Ich danke Prof. Dr. Markus Schwaiger für seinen Aufbruchswillen, den Wandel im Inneren genauso wie den gesellschaftlichen Wandel insgesamt mit nationalem und europäischem Anspruch zu gestalten.“
Sieben Forschende zeichnete die BAdW bei der Jahressitzung am 2. Dezember 2023 mit Wissenschaftspreisen aus:
- Karl-Heinz Hoffmann-Preis: Silvia Jonas (Philosophie/Mathematik, Universität Bamberg) und Alexander Free (Alte Geschichte, LMU München)
- Peregrinus-Preis: Chiara Lisciandra (Philosophie, Universität Utrecht)
- Arnold Sommerfeld-Preis: Leonhard Möckl (Biophysik, Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, Erlangen)
- Max Weber-Preis: Susanne Gaube (UCL Global Business School for Health)
- Akademiepreis der Karl Thiemig-Stiftung: Steliyana Doseva (Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation der BAdW)
- Akademiepreis: Andreas Jakob (Stadtarchiv Erlangen)
Karl-Heinz Hoffmann-Preis
Der von der Familie Ulrich L. Rohde gestiftete Karl-Heinz Hoffmann-Preis wird abwechselnd in den Geistes- und Naturwissenschaften vergeben. Im Jahr 2023 wurde der Preis geteilt und ging an eine Philosophin und einen Althistoriker.
Silvia Jonas ist eine herausragende Philosophin mit einem zukunftsweisenden wissenschaftlichen Profil an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Mathematik. Ihre Dissertation „Ineffability and its Metaphysics. The Unspeakable in Art, Religion, and Philosophy“ gilt als erste feld- und debattenübergreifende philosophische Theorie der Unsagbarkeit und setzt damit einen philosophischen Meilenstein an der Schnittstelle von Metaphysik und Sprach-, Kunst- und Religionsphilosophie. Besonders hervorzuheben sind darüber hinaus ihre innovativen Arbeiten zu mathematischen Analogien, in denen sie die methodischen und mathematischen Grundannahmen philosophischer Debatten untersucht.
Alexander Free gehört zu den herausragenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Alten Geschichte. Er hat zahlreiche Forschungsbeiträge zur antiken Geschichtsschreibung und zur Wissenskultur der Kaiserzeit vorgelegt, die in vorbildlicher Weise philologische Expertise mit historischen Fragestellungen verbinden und der Historiographieforschung wichtige Impulse geben. Seine Habilitationsschrift „Polis und Metropolis im römischen Ägypten. Städtisches Selbstverständnis in Hermupolis Magna“ stellt unser Wissen über die Geschichte der ägyptischen Städte auf eine völlig neue Grundlage.
Preis der Peregrinus-Stiftung
Der alle zwei Jahre verliehene Peregrinus-Preis ging 2023 an Chiara Lisciandra von der Universität Utrecht. Sie ist eine Philosophin mit einem höchst originellen und methodisch vielfältigen wissenschaftlichen Profil an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Dabei verfügt sie über eine profunde Kenntnis der wissenschaftlichen Zusammenhänge, wie beispielsweise ihre Arbeiten zur Entstehung sozialer Normen zeigen. Ihr interdisziplinäres Profil zeichnet sich auch dadurch aus, dass Chiara Lisciandra in ihrer Forschung verschiedene wissenschaftliche Methoden kombiniert.
Arnold Sommerfeld-Preis
Der Arnold-Sommerfeld-Preis für Natur- und Technikwissenschaften wurde 2023 an Leonhard Möckl verliehen, der am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen forscht. Er arbeitet an grundlegenden Fragestellungen, die von der Entwicklung neuartiger optischer Systeme und KI-basierter Datenanalysemethoden über moderne Verfahren zur Untersuchung der Zellmechanik bis hin zur Wirkstoffentwicklung und Translation reichen. Mit seinem breiten Methodenspektrum untersucht er derzeit eine der drängendsten Fragen der Biologie: Welche Rolle spielt die Glykokalyx bei Gesundheit und Krankheit, und wie beeinflussen sich der Zustand der Zelle und der Zustand der Glykokalyx gegenseitig?
Max Weber-Preis
Der Max-Weber-Preis für herausragende Leistungen in den Geistes- und Sozialwissenschaften wurde Susanne Gaube für ihre Dissertation „Understanding the psychological factors influencing hospital patients` and visitors` hand hygiene behavior“ verliehen. Sie untersucht den Einfluss digitaler Technologien auf klinische Entscheidungsprozesse und damit verbunden die Frage, wie die Interaktion zwischen Mensch und Technik verbessert werden kann, um eine exzellente medizinische Versorgung zu gewährleisten. Darüber hinaus erforscht sie, wie psychologische Prozesse zu einem adäquaten Infektionspräventionsverhalten im Gesundheitswesen beitragen können, insbesondere zum Schutz schwer kranker Patientinnen und Patienten. Ihre Arbeit hat einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert, da die Ergebnisse in verschiedenen klinischen Kontexten praktisch umgesetzt werden und so direkt zur Verbesserung der Patientensicherheit beitragen.
Akademiepreis der Karl-Thiemig-Stiftung für Nachwuchsforschung
Der Akademiepreis der Karl-Thiemig-Stiftung für Nachwuchsforschung, der an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BAdW vergeben wird, ging an Steliyana Doseva. Sie forscht am Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) der BAdW zur Regulierung digitaler Videoplattformen. Seit Beginn ihrer Tätigkeit am bidt hat sie eine bemerkenswerte wissenschaftliche Aktivität entfaltet, die national und international Anerkennung fand. Mit ihren Forschungsergebnissen hat sie Beiträge zu hochaktuellen und gesellschaftlich relevanten Fragestellungen wie der Regulierung von Kommunikationsplattformen geleistet. In diesem Zusammenhang beschäftigt sie sich unter anderem mit der Frage, wie Hate Speech im Internet besser eingedämmt werden kann.
Akademiepreis
Der Akademiepreis wird an Personen verliehen, die nicht hauptberuflich in der Wissenschaft tätig sind. Andreas Jakob ist Leiter des Stadtarchivs Erlangen. Weit über seine Tätigkeit als akribisch arbeitender Archivar hinaus hat er eine außergewöhnliche Fülle von qualitätvollen wissenschaftlichen Publikationen vorgelegt, die zugleich einen breiten Interessentenkreis auch außerhalb der engeren Wissenschaft ansprechen. Dabei hat er sich insbesondere der bayerischen und mittelfränkischen Landesgeschichte gewidmet und wichtige Grundlagenarbeit geleistet. In diesem Zusammenhang hat Andreas Jakob erstmals auch Studien zum Nationalsozialismus in Erlangen vorgelegt.
Pressefotos der einzelnen Preisträgerinnen und Preisträger mit dem Akademiepräsidenten erhalten Sie auf Nachfrage gern bei der Pressestelle der Akademie: presse@badw.de
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist die größte und eine der ältesten Akademien in Deutschland. Ihren Aufgaben als Gelehrtengesellschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Ort des lebendigen wissenschaftlichen Dialogs mit Gesellschaft und Politik ist sie seit mehr als 250 Jahren verpflichtet. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und das kulturelle Erbe sichern. Die Akademie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Europas, des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation und des Walther-Meißner-Instituts für Tieftemperaturforschung. Den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern fördert sie in ihrem Jungen Kolleg. Die Akademie ist Mitglied in der Akademienunion.