18. Jahrhundert
1720
Seit Beginn des 18. Jahrhunderts gibt es in Bayern Bemühungen, Anschluss an die europäische Akademiebewegung zu erlangen. Allerdings existiert die 1720 gegründete „Academia Carola Albertina“, eine frühe Vorläuferin der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, nicht lange.

1722
Ein weiterer Vorläufer der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war die 1722 gegründete Gesellschaft „Parnassus Boicus oder neu-eröffneter Musenberg“. In ihr waren gelehrte Laien und Geistliche, in erster Linie Ordensleute der Augustiner-Chorherren und Augustiner-Eremiten, versammelt. Ihr aufgeklärter Katholizismus weltlicher Prägung gab der bayerischen Akademiebewegung ihre speziellen Wurzeln. Das Organ der Gesellschaft war die gleichnamige Zeitschrift, von der bis 1740 fünf Bände erschienen. Ihr Zweck war die Erforschung der Natur und die Förderung der bayerischen Geschichte.
Der „Parnassus Boicus“ erschien kriegsbedingt 1740 zum letzten Mal. Eine Institution, die den Gedanken kritischer Natur- und Geschichtsforschung hätte weitertragen können, existierte danach zunächst nicht mehr.
Auf den "Parnassus Boicus" nimmt auch die Gründungsurkunde der Akademie von 1759 ausdrücklich Bezug.

1758
Um die Kontinuität des neuen Wissenschafts-
verständnisses in Bayern zu sichern, gründet der Hofrats am Münz- und Bergkollegium in München, Johann Georg von Lori (1723–1787), am 12.10.1758 die „Bayerische Gelehrte Gesellschaft“ in der Nachfolge des Parnassus Boicus.
Ziel ist von Anfang an die Erhebung der Gesellschaft in den Rang einer kurfürstlichen Akademie, die der Forschung und dem wissenschaftlichen Fortschritt dienen sollte.

1758
Neben Johann Georg von Lori sind der kurfürstliche Münz- und Bergrat Dominicus von Linprun und der Kommerzienrat Franz Xaver Stubenrauch unter den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft. Lori entwirft „Gesetze“, die bereits deutlich die Struktur einer Akademie erkennen lassen.
Erster Präsident der Gesellschaft wird der Vorsitzende des Münz- und Bergwerkskollegiums (und damit Vorgesetzte Loris), Sigmund Graf von und zu Haimhausen, der Dank seiner guten Verbindungen zum Hof den Weg zum Kurfürsten ebnet.

1759
Der von Kurfürst Max III. Joseph unterzeichnete Stiftungsbrief der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ist auf den 28. März 1759 datiert, seinen Geburtstag. Die Statuten der Akademie bestätigt er am 25. Juni 1759. Finanziert wurde die Akademie vorerst aus den Steuereinnahmen des Kalenderwesens.
Mit der Gründung erhält die Residenzstadt München erstmals eine vom Landesherrn finanzierte große staatliche Wissenschaftseinrichtung. Die Universität befindet sich zu dieser Zeit noch in Ingolstadt.

1759
Von Anfang an wählt die Akademie ihre Mitglieder ohne Ansehen von Religion oder Nationalität. Die Aufnahme erfolgte damals durch Einreichung und Annahme einer Abhandlung. Unter den 88 Mitgliedern des Gründungsjahres sind 19 Protestanten – zu einer Zeit, als in München kein Protestant das Bürgerrecht erhalten konnte.
Die Mitglieder teilen sich in zwei Klassen, eine historische (heute: Philosophisch-historische) und eine philosophische (heute: Mathematisch-naturwissenschaftliche) Klasse. Erstere hatte die Aufgabe, Urkunden, Briefe, Aufschriften und Altertümer zu erheben, zu sammeln und kritisch zu bearbeiten. Darüber hinaus sollte sie sich der Geschichte Bayerns widmen und Wörterbücher zu erstellen.
Aufgabe der zweiten Klasse sollte es sein, die Natur zu erforschen, im In- und Ausland Naturalien zu sammeln und chemisch zu untersuchen sowie wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfindungen zum Nutzen von Landwirtschaft, Handwerk, Berg- und Hüttenwesen zu verbreiten. Weitere Aufgaben waren die Unterbreitung von Vorschlägen zur Landesvermessung, astronomische Beobachtungen, die Anwendung meteorologischer Methoden zur Erforschung der Natur, der Wasserwirtschaft und des Kalenderwesen sowie statistische Aufgaben.
1760
In den Anfangsjahren verfügt die Akademie nicht über eigenen Räumlichkeiten und tagt zunächst in der Burggasse 5, dann in der Wohnung des Präsidenten Haimhausen, später in einigen Zimmern neben der Hofbibliothek.
Der erste feste Sitz der Akademie befand sich ab 1760 in der Nähe des Schwabinger Stadttores, in einem Fuggerschen Besitz zwischen Theatiner- und Faulhaberstraße (heutige „Fünf Höfe“).
1761
Am 6. Juni luden die Mitglieder in die akademieeigene Sternwarte am sogenannten Rockerl im Bereich des heutigen Geländes der Obersten Baubehörde ein: Sie beobachteten den Durchgang der Venus durch die Sonne - ein äußerst seltenes Ereignis. Die vielbeachtete, öffentliche Vorführung rückt die Forschungsaktivitäten der Akademie erstmals sichtbar ins Bewusstsein der Münchner Bevölkerung.

1763
Die Sammlung und Edition altbayerischer Urkunden unter dem Titel „Monumenta Boica“ begründet den besonderen historischen Schwerpunkt der Akademie und Münchens als Zentrum historischer Forschung in Deutschland. Der erste Band erscheint 1763, insgesamt umfasst die Sammlung heute rund 100 umfangreiche Bände.

1779
Neben der historischen und der philosophischen Klasse richtet die Akademie 1779 eine Belletristische Klasse ein, die sich mit Literatur, Theater, Sprache und den schönen Künsten befasst. 1785 wird sie unter Kurfürst Karl Theodor bereits wieder geschlossen: Einige ihrer Mitglieder standen im Verdacht, dem 1785 verbotenen Illuminatenorden anzugehören.

1781
Bereits 1759 begannen an der Akademie systematische Wetterbeobachtungen. Sie werden ab 1781 auf dem Hohenpeißenberg südwestlich von München fortgesetzt und auch publiziert. Erst 1934 wird die Landeswetterwarte in den neu gegründeten Reichswetterdienst integriert, heute wird sie vom Deutschen Wetterdienst betrieben.
Die Messreihe vom Hohenpeißenberg zählt zu den längsten und homogensten Reihen in Europa. Sie hat weltweilt für die Wetter- und Klimaforschung einen besonderen Stellenwert.

1783
Die Akademie zieht in das so genannte "Wilhelminum" um, das weitläufige Kollegiengebäude des aufgelösten Jesuitenordens an der Neuhauser Straße. Hier wird sie bis zum Zweiten Weltkrieg beheimatet sein.

1786
Am 21. März wenden die Mitglieder der Akademie als Verfahren zur jährlichen Zuwahl erstmals die Kugelung, auch Ballotage genannt, an.
Die Kugelung ist eine effektive, geheime Abstimmung mit weißen und schwarzen Holzkugeln. Die anwesenden Stimmberechtigten geben mit einer weißen Kugel eine Ja-, und mit der schwarzen Kugel eine Neinstimme ab. Mit diesem Verfahren wählt die Akademie bis heute ihre Mitglieder.