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Aus bislang unveröffentlichtem Nachlass Schellings wird hybride Edition

• DFG fördert 12-Jahres-Projekt der Universität Freiburg und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit sechs Millionen Euro

• Forschende erschließen Schellings Nachlass aus seiner Münchener Lebensphase (1811–1841)

• Wissenschaftliche Edition wird hybrid publiziert – komplett digital und in Auszügen gedruckt

 

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) gehört neben Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte und Georg Wilhelm Friedrich Hegel zu den zentralen Autoren der klassischen deutschen Philosophie. Doch bislang sind nicht alle seine Werke und Schriften ediert. Ein Team um Prof. Dr. Philipp Schwab und Prof. Dr. Lore Hühn vom Philosophischen Seminar an der Universität Freiburg und PD Dr. Christoph Binkelmann sowie Dr. Eckhart Arnold von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) in München hat sich zur Aufgabe gemacht, den letzten großen unpublizierten Nachlass von F.W.J. Schelling umfassend zu bearbeiten und der Öffentlichkeit in einer hybriden Edition zugänglich zu machen. Neben der kompletten digitalen Ausgabe werden zentrale Texte auch gedruckt erscheinen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt zwölf Jahre lang mit sechs Millionen Euro. „Wir sind sehr dankbar, dass wir diese Langzeitförderung der DFG erhalten haben. Sie ermöglicht uns, eine noch große Lücke zu Schellings Schaffen und Wirken zu schließen“, sagt Lore Hühn. „Die BAdW wahrt das Andenken an ihren ehemaligen Präsidenten auf vielfältige Weise: unter anderem durch den Schelling-Preis und das Schelling-Forum. Genauso wichtig ist uns aber die Erschließung seines Werks, zu der das Projekt einen wichtigen Beitrag leistet“, so Akademiepräsident Thomas O. Höllmann.

Schellings Lebensphase in München ist bislang noch nicht systematisch erschlossen

Schelling zählt zu den Begründern des deutschen Idealismus. Er wirkte wie kein anderer über die Grenzen der Philosophie hinaus, in dem er mit seiner Natur-, Kunst- und Geschichtsphilosophie die Ausbildung und Diskurse anderer Wissenschaftsdisziplinen prägte. Zudem war Schelling politisch aktiv und leitete bedeutende wissenschaftliche Institutionen. Der bislang noch nicht systematisch erschlossene Nachlass aus Schellings Lebensphase in München (1811–1841) stellt die Forschenden vor besondere Herausforderungen: In dieser Zeit – in der er unter anderem Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war – wirkte Schelling vor allem durch Vorlesungen und Korrespondenzen. Zwar arbeitete er an einem nie publizierten Hauptwerk, seine Gedanken sind aber nur in einer Vielzahl heterogener und ungeordneter Texte, vor allem Vorlesungsnachschriften, Konzepten, Tagebüchern und Briefen niedergeschrieben. „Wir werden Schellings ungeordnete Notizen Schritt für Schritt chronologisch aufarbeiten, entziffern und transkribieren. Dabei wollen wir ihre Verbindung zueinander herausarbeiten und sie in zeitgenössische Diskurse einordnen“, erläutert Philipp Schwab. Insgesamt fünf wissenschaftliche Mittarbeiter*innen sind mit der Edition befasst.

Über die Fachgrenzen der Philosophie hinaus Grundlagen schaffen

„Die Edition soll über die Fachgrenzen der Philosophie hinaus für die wissenschaftliche Forschung eine verlässliche Grundlage schaffen, um die Entwicklung der Wissenschaften und des modernen Wissensverständnisses im Ausgang von der klassischen deutschen Philosophie angemessen erörtern zu können“, so Christoph Binkelmann von der BAdW. Insbesondere zu vier Themen erwartet sich das Forschungsteam neue Einsichten: Zur Transformation von Wissen(schaft)sverständnis und -kommunikation, zum Wandel der wissenschaftlichen Institutionen sowie zum Wandel der wissenschaftlichen Vermittlungsformen und der Entstehung einer Wissensgesellschaft.

Zusammenarbeit zwischen Freiburg und München ist bereits etabliert

Von 1980 bis 2020 erarbeitete die Bayerische Akademie der Wissenschaften in 33 Bänden die Historisch-Kritische Ausgabe der Schriften Schellings – dies ist die erste wissenschaftliche, textkritische Edition von Schellings Werk. In diesem Rahmen hatten Schwab und Hühn bereits Schellings „Erlanger Vorträge“ von 1821 editiert, Binkelmann wirkte über viele Jahre als wissenschaftlicher Sekretär der Kommission. Die Kooperation zwischen der Universität Freiburg und der Münchner Akademie ist also bereits etabliert.

Auch an der Universität Freiburg ist das Werk F.W.J. Schellings seit vielen Jahren ein Forschungsschwerpunkt. So befasste sich etwa von 2016 bis 2022 eine Tenure Track Professur unter Leitung von Philipp Schwab zur klassischen deutschen Philosophie und ihrer Rezeption in Verbindung mit einer Emmy-Noether-Forschungsgruppe mit dem Verhältnis zwischen Schelling und Hegel. Hühn und Schwab sind ferner Herausgeber des führenden Publikationsorgans der Schelling-Forschung, der peer-review-Zeitschrift Schelling-Studien. Hühn ist zudem seit über zehn Jahren Präsidentin der Internationalen Schelling-Gesellschaft.

Kontakt:
Prof. Dr. Philipp Schwab
Philosophisches Seminar
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-96877
E-Mail: philipp.schwab@philosophie.uni-freiburg.de

PD Dr. Christoph Binkelmann
Wiss. Projektkoordinator „Schelling in München“
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Tel.: 089/23031-1232
E-Mail: Christoph.Binkelmann@schelling.badw.de

Franziska Becker
Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-54271
E-Mail: franziska.becker@pr.uni-freiburg.de