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Bericht über die Zukunft des Europäischen Wissenschaftsnetzes GÉANT veröffentlicht
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11. Oktober 2011
Eine international hochkarätig besetzte Expertengruppe unter deutscher Beteiligung hat am vergangenen Dienstag, dem 4. Oktober 2011 einen gemeinsamen Bericht über die Zukunft der europäischen Wissenschaftsnetze an die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Neelie Kroes übergeben.
Der Report "Knowledge without Borders: GÉANT 2020 as the European Communications Commons" stellt eine Analyse zur Zukunft des pan-europäischen Forschungsnetzes GÉANT und der nationalen Forschungsnetze wie dem DFN in Deutschland dar. Das Papier enthält Empfehlungen für künftige Strategien und Finanzierungsformen des europäischen Forschungsnetzes und stellt einen Aktionsplan zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und der Innovationsfähigkeit des europäischen Wissenschaftsraumes auf. Es gibt einen Überblick über die Entwicklung der europäischen Forschungslandschaft in den kommenden zehn Jahren und enthält Antworten auf die Frage, wie Netze in Zukunft beschaffen sein müssen, um Wissenschaft und Forschung in Europa optimal mit Konnektivität zu unterstützen.
Als europaweites Pendant zum Deutschen Forschungsnetz, welches national 700 Einrichtungen mit ca. 2,5 Millionen Wissenschaftlern und Studierenden versorgt, spielt der europäische Forschungsbackbone GÉANT seit über einer Dekade eine zentrale Rolle in der Vernetzung der internationalen Wissenschaft. GÉANT verbindet die nationalen Wissenschaftsnetze von 40 Staaten in und um Europa direkt miteinander und wird von bis zu 40 Millionen Teilnehmern an Hochschulen und Forschungseinrichtungen genutzt. Neben der alltäglichen Kommunikation in Lehre und Forschung versorgt GÉANT gemeinsam mit den nationalen Forschungsnetzen auch eine Vielzahl so genannter Grand-Challenge-Projekte und internationale Forschungsverbünde mit Netzverbindungen wie z. B. das CERN in Genf oder den europaweiten Verbund von Supercomputern PRACE.
Die Expertengruppe erwartet nicht nur ein exponentielles Wachstum des Datenverkehrs über die Wissenschaftsnetze in den kommenden Jahren, sondern auch die Entwicklung zusätzlicher Dienstleistungen und Nutzungsarten. So ist der in der Vergangenheit als innovatives Hilfsmittel für GÉANT entwickelte Dienst eduroam mittlerweile fest in der europäischen Wissenschaft etabliert.
Organisiert und betrieben wird GÉANT durch DANTE Ltd., ein von mehreren europäischen Forschungsnetz-Organisationen gegründetes Unternehmen, dessen Sitz in Cambridge, Großbritannien liegt. Das Deutsche Forschungsnetz DFN hält als einer der Gründer von DANTE 17,25% der Anteile. Die erfolgreiche Arbeit von DANTE beim Betrieb des GÉANT wird von der Europäischen Kommission in der aktuellen Ausbaustufe des Netzes mit 93 Millionen Euro über einen Zeitraum von vier Jahren gefördert.
Mit der Einberufung der Expertengruppe, an der neben Vertretern nationaler Forschungsnetze auch externe Wissenschaftsexperten wie Prof. Dr. Arndt Bode, Direktor des Leibniz-Rechenzentrums und Lehrstuhlinhaber an der Technischen Universität München, teilnahmen, hat die Europäische Kommission ihrem Willen Ausdruck verliehen, die Vernetzung der europäischen Wissenschaften über das aktuelle Rahmenprogramm hinaus aktiv zu gestalten und zu fördern.
Das Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreibt das Münchner Wissenschaftsnetz (MWN) als lokales Forschungsnetz für die Münchner Universitäten und Hochschulen, die Bayerische Akademie der Wissenschaften und viele weitere Forschungseinrichtungen. Das LRZ ist Mitglied beim Deutschen Forschungsnetz (DFN) und als Kompetenzzentrum für die anderen bayerischen Universitäten und Hochschulen beratend tätig. GÉANT und das vom DFN betriebene nationale Forschungsnetz bilden das technische Rückgrat für die Kommunikation der Münchner und bayerischen Wissenschaft auf europäischer und internationaler Ebene und stellen damit eine unverzichtbare Komponente für das wissenschaftliche Arbeiten dar.
"Die Leistungsfähigkeit und Dimensionierung des GÉANT garantiert, dass Europa auch in Zukunft zu den führenden Forschungsregionen weltweit gehören wird", so Neelie Kroes. „Vor dem Hintergrund seiner Erfolge muss das GÉANT sich nun ganz auf die Anforderungen der kommenden Dekade fokussieren. Speziell aus diesem Grund hat die Kommission die international besetzte Expertengruppe einberufen mit dem Ziel, künftige Strategien zu entwickeln und zu benennen. Ich bin sicher, dass der von den Wissenschaftlern erarbeitete Report ein unschätzbarer Input für die Ausarbeitung für Forschungs-, Innovations- und e-Infrastruktur-Richtlinien nicht nur auf der Ebene der Europäischen Kommission, sondern auch für die nationalen Forschungsnetze Europas sein wird.“
Das Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften auf dem Forschungscampus in Garching ist der Dienstleister auf dem Gebiet der Informationsverarbeitung für die Münchner Hochschulen. Es stellt mit dem Münchner Wissenschaftsnetz (MWN) eine leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur für die Wissenschaften bereit und betreibt umfangreiche Datensicherungssysteme (Archivierung und Backup). Darüber hinaus ist das LRZ nationales Supercomputing Centre und Teil des Gauss Centre for Supercomputing, das von den drei nationalen Höchstleistungsrechenzentren (Garching, Jülich, Stuttgart) gebildet wird.