J a h r b u c h ‘ ’ ‘ ž Informatik I Forschung Ein frühes Stadium der žD-Rekonstruktion lässt bereits die großen Ausmaße der ursprünglichen Villa erkennen. Im Austausch ein historisches Gebäude ausgestalten „Die digitale Rekonstruktion haben wir mit dem LRZ in ständi- gem Austausch entwickelt“, berichtet Einwag. Bilder und Grund- risse bildeten die Grundlage für ein erstes žD-Modell im Photo- grammetrie-Verfahren. „Wir hatten nur vage Anhaltspunkte zur Gebäudestruktur, konnten nicht alle Bilder der Ausgrabungs- stätte genau interpretieren und mussten also immer wieder nachfragen und unsere Arbeiten mit dem Archäologen-Team abklären“, ergänzt Kristian Weinand, damals studentischer Mit- arbeiter des LRZ und heute žD-Artist. „Aus den Fotos berechne- ten wir mit der Software Autodesk ReCap ein žD-Modell, und damit hatten wir eine genauere Vorstellung von Haus und Ge- lände.“ Schrittweise konnte danach mit der Software Blender die Villa gerendert und dabei auch die Texturen der Wände und Böden sowie die Lichtverhältnisse gestaltet werden. Zur Umset- zung dieses detaillierten Modells in VR kam das Programm Un- real Engine § zum Einsatz. „So entstanden ein Render-Video so- wie eine VR-Anwendung für die LRZ-CAVE“, sagt Thomas Odaker. „Daraus können wiederum Applikationen für die Nutzung mit Head-Mounted-Displays abgeleitet werden, andererseits sol- len Villa und Umgebung lebendiger, also mit Bildern von Men- schen und Gegenständen ausgestattet werden.“ So wären die Raum- und Größenverhältnisse in der Villa besser einzuschätzen, könnten die in Briefen und anderen Zeugnissen dokumentierten Lebensweisen veranschaulicht werden. „Das digitale Modell ist jetzt vorführbar“, sagt Archäologin Otto, „aber sicher kein End- produkt, wir wollen und sollten das ausbauen – wenigstens die virtuelle Tour durchs Haus vertonen oder verschriftlichen.“ Zur Finanzierung dieses Aufwands, der durch die vielen Funde bei der Ausgrabung sowie Dokumente durchaus möglich wäre, ist weiterhin Unterstützung gesucht. „Mit Head-Mounted-Dis- plays können Studierende mit dem Modell arbeiten“, sagt Otto, „und in dem digitalen Modell werden wir Arbeitshypothesen klä- ren können – etwa zu den Lichtverhältnissen in den Räumen, zur Anzahl von Fenstern, zur Lage von Tü- ren, aber auch zum Leben in dieser Villa.“ KO N TA K T L e i b n i z - R e c h e n z e nt r u m B olt z ma n n s t r. Ž„ G a r c h i n g b . M ü n c h e n Te l . : + „ ( ) - l r z . de VO R S I T Z E N D E R D E S D I R E K TO R I U M S : D i e t e r K ra n z l mü l le r le it u n g @ l r z . de Luftaufnahmen vom Originalschauplatz zeigen den Grundriss der Villa und liefern Informationen für die digitale Nachbildung. me, verteilt auf zwei Stockwerke, und bot insgesamt eine Flä- che von ‘ž± Quadratmetern“, erklärt Berthold Einwag, der das Digitalisierungsprojekt koordinierte. „Aus Briefen und anderen Zeugnissen wissen wir, dass das Haus verschwenderisch aus- gestattet war, dass hier repräsentiert wurde und Opferrituale für die Tempelgemeinde durchgeführt wurden.“ Bei der Digitalisierung halfen Fotos, Skizzen, Planzeichnun- gen, die das Team um Otto und Einwag in zwei Ausgrabungen ‘’Žª und ‘’Ž¶ sammeln konnte. Ur liegt im Süden des heutigen Irak, wurde bereits in den Ž¶‘’er Jahren von dem britischen Ar- chäologen Leonard Woolley entdeckt und zum Teil ausgegraben. „Man hat früher anders gegraben als heute, damals waren zwei Wissenschaftler plus «’’ Arbeiter am Werk, die wenig darauf achteten, wo was lag, und auch kein Interesse an der Nutzung der Häuser, ihrer Einrichtung und der Lebensweise hatten“, er- zählt Otto. „Aber genau das hat uns interessiert, wir haben je- den Millimeter der Villa erkundet, genau dokumentiert, wo Res- te von Wänden, Türen und Einbrüche des oberen Stockwerkes lagen und natürlich auch auf Scherben, Inschriften, Siegel, Ab- fälle geachtet.“ Mit jedem Detail wurde der Eindruck von der Villa sowie der Lebensweise an der südlichen Stadtmauer von Ur genauer, vielfältiger und es wuchs die Erkenntnis, dass um den Nigal-Tempel eher reiche Menschen mit großen Haushal- ten wohnten. Sîn-nd beispielsweise war oft unterwegs, sei- ne Frau beaufsichtigte viele Bedienstete und verköstigte Besu- cher des Tempels. Z R L s e d C ‘ V m a n i t r e p x E - R V , r o p u z C a y a M n o v t r e i s i l a e r l l e d o M D ž - , U M L / o t t O t i e h l e d A n o v l a i r e t a m a n l i g i r O : . b b A